Grusel auf Campbell Castle
verließ dann das Zimmer, ohne ein weiteres Wort.«
»Er hat euch da einfach sitzen lassen?«, sagte Peter hinter seinem Sportmagazin hervor. »Nicht ›Tschüss‹, nicht ›Gute Nacht‹, gar nichts?«
Bob schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Die anderen fanden es auch sehr merkwürdig. Dieser Mr Clayton regte sich sogar ziemlich auf und meinte, er würde hier nicht mehr herkommen. Wir sind dann allein aus dem Schloss gegangen, beziehungsweise diese Mrs Everett hat uns hinausgeführt.«
»Edward tauchte auch nicht auf?«, wollte Justus wissen.
»Nein. Nur die Köchin habe ich gesehen. Guckte uns ziemlich frappiert hinterher, wie wir so im Gänsemarsch durch das Schloss tapsten.«
»Hm.« Justus klopfte sich mit seinem Bleistift an die Lippen. »In der Tat etwas merkwürdig das alles. Auch dass sich Campbell selbst von einem Geist ansprechen lässt, finde ich marketingmäßig nicht besonders clever. Besser wäre es gewesen, einem seiner Gäste dieses Vergnügen zu gönnen. Schließlich sind es ja seine Kunden.«
»Vergnügen?« Peter ließ die Zeitschrift sinken und lugte über ihren Rand hinweg. Aus seiner Miene sprach offenkundiges Erstaunen. »Also ich finde das nicht besonders amüsant, wenn ich von einem Geist angesprochen werde.«
»Peter.« Justus sah ihn mitleidig an. »Das war doch alles arrangiert. Es gibt –«
»… keine Geister, ja, ja, ich weiß«, nahm ihm der Zweite Detektiv das Wort aus dem Mund. »Und ich möchte trotzdem von keinem angesprochen werden. Auch von einem arrangierten nicht.«
Peter war etwas sensibel, was übernatürliche Phänomene aller Art anging. Und Justus hatte ihn bis heute nicht vollständig davon überzeugen können, dass all diese Phänomene immer rational erklärbar waren. Peter wusste, nein, er spürte, dass es da draußen noch etwas gab, woran selbst das Superhirn ihres Ersten Detektivs eines Tages scheitern musste …
»Das kam mir übrigens auch in den Sinn«, nahm Bob das Gespräch wieder auf. »Ich hatte auch damit gerechnet, dass sich ein Urahn eines der Gäste zu Wort meldet und nicht Campbells Vater.«
»Und du hast ihn heute nicht mehr angerufen, um zu fragen …« Justus hielt inne. »Ja, was eigentlich?« Er machte ein unentschiedenes Gesicht. »Ob mit ihm alles in Ordnung ist. Oder so.«
Bob nickte. »Ich weiß, was du meinst. Ich hätte auch gerne gewusst, was das gestern eigentlich sollte. Aber das konnte ich Campbell ja schlecht fragen. ›Hallo, Mr Campbell‹«, imitierte er einen Anruf, »›laufen Ihre Seancen immer so merkwürdig ab? Und stellen Sie immer sich in den Mittelpunkt?‹ Von daher: Nein, ich habe ihn nicht mehr angerufen.«
Justus seufzte. »Schade. Hätte vielleicht ein Fall draus werden können. Zumal ja auch von einem rätselhaften, verschollenen Vermächtnis die Rede war.«
»Nein, Just.« Peter hielt sich die Zeitung wieder vors Gesicht. »Schon vergessen? Nix mit rätselhaft und verschollen. Das war alles arrangiert!«
Bob grinste verhalten, und Justus grummelte etwas in sich hinein. Dann drehte sich der Erste Detektiv um und tippte wahllos auf eine Taste der Tastatur, damit das Monitorbild wieder erschien. »Ein Fall wäre es vielleicht trotzdem geworden«, murrte er den Bildschirm an.
Justus litt. Schon seit geraumer Zeit hatten die drei ??? keinen Auftrag mehr bekommen. Weit und breit war kein Fall in Sicht, und noch dazu hatten die Ferien gerade begonnen. Was sollte er nur mit dieser ganzen freien Zeit anstellen? Daher war er heute Morgen schon um sieben Uhr in die Zentrale gegangen, um das Internet nach irgendwelchen undurchsichtigen Ereignissen und Auffälligkeiten zu durchforsten. Vielleicht versteckte sich ja doch irgendwo in der näheren Umgebung ein Fall für die drei Detektive?
Außerdem war er in der Zentrale vor seiner Tante Mathilda sicher. Justus lebte bei seiner Tante und seinem Onkel Titus, seit seine Eltern vor vielen Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. Die beiden waren zwar herzensgute Menschen, fanden aber in ihrem Gebrauchtwarencenter immer etwas zu tun. Auch für Justus. Daher verzog sich der Erste Detektiv gerne in die Zentrale, wo er den Aufträgen seiner Tante zumindest manchmal entkommen konnte.
Denn hierhin, in den alten Campinganhänger, verirrte sie sich nur äußerst selten. Das lag zum einen daran, dass er unter einem riesigen Berg von Schrott versteckt lag, und zum anderen musste man durch enge Tunnel und Gänge kriechen, um überhaupt ins Innere des Wohnwagens
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