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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Sommer wie auf Engelsflügeln dahinschwebend. Unter der Woche traf sie sich mit David, aber jeden Sonntagabend sparte sie für Archer und seine privaten Predigten auf. Als sie herausfand, dass Archer auch andere Mädchen traf, wie Mandy Potter und Esther Matheson, wurde sie eifersüchtig. Aber Archer erklärte ihr, dass eine jede ihre Rolle im göttlichen Plan hatte und Linda immer einen besonderen Platz in seinem Herzen innehaben würde.
    Am Ende des Sommers zogen sie nach Kalifornien. Sie schrieb einen dreiseitigen Abschiedsbrief an David. Sie schloss mit: Ich hoffe, du verstehst mich. Es gibt eine größere Aufgabe, der ich mich widmen muss. Ich liebe dich. Archer half ihr dabei, diesen letzten Teil zu schreiben, und sie weinte, bis Archer sie dazu brachte aufzuhören.
    Sie fuhren im VW-Bus nach Westen. Archer saß am Steuer, die sieben Mädchen wechselten sich mit dem Schlafen ab und sangen alberne Lieder der Eagles und der Beach Boys, zumindest bis Archer sie über die sündhaften unterschwelligen Botschaften in den Texten aufklärte. Dann vertrieben sie sich die Zeit damit, sich laut zu fragen, wie es in Kalifornien sein würde.
    »Was werden wir dort machen?«, fragte Linda vom Beifahrersitz aus. Sie hatten Tennessee zur Hälfte durchquert und die Hügel waren sanft und grün. Archer war über das Lenkrad gebeugt und trug ein leichtes, friedliches Lächeln zur Schau.
    »Erlöst werden«, hatte er gesagt.
    Nun, wo sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt war, wünschte sich Linda so sehr, dass Archer sie ein für allemal erlösen würde.

 
     
    Kapitel 12
     
    Sheriff Littlefield blickte über den Friedhof auf die Bäume. Der Mond tauchte den Hügel in sein Licht und die Grabsteine standen wie silberne Wachposten stumm und spottend. Littlefield nahm einen tiefen Atemzug der kühlen Luft und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Auf seiner Zunge lastete ein süßlicher, fauliger Nachgeschmack. Er fühlte sich, als ob er gerade aus dem langen Tunnel eines Traums getreten wäre.
    Er war zur Kirche gekommen, um zu sehen, ob er mehr über Archer McFall herausfinden konnte. Sein Plan war gewesen, mit einem höflichen Lächeln auf dem Gesicht still dem Gottesdienst beizuwohnen. Er würde Hände schütteln, wenn es nötig war, und sich zum richtigen Zeitpunkt zum Gebet verbeugen. Aber seine Augen würden immer leicht geöffnet sein.
    Sein Plan war gescheitert. Die grüne Digitalanzeige auf seiner Armbanduhr verkündete 1:57. Irgendwie hatte er fast zwei Stunden verloren. Er lehnte sich gegen die Motorhaube seines Isuzu Troopers und versuchte sich zu erinnern, warum er zur roten Kirche gekommen war.
    Die Anderen waren bereits verschwunden, sie hatten einander die Hände geschüttelt, »Gottes Segen« gemurmelt und waren zu ihren dunklen Farmhäusern zurückgefahren. Linda Day und der Prediger waren noch in der Kirche. Er konnte sie sprechen hören.
    Der Sheriff wurde von einem plötzlichen Anfall des Ekels geschüttelt, der ihn fast auf die Knie zwang. Das in der offenen Kirchentür tanzende Kerzenlicht verschwamm vor seinen Augen. Der große, verwachsene Hartriegel schwankte hin und her, als ob er sich zu unhörbarer Musik bewegte. Littlefields Kopf dröhnte mit dem ersten, die Seele zerreißenden Läuten der Kirchenglocke.
    Er hielt sich die Ohren zu und blickte hoch zum Glockenturm. Sein Verstand war durch den Lärm aus den Fugen geraten.
    Kein Seil. Sie KANN NICHT läuten.
    Das matte Gusseisen schimmerte im Mondlicht. Während der Ton Littlefield durchdrang und jedes Nervenende in seinem Körper in Schwingung versetzte, kämpfte er gegen den Drang an, seine Augenlider aufgrund der Tortur zu schließen. Die Glocke hatte sich keinen Millimeter bewegt.
    Archer stand nun im Eingang der Kirche und hatte die Arme zum Himmel gehoben. Der Prediger war eine dunkle Gestalt, die in Littlefields Tränen flimmerte. Hinter Archer befand sich Linda Day, die sich entweder in Ehrfurcht verbeugt hatte oder in Qualen gekrümmt war, die denen Littlefields glichen.
    Beim zweiten Läuten der Glocke wusste Littlefield, dass ihn der tiefe Widerhall in den Wahnsinn getrieben hatte. Denn die Nacht bewegte sich .
    Eine Form kam aus dem Wald geflattert und ließ sich im Glockenstuhl nieder, ein zottiges schwarzes Ding, eine Beleidigung für die schwimmende Schönheit der Sterne. Die rote Kirche begann zu glühen, so als ob sie von einem hellen Feuer verzehrt würde. Ein Seil hing von einem kräftigen, hohen Ast des Hartriegels.

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