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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Gebirgsboden, schwarz wie Kohlenstaub. Fast eine Schande, ihn für einen Friedhof zu verschwenden. Aber irgendwo mussten die Menschen ja begraben werden und vielleicht verschaffte den Toten selbst der fruchtbarste Boden der Welt nicht ausreichend Trost. Vielleicht musste sein kleiner Bruder Samuel erst endgültig die letzte Ruhe finden.
    Die Namen auf den Grabsteinen lasen sich wie ein geschichtliches Who’s Who dieser Ecke des Bezirks. Potter. Matheson. Absher. Buchanan. McFall. Gregg. Und Picketts im Überfluss.
    Und drei Littlefields etwas abseits von den anderen Gräbern.
    Er kniete bei den beiden vertrauten Gräbern. Seine Mutter und sein Vater teilten sich einen breiten Stein. Er blickte von dem grauen Marmor zu einem kleineren Stein, in dessen Mitte das Flachrelief eines Lamms gemeißelt war. Die Buchstaben darauf waren noch kaum abgenutzt, Schattenfinger von Ästen und Zweigen kühlten den Stein. Littlefield las die anklagenden Worte, ohne seine Lippen zu bewegen.
    Hier ruht Samuel Riley Littlefield. 1968-1979. Möge Gott ihn schützen und bewahren.
    Sein Herz glühte in seiner Brust und er eilte weiter, mit den Augen verzweifelt auf der Suche nach Ablenkung. Er hielt bei dem Hartriegel an. Der alte Baum sah aus, als ob er starb. Aber so hatte er schon in den letzten vierzig Jahren ausgesehen und in jedem Frühjahr war es ihm gelungen, noch ein paar weitere Blüten auf seinen obersten Ästen sprießen zu lassen. Eine Erinnerung regte sich und kroch aus der Dunkelheit, bevor er sie zurückdrangen konnte.
    Die rote Kirche. Halloween. Die Nacht, in der er den gehängten Prediger gesehen hatte.
    Die Nacht, in der Samuel gestorben war.
    Er schauderte und die Erinnerung fiel von ihm ab, zurück in ihr sicheres Grab. Die Sonne schien warm in sein Gesicht. Am unteren Ende des Abhangs hoben Hoyle und Storie Boonies Leiche in das Heck des übergroßen Kombis, der als Krankentransportwagen des Bezirks diente.
    Littlefield ging vom Baum weg und setzte einen Fuß auf die unterste der vier Stufen, die zur Vorhalle der Kirche führten. Die Tür war groß und aus massiven Holzbohlen gezimmert. Die Spalten zwischen den Bohlen waren dank der Anhäufung von Farbschichten kaum wahrzunehmen. Über der Tür befand sich ein kleiner Streifen farbigen Glases, zwei dunkelblaue Rechtecke, die von einem bernsteinfarbenen Streifen getrennt wurden. Sie hatten dem Angriff der Steine jugendlicher Straftäter standgehalten.
    Der Sheriff ging die restlichen Stufen nach oben. Oben war ein größerer Absatz, der durch die Heckklappe von Lester Mathesons Truck verschrammt war. Littlefield untersuchte die mächtigen Türangeln und das Türschloss. Zusätzlich zum matten Messinggriff gab es einen Riegel. Littlefield legte seine Hand auf das kühle Metall.
    Ob ich wohl einen Durchsuchungsbefehl brauche, um sie zu öffnen? Nein, Lester hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich mal einen Blick riskiere.
    Es bestand die überaus geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich, falls Boonie ermordet worden war, im Inneren Beweise befanden. Oder die Tür konnte verschlossen sein, obwohl er nicht glaubte, dass sich Lester die Mühe machen würde, einen Schlüssel herumzutragen, nur um einhundert Heuballen zu schützen. In dieser Gegend stahlen die Leute nicht. Die Diebe und Einbruchssüchtigen beschränkten sich auf Barkersville, wo die Reichen ihre Sommerhäuser hatten.
    Littlefield drehte den Türknauf und die Falle schob sich mit einem Klick in den Zylinder zurück. Mit seiner anderen Hand hob er den Riegel an. Als sich die Tür knarrend öffnete und seine Nasenlöcher mit dem schweren Heustaub konfrontiert wurden, wurde ihm klar, dass er seit kurz nach Samuels Beerdigung keinen Fuß mehr in die rote Kirche gesetzt hatte.
    Bitte, Gott, lass das nur einen ganz normalen Durchschnittsmord sein. Ein Trinker, der ausgeflippt ist, weil Boonie vor dem Weitergeben zwei Schluck genommen hat statt einen. Ein mexikanischer Weihnachtsbaumfäller, der einen Groll auf Boonie hatte. Ich würde auch einen Verrückten nehmen, wenn du einen hast.
    Seine Handflächen waren feucht, genauso wie damals, als er siebzehn war und zum ersten Mal das Gelächter im Glockenstuhl hörte.
    Die Tür führte in eine kleine, fensterlose Vorhalle. Die Decke wurde von einem Lichtstrahl durchbohrt, der aus dem Glockenstuhl kam.
    Wo das Glockenseil gehangen hat.
    In seiner Erinnerung läutete die Glocke, ein Donnerschlag aus wütender Bronze, ein Echo der Nacht, in der Samuel starb.
    Der Holzboden

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