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Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Titel: Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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hier (Herrn Oberst Samek) zur strengen
     Bestrafung gemeldet (Ort Sozolinkow, Bez. Dergatschi). Die Übergriffe der Starosten und Milizen sind besonders dadurch sehr
     schwerwiegender Art, daß die Genannten zu ihrer Rechtfertigung meist behaupten, das alles geschehe im Namen der Deutschen
     Wehrmacht. In Wahrheit hat sich die letztere fast durchwegs hervorragend verständnisvoll gegen Facharbeiter und die ukrainische
     Bevölkerung betragen. Dasselbe kann jedoch von manchen Verwaltungsstellen nicht gesagt werden. Zur Illustrierung des Obengesagten
     sei erwähnt, daß einmal eine Frau mit nicht viel mehr als einem Hemd bekleidet ankam.«
     
    »Auf Grund gemeldeter Vorfälle muß auch darauf hingewiesen werden, daß es unverantwortlich ist, die Arbeiter im Waggon viele
     Stunden eingesperrt zu halten, so daß sie nicht einmal ihre Notdurft verrichten können. Zum Trinkwasserholen, Waschen, Austreten
     muß dem Transport selbstverständlich von Zeit zu Zeit Gelegenheit gegeben werden. Es sind Waggons gezeigt worden, die von
     den Leuten durchlöchert wurden, damit sie ihre Notdurft |293| verrichten konnten. Das Austretenlassen muß allerdings bei Annäherung an größere Bahnhöfe möglichst außerhalb derselben erfolgen.«
     
    »Von Entlausungsanstalten wurden insofern Mißstände bekannt, als dort teils männliche Bedienung oder andere Männer sich unter
     den Frauen und Mädchen im Duschraum betätigten oder herumtrieben – sogar mit Einseifung Dienst taten! – und umgekehrt bei
     den Männern Frauenpersonen, teils Männer längere Zeit in den Frauenduschräumen fotografierten. Da es sich bei der ukr. Landbevölkerung,
     die in den letzten Monaten hauptsächlich abtransportiert wurde, was den weiblichen Bevölkerungsteil betrifft, um sittlich
     sehr gesunde und an strenge Zucht gewöhnte Frauen handelt, muß eine solche Behandlung als Volksentehrung empfunden werden.
     Die erstgenannten Mißstände sind inzwischen unseres Wissens durch Eingreifen der Transportführer beseitigt worden. Das Fotografieren
     wurde uns aus Halle gemeldet, das erstere aus Kiewerce.«
     
    Hat etwa die Sexwelle damals schon angefangen, und sind manche Fotos, die man uns heute aufdrängt, vielleicht in Entlausungsanstalten
     für osteuropäische Sklaven geschossen worden?
    Nun, wichtig ist zu erkennen, daß die Eroberung von Weltteilen oder Welten keineswegs so einfach ist und daß auch diese Leute
     ihre Probleme hatten und daß sie sie mit deutscher Gründlichkeit zu regeln versuchten und mit deutscher Akribie aktenkundig
     machten. Nur nichts improvisieren! Notdurft bleibt Notdurft, und es geht nun einmal nicht, daß man Menschen, die man hinrichten
     soll, schon als Tote angeliefert bekommt! Das ist eine Schweinerei und muß geahndet werden, und es geht auch nicht, daß Männer
     Frauen und Frauen Männer bei der Entlausung |294| ein- und abseifen und daß da auch noch fotografiert wird! Das geht einfach nicht. Da bleiben weder Hände noch Leinwand sauber.
     Haben sich da Sittenstrolche und Unholde in einen »an sich« völlig korrekten Vorgang eingeschaltet?
    Da der Leichenstreit = Streit um Leichenteile inzwischen ein typisches Merkmal des modernen konventionellen Krieges geworden
     ist, Sittenstrolche und Unholde sich – und das in Uniform – zugegebenermaßen an Frauen vergehen und das sogar fotografieren,
     braucht der Leser nicht weiter mit ähnlichen Hinweisen gelangweilt zu werden.
    Nur: wie und wo sollten sie alle überleben, die schwangere Leni, der übersensible Boris, die energische Lotte, die viel zu
     barmherzige Margret, Grundtsch, dieser Erdenwurm, und Pelzer, der nie ein Unmensch gewesen ist? Was wird im März 1945 aus
     unserer Marja, aus Bogakov und Viktor Genrichovič, aus dem alten Gruyten und vielen anderen mehr?
     
    Zunächst sorgte Boris ungefähr um die Jahreswende 44/45 für eine völlig überflüssige Komplikation, über die Leni nichts, Margret
     alles erzählt, von der Lotte und Marja nichts wissen. Margret, inzwischen strengstens bewacht, damit der Verf. ihr nichts
     mehr zustecken kann (Der Arzt zum Verf.: »Sie muß einfach jetzt einmal vier, fünf Wochen hungern, wissen Sie, damit wir ihren
     endokrinen und exokrinen Haushalt halbwegs hinkriegen: die ist so durcheinander, daß sie aus den Brustwarzen weinen und aus
     der Nase urinieren könnte. Also: Sprechen, ja, mitbringen nichts.«), Margret, schon an Askese gewöhnt, sogar Heilung von ihr
     erhoffend: »Aber ne Aktive können Sie mir geben

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