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Grundwache

Grundwache

Titel: Grundwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurent Bach
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er.
    Vitali drängte sich erneut an ihn, küsste ihn auf Mund, Stirn und Augen. Alexej tastete über den schmalen Körper, als wollte er Maß nehmen für die benötigte Kraft, die er einsetzen musste. Diese Brust hatte er oft gestreichelt und geküsst, diesen Bauchnabel zärtlich umrundet und sich gegen diesen Hintern gepresst.
    „Kann ich dich mit diesem Idioten alleinlassen?“, fragte Vitali mit einem Seitenblick auf Kolja.
    „ Du hast mich geopfert, also was soll’s?“, wiederholte Alexej. Beschämt senkte Vitali seinen Kopf.
    „Danke“, sagte er dann leise. „Leb wohl.“
    Ein letztes Mal küssten sie sich. Tränen standen in Vitalis Augen, er zog die Nase hoch. Sie fassten sich an den Händen, fühlten kaum ihre Fingerspitzen vor lauter Kälte. Die Lichtstrahlen der Taschenlampe brachen sich im verölten Wasser. Vitali schwamm vor ihm im Raum, Alexej drückte seinen Fuß hinter eine Leitung, damit er nicht abrutschte.
    „Atme aus“, sagte Alexej. Vitali nickte und richtete seine braunen Augen auf ihn. Langsam ließ er die Luft aus den Lungen, hustete noch einmal kurz. Gerade, als er nach dem Hustenanfall wieder Luft holen wollte, raffte Alexej all seinen Mut zusammen und drückte seinen Kopf abwärts. Sofort ging sein Freund unter, die Hände ragten noch über die Wasseroberfläche. Alexej weinte, er konnte die Tränen nicht zurückhalten. Zuerst hielt Vitali still, dann spürte er eine Erschütterung unter seinen Fingern. Er drückte mit aller Kraft, hielt seinen Kopf praktisch fest. Der Körper bäumte sich auf.
    „Was tust du da?“ rief Kolja.
    „Er will es so“, heulte Alexej. „Hilf mir!“
    Doch Kolja verzog sein Gesicht zu einer verzerrten Grimasse und wandte sich ab.
    Vitali kämpfte, doch Alexej hielt mit aller Macht dagegen. Das Wasser schäumte und wirbelte. Doch zu seiner Erleichterung dauerte es nicht lange, bis Vitalis Bewegungen nachließen und er schließlich schlaff in seinen Händen hing. Schluchzend und schnaufend zog Alexej den Körper an sich und schaute ihm ins Gesicht. Der Mund war leicht geöffnet. Er küsste ihn auf die geschlossenen Augen.
    „Leb wohl, mein Freund“, flüsterte er. Er hatte ihn getötet , doch seltsamerweise fühlte er keine Schuld, sondern Erleichterung. Er wischte sich die Tränen vom Gesicht. Nun wurde es Zeit für ihn. Wer weiß? Vielleicht würden sie sich wiedersehen, schon bald.
    Kolja kam auf ihn zu, schwamm zu ihm hinüber und betrachtete den Toten. Eine Weile schwiegen sie, dann schaute Kolja ihn fragend an.
    „Was ist so anders bei euch? Was hat dich an ihm interessiert?“
    Alexej musste husten. Der Todeskampf hatte ihn Kraft gekostet und er hatte keine Lust mehr, Kolja über das schwule Leben aufzuklären.
    „Wenn du mich gestern gefragt hättest, Kolja ... Ich kann nicht mehr.“
    „Du hast ihn umgebracht. Das hätte ich nicht gedacht.“
    Alexej betrachtete Vitalis Hand, sie war so weiß und durchscheinend, mit runzeligen Innenflächen, dann schob er ihn behutsam in die Mitte des Raums. Kolja machte ihm schweigend Platz. Mit einem letzten Streicheln über den Kopf ließ er den Leichnam ins Wasser sinken. Bald verschwand er in der diffusen Brühe und war nicht mehr zu sehen.
    Dann wandte er sich Kolja zu, dessen Brustkasten doppelt so breit war wie der seines Freundes.
    „So, das hättest du also von einem Schwulen nicht gedacht. Das willst du doch sagen, oder?“
    „Ja“, gab Kolja zu und schüttelte den Kopf. „Du hast Rückgrat gezeigt. Nicht wie jemand, der sich in den Arsch ficken lässt.“
    „Kolja, du bist und bleibst ein Idiot.“
    „Ja, aber ich habe ein Messer.“
    Mit diesen Worten zog er ein Schweizer Taschenmesser aus seiner Hosentasche und klappte eine Klinge auf.
    „Und siehst du, wie wir das machen? So.“
    Mit diesen Worten setzte Kolja des Messer an seinen Unterarm und wollte ihn aufschlitzen. Doch als die erste Ritze gezogen war, hielt er inne und betrachtete das austretende Blut voller Ekel.
    „Kannst du kein Blut sehen?“, fragte Alexej.
    Kolja schaute weg und schüttelte sachte den Kopf.
    „Aber Urin auf Schwule schütten, da s kannst du“, seufzte er.
    Kolja biss sich auf die Lippen, d ann hustete er.
    „Warum hast du Wladimir nicht geholfen?“, fragte Alexej streng. „Einen solchen Tod verdient niemand.“
    „Ich konnte nicht. Du weißt, wie das spritzt.“
    „Mein Gott, stellst du dich an“, keuchte Alexej und schnappte nach Luft.
    Kolja schaute ihn fest an. Auch er hechelte die graue Luft

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