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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Abscheu zusammen, als die Vorstellung bereits verschwunden war.
    »Was ist das Problem, mein Kind?«, fragte Archer. Er war nun wieder der alte Archer, gealtert und alterslos, weise und unschuldig, mit Augen, in denen Liebe und Hass funkelten.
    »Ich–ich...«, stammelte sie und blickte wieder auf den Boden. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, konnte nicht in die heiße Hölle in ihnen starren, konnte seine gütige Grausamkeit nicht ertragen. Weil sie wusste, dass sie die Bedrohung in ihnen sehen würde, den Hunger, die Gier nach ihren Kindern.
    Andererseits war Archer eine Menschwerdung Gottes, das Fleisch des Herrn, unter die Sterblichen geschickt mit einem Auftrag. Was waren ihre Bedürfnisse gegenüber denen von Archer?
    Sie fühlte, wie sie von Archers starken Armen auf die Beine gezogen wurde.
    »Zweifelst du?«, fragte er einfach. In seiner Stimmer lag kein Ärger, keine Anklage.
    Linda schüttelte den Kopf. Sie konnte hören, wie sich die Anderen draußen unterhielten, offenbar durch die kühle Frühlingsnacht wieder belebt. Ein paar Autos wurden angelassen und fuhren mit dem Geräusch von knirschendem Schotter davon.
    Archer nahm ihr Kinn in seine Hand und hob ihren Kopf, bis sich ihre Augen trafen. »Du bist noch genauso hübsch wie in Kalifornien.«
    Linda dachte für einen Augenblick, dass er sie küssen würde. Wenn er doch nur...
    Aber sie war sterblich und er war der zweite Sohn. Er benötigte Liebe nicht so, wie andere sie benötigten, wie David sie benötigte. Für Archer war Liebe eine Nahrung, ein menschlicher Strom, der die Welt in den Himmel treiben würde. Liebe war nicht für das Herz, keine Übereinkunft zwischen zwei Menschen, um dem Tod zu trotzen, nein, für Archer war Liebe für die große Seele, die Gemeinschaft, die Herrlichkeit. Kein bisschen davon durfte für fleischliche Gelüste verschwendet werden.
    Oh, sie hatte ihn geliebt. Archer mit seinen langen Haaren und seinem VW-Bus, auf dessen Seiten und Heck das Friedenszeichen aufgemalt gewesen war. Archer, der sich niemals in das kleinstädtische Bergleben einfügen konnte. Archer, der Träume hatte, Visionen hatte, der den Hohn und den Spott mit Gleichmut ertrug.
    Es war kurz nach ihrem Highschool-Abschluss gewesen, als sie und David damit beschäftigt waren, ihre Hochzeit, ihre Karrieren und ihre gemeinsame Zukunft zu planen. Damals hatte Linda zum ersten Mal die Wände aus Glas erkannt, die sie umgaben und für immer in den Bergen einsperren würden. Oh ja, sie konnte gehen, sie konnte nach Charlotte fahren oder auf die Outer Banks Inseln, aber immer nur für ein paar Tage. Ihr Leben befand sich hier, so sehr an die Berge gebunden wie es der Granitunterbau der Erde war. In jenem lange vergangenen Sommer hatte diese Gewissheit wie ein Kloß in ihrem Hals gesteckt.
    Sie hatte als Bedienung im Mountaineer Diner gearbeitet, als Archer hereinkam. Sie hatte ihn in der Highschool bemerkt, aber er kapselte sich ab und trug manchmal die Bibel oder dicke Bücher, die nicht auf der Lektüreliste standen, mit sich herum. Das allein genügte schon, ihn als Außenseiter zu brandmarken. Und nahm man die Tatsache dazu, dass er der Ururenkel des gehängten Predigers war, hätte er genauso gut ein Schild mit der Aufschrift Tritt mich! auf dem Rücken tragen können.
    An diesem Tag hatte er in der Nische in der Ecke gesessen, unter dem nachgemachten antiken Pepsi-Cola-Schild. Linda blickte umher in der Hoffnung, dass sich Sue Ann, die andere arbeitende Kellnerin, um »den Komischen« kümmern würde. Aber Sue Ann beugte sich gerade über die Theke, um einem rotäugigen Lastwagenfahrer ihren Ausschnitt zu präsentieren. Also zog Linda ihren Bestellblock hervor und ging hinüber zur Nische.
    »Was möchtest du?«, fragte sie, während sie ihn zusätzlich zu dem Umstand, dass er ein langhaariger Widerling war, auch noch als schlechten Trinkgeldgeber klassifizierte. Er machte mit der Speisekarte herum und kratzte etwas Soße mit seinem Daumen ab.
    »Kaffee«, sagte er.
    »Sonst nichts?« Sie war genervt durch die Art, wie er sie ansah, so als ob sie ein Stück Schokoladenkuchen wäre.
    Er nickte. Sie drehte sich um, um zurück zur Küche zu eilen.
    »Du heißt Linda, oder?«, sagte er.
    Vielleicht würde er doch ein Trinkgeld geben. »Ja«, erwiderte sie und schenkte ihm ihr schönstes Zwei-Dollar-Lächeln.
    »Ich bin Archer.«
    »Ich weiß. Du gehst auf die Pickett High, oder?«
    »Nicht mehr. Ich habe meinen Abschluss gemacht.«
    Linda konnte sich

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