Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
Erinnerung daran würde jedem zu schaffen machen. Aber erklärte das, warum sich die Härchen auf ihrem Unterarm aufrichteten, wenn sie den Türgriff berührte?
Sheila blickte über den Friedhof. Frank befand sich am Waldrand und suchte den Boden ab. Abgesehen vom Geräusch seiner Bewegungen im Gestrüpp war der Hügel still. Obwohl die Sonne herunterbrannte, fror sie im Schatten des riesigen alten Hartriegels. Seine Äste lauerten über ihr, lange knochige Finger, die sich streckten, streckten...
Unsinn. Du bist nur dabei, dich mit der Verrücktheit anzustecken, die alle anderen in Whispering Pines infiziert hat. Für dich dreht sich alles um Fakten, vergiss das nicht.
Sie ging hinein. Die Vorhalle war dunkel, weil es dort keine Fenster gab. Sie blinzelte und schritt in Richtung Altarbereich. Die handgearbeiteten Kirchenbänke waren ordentlich an beiden Seiten aufgereiht, auch wenn sie sich ein wenig in der Höhe unterschieden. Storie bewunderte die Verarbeitung der Holzbalken und des geschnitzten Geländers, das das Podium abtrennte. Vor langer Zeit hatte jemand viel Liebe in diese Kirche investiert.
In der Kirche roch es nach Heu und ihre Nase juckte vom Staub. Die Kirche war als Scheune benutzt worden, hatte Frank gesagt. Seit dem Mord an Houck war die Kirche einer planlosen Reinigung unterzogen worden. Sie fragte sich, ob die Absicht gewesen war, Beweise verschwinden zu lassen, und bedauerte, dass sie keine Anordnung gegeben hatte, die Kirche mit gelbem Plastikband abzusperren. Aber Frank hatte gemeint, dass er die Kirche gründlich abgesucht hatte.
Sie näherte sich der Kanzel und war sich bewusst, dass ihre Schritte und ihr Herzschlag die Stille der Kirche störten. Sie war nicht religiös, aber sie respektierte Gotteshäuser. Und beim christlichen Gott ging es letztendlich doch um die Wahrheit, oder? Also würde Jesus vielleicht nichts dagegen haben, wenn sie ein wenig herumschnüffelte.
Sie konnte nichts Ungewöhnliches im Altarbereich entdecken und ein kurzer Blick in die Sakristei offenbarte nur Spinnweben und dunkle Ecken. Sie ging über das Podium und stand am Pult, von wo aus sie über die Bänke blickte und sich vorstellte, wie es wäre, zu einer Gemeinde zu sprechen. Wenn sie Archer McFalls Motive verstehen wollte, musste sie sich in seine Lage versetzen. Alle Mörder hatten ein Motiv, wie unsinnig es auch in den Augen normaler Menschen erscheinen mochte.
Ein Prediger als Hauptverdächtiger? Das ist ungefähr so durchgeknallt wie ein mordender Geist.
Sie legte die Hände auf das Pult und bemerkte, dass ihre Handflächen schwitzten. War dies die Macht, die McFall aus Kalifornien hierher zurückgelockt hatte, die ihn dazu gebracht hatte, ein Leben in der Sonne und im Reichtum aufzugeben, um in diesen kalten Bergen zu predigen? Hatte McFall einen Erlöser-Komplex? Nein, damit nahm sie ihn zu ernst. Der einzige Grund, warum er überhaupt ein Verdächtiger war, war, dass ihr nichts Besseres einfiel.
Sie prüfte das Podium noch einmal, und bei diesem zweiten Durchgang sah sie den Fleck. Er war alt und braun, in die Bodendielen aus Eichenholz eingetrocknet. Er sah aus wie ein Blutfleck, aber er war zu alt, um von Boonie Houcks Ermordung zu stammen. Sie kniete sich hin und fuhr mit ihrem Finger an seinem Rand entlang.
Der Fleck hatte eine bestimmte Form. Sie erhob sich und starrte ihn an. Wenn man genau hinguckte, konnte man sich vorstellen, dass es sich um einen Engel handelte, mit Flügeln und...
Sie lächelte über sich selbst. Nun war sie bei ihrem eigenen Rorschach-Test durchgefallen. So viel über ihren Kurs in Kriminalpsychologie. Es war an der Zeit nachzusehen, ob Frank etwas gefunden hatte.
Sie berührte das Geländer, als sie vom Podium trat, und etwas blieb an ihrer Hand kleben. Zuerst dachte sie, dass es sich um Staub handelte, aber sie hielt die Hand in das Licht, das durch die Fenster fiel. Rostfarbene kleine Stückchen glänzten auf ihrer Haut. Getrocknetes Blut.
Sheila beugte sich vor und betrachtete das Geländer, wobei sie sich wünschte, eine Taschenlampe mitgebracht zu haben. Ein paar Stückchen getrockneten Bluts waren auf dem Holz verteilt. Wie hatte Frank sie übersehen können? Sie dachte sich, dass sie die Dinge, die Frank sagte, vielleicht besser hinterfragen sollte. Schließlich glaubte er an Gespenster.
Zumindest hatte sie nun endlich einen brauchbaren Hinweis, etwas, mit dem das Labor arbeiten konnte. Sie konnten herausfinden, ob es sich um das Blut von Houck oder,
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