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Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Titel: Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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habe gesündigt, o Vater, gröblich habe ich gesündigt wider den Himmel und wider dich, ich habe
     geirrt wie ein verlorenes Schäflein, ich bin nicht würdig, dein Kind genannt zu werden.‹ Das war ich dem armen Papier doch
     schuldig, bevors in Rauch aufging. Da habe ich gehockt, eingewickelt in alles, was an Textilien zerfetzt und unzerfetzt herumlag:
     Vorhänge und Tischdeckenreste, Unterröcke und Teppichstücke, und nachts mein kleines Feuer aus Parkettböden – da hab ich den
     Zweiten erlebt, den Himmelsdonner, die Hölle, das Jüngste Gericht, und jetzt sage ich was, was ich noch keinem gesagt habe,
     was ich mir selbst noch nicht gesagt habe: ich habe mich verliebt in diese Stadt, in ihren Staub, den ich gefressen habe,
     in ihre Erde, die gebebt hat, und in die Kirchtürme, die einstürzten, und in die Frauen, mit denen ich später zusammengekrochen
     bin in den kalten, kalten Wintern, wenn gar nichts dich wärmen kann als die nächste Frau, mit der man zusammenkriecht. Ich
     konnte nicht mehr weg von |355| dieser Stadt, das mögen mir mein Lavrik und meine Larissa verzeihen, und sie mögen mir verzeihen, was ich da in dem Gebetbuch
     gelesen habe: ›Hast du dich am heiligen Ehestande deiner Schuldigkeit gemäß verhalten? Hast du mit Gedanken, Worten und Werken
     darwider gesündigt? Hast du mit Willensbeifall – wenn auch in der Tat nichts erfolgt ist – mit einem anderen Mann oder Weib
     oder einer ledigen Person zu sündigen begehrt?‹ Lauter Fragen an die Katharina Wermelskirchen, die ich mit Ja beantworten
     muß, die sie hoffentlich mit Nein hat beantworten können, und vielleicht ists die beste Methode, ans Beten zu kommen, wenn
     man Gebetbücher als Zigarettenpapier verwendet und sich innerlich verpflichtet, vorher jede Seite genau zu lesen, bevor man
     seine Zigarette rollt. Und nun laß mir deine Hand und schweig« (was der äußerst verwirrte Verf. tat, der auch bei Bogakov
     T. und W. entdeckte, S. spürte und L. 2 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermutete).
     
    Lediglich als bescheidene Ergänzung zu Bogakovs sachlichen Angaben erlaubt sich der Verf. hier noch ein paar, nicht allzu
     viele verbürgte Zitate direkt mündlich von hochgestellten Herren bzw. aus Protokollen und Berichten hochgestellter Herren
     beizufügen, sozusagen als Illustration.
     
    Rosenberg : »Sie haben z. T. die Vorstellung, als ob der Weg nach Deutschland ungefähr etwas Ähnliches sei wie der Weg nach Sibirien.
    Ich weiß, wenn man 3 ½ Millionen Menschen herbringt, kann man sie nicht wunderbar unterbringen. Daß hier Tausende von Menschen
     schlecht untergebracht sind oder schlecht behandelt werden, ist selbstverständlich. Darüber braucht man sich keine grauen
     Haare wachsen zu lassen. Es ist aber eine sehr nüchterne Frage – und ich |356| nehme an, Gauleiter Sauckel hat sie schon besprochen oder wird noch darüber sprechen –: Diese Menschen aus dem Osten werden
     nach Deutschland gebracht, um zu arbeiten und eine möglichst große Arbeitsleistung zu erzielen. Das ist eine ganz natürliche
     Angelegenheit. Um eine Leistung zu erzielen, darf man sie natürlich nicht zu ¾ erfroren herbringen, 10 Stunden stehen lassen;
     man muß ihnen vielmehr so viel zu essen geben, daß sie Kraftreserven haben ...«
    »Das Züchtigungsrecht steht jedem Betriebsführer für die Landarbeiter polnischen Volkstums zu ... Der Betriebsführer darf
     in einem solchen Fall von keiner Dienststelle deswegen zur Rechenschaft gezogen werden.
    Die Landarbeiter polnischen Volkstums sollen nach Möglichkeit in der Hausgemeinschaft entfernt werden und können in Stallungen
     usw. untergebracht werden. Irgendwelche Hemmungen dürfen dabei nicht hindernd im Wege stehen.«
     
    » Speer : Bei den modernen Fertigungen am Fließband müßte den ganzen Monat die Arbeitszeit eine gleichmäßige sein. Durch die Fliegerangriffe
     traten Stockungen in der Belieferung der Werke mit den Einzelteilen und dem Rohmaterial ein. Dadurch schwankte in den Betrieben
     die Stundenzahl zwischen acht und zwölf Stunden am Tage. Der Durchschnitt dürfte nach unseren Statistiken etwa bei 60 bis
     64 Stunden in der Woche gelegen haben.
    Dr. Flächsner : Wie war die Arbeitszeit der Arbeitskräfte in den Fabriken, die aus Konzentrationslagern stammten?
    Speer : Sie war genau die gleiche wie die der übrigen Arbeitskräfte im Betriebe. Denn die Arbeiter aus den Konzentrationslagern
     waren in der Regel nur ein Teil der Belegschaft, und dieser

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