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Grusel auf Campbell Castle

Grusel auf Campbell Castle

Titel: Grusel auf Campbell Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Ohr streifte. Durch die geschlossenen Lider nahm er wahr, dass die Kerzen flackerten.
    »Hallo«, wisperte Campbell, »ist da jemand?«
    Zur Antwort ruckelte der Tisch! Ganz leicht nur, aber er hatte sich bewegt!
    Laute des Erstaunens, Gemurmel, Mrs Harkort schrie wieder leise, Max flüsterte ängstlich »Dad!«.
    »Ruhe bitte!«, mahnte Campbell. »Ruhe, sonst vertreiben wir den Geist wieder.«
    Oder Edward, der auf irgendwelche Hydraulikknöpfe drückt, schmunzelte Bob in sich hinein.
    Nach wenigen Augenblicken war es erneut still. Kein Wind, kein Stöhnen, die Kerzen leuchteten gleichmäßig.
    Doch auf einmal hob sich der Tisch auf einer Seite in die Höhe und krachte mit lautem Gepolter wieder zu Boden.
    »Achtet auf die Hände! Die Hände!«, befahl Campbell in die aufkommende Unruhe hinein. »Lasst den Kreis geschlossen!« Und dann fragte er mit fester Stimme: »Wer bist du? Sag uns deinen Namen!«
    Ein Laut! Unverständlich, dumpf, aber doch so etwas wie eine Antwort. Alle verstummten.
    »Sag uns deinen Namen!«, wiederholte Campbell. »Wie heißt du?«
    »Samuuul.« Eine menschliche Stimme und doch – unwirklich, leblos. Geisterhaft. Als käme sie aus einer Gruft.
    »Samuul? Ist das dein Name?«
    Das hatte Bob auch verstanden. Samuul.
    »Samuel«, sagte die Stimme lauter und deutlicher.
    »Samuel also.« Campbell hielt kurz inne und sagte dann feierlich: »Samuel, wir begrüßen dich. Sei uns willkommen!«
    »Sei uns willkommen«, murmelten auch Mrs Everett und Mr Clayton. Offenbar wussten sie, wie man sich bei Seancen verhalten musste. Die anderen beeilten sich und hießen den Geist ebenfalls willkommen, wobei Mrs Harkort nur ein dahingepiepstes »llkommen« herausbrachte. Einzig Mr Prescott sagte nichts.
    »Was hast du uns mitzuteilen, Samuel?«
    Der Geist antwortete nicht gleich. Sekunden verstrichen, in denen man nur ein tiefes, kehliges Atmen hörte. Dann erste Wörter. »Im … Grund … des … Feu…ers …« Die Silben zwängten sich in den Raum, dunkel und schwerfällig. »… mein Vermächtnis … im Westen …« Die Stimme schwoll an, mit jedem Wort wurde sie deutlicher, nachdrücklicher. »… Rapunzel … ließ ihr Haar … fallen …«
    Bob verstand kein Wort. Wovon redete die Stimme da? Was meinte sie? Und nun auch noch Rapunzel?
    »… des Feuers … das die … Sonne … fraß …«
    »Samuel«, schaltete sich Campbell wieder ein, »für wen von uns ist deine Nachricht?«
    »… mein Vermächtnis … noch immer … wartet es … ich komme nicht … zur Ruhe … komme … nicht zur Ruhe … keine Erlösung …«
    Das war alles recht gut inszeniert, wie sich Bob eingestehen musste. Bei allem vorhersehbaren Zauber war diese Seance wirklich gruselig. Vorsichtig öffnete er ein Auge, um die Reaktionen der anderen Teilnehmer mitzubekommen. Mrs Everett wirkte wie in Trance, während ihre Freundin viel zu schnell atmete und krampfhaft die Augen zusammenkniff. Die beiden Wevers hielten sich wacker, wenngleich Max’ Mundwinkel nervös zuckten. Mr Clayton saß völlig aufrecht und schien jedes Wort der Stimme aufzusaugen, und Mr Prescott zeigte gar keine Reaktion. Er machte einen regelrecht gelangweilten Eindruck.
    »Wem gilt dein Vermächtnis?«, fragte Campbell weiter nach. »Wer soll dich erlösen, Samuel?«
    »Mich erlösen«, ächzte die Stimme.
    »Ja, aber wer?«
    Schweigen. Sekunden verrannen.
    »Du.«
    Das Wort kam wie ein Schuss. Bob sah, wie Campbell die Augen aufriss.
    »Wer? Ich?« Campbell wirkte völlig verwirrt. »Was soll … Wer … wer bist du?«, fragte er stockend.
    »Ich bin Samuel Campbell. Dein Vater.«

Ein merkwürdiger Anruf
    »Und dann?« Justus klopfte sich mit dem Bleistift auf die Handfläche und sah Bob interessiert an. Gerade hatte der dritte Detektiv ihm und Peter erzählt, was er gestern Abend in Schloss Campbell erlebt hatte. »Was hat Campbell dann getan?«
    Der dritte Detektiv zuckte mit den Schultern. »Tja, das fand ich merkwürdig. Er stand auf – recht abrupt – und machte das Licht wieder an. Keine Verabschiedung des Geistes, kein Ausklingenlassen der Stimmung, nichts. Er brach einfach ab. Und dann sah er uns nicht etwa verschwörerisch an und erzählte irgendetwas Geheimnisvolles von wegen Nachricht aus dem Jenseits oder so.« Bob kratzte sich nachdenklich am Kopf. Irgendwie verstand er immer noch nicht so ganz, was sich da gestern nach der Seance abgespielt hatte. »Nein, er knurrte irgendetwas Unverständliches, warf einen Blick Richtung Bücherregal und

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