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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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ihren Knien. Frank griff nach ihr und half ihr, das Gleichgewicht wiederzugewinnen. Bei der Berührung trafen sich ihre Augen und beide wandten den Blick ab.
    »Zufrieden?«, fragte der Sheriff.
    »Ich schwöre Ihnen, dass ich ein Seil gesehen habe«, sagte sie, wobei sie nicht einmal sich selbst davon überzeugen konnte. Hatte sie es gesehen?
    Nun, zumindest war da das Blut. Das war wirklich genug. Sie konnte sich plastisch an die Beschaffenheit der geronnenen Stückchen erinnern. Ein gutes, festes gerichtsmedizinisches Beweisstück, ohne die Probleme, die durch von Gespenstern heimgesuchte Zeugen verursacht wurden.
    Sie drückte sich an Frank vorbei und eilte zum Geländer. Das Blut war verschwunden.
    »Also, wo ist das Blut?«, fragte Frank, als er sie eingeholt hatte.
    Sie starrte ihre Hand an und dachte an das Shakespeare-Drama. Weg, du verdammter Flecken, weg. Hatte sie ihn sich nur eingebildet, wie Lady Macbeth?
    »Es war genau hier«, flüsterte sie.
    »Vielleicht war es Geisterblut.«
    Durch die Fenster strömten Sonnenstrahlen in die Kirche. Goldener Staub wirbelte langsam in der Luft. Holz und Nägel und Steine und Glas. Das Gebäude, die Wände, sie warteten.
    »Sind Sie bereit, die Landesbehörde hinzuzuziehen?«, fragte Frank nach einem peinlichen Moment der Stille.
    »Warum? Damit die mich für genauso verrückt erklären wie jeden anderen in diesen Bergen?«
    Sie ging nach draußen und setzte sich auf die Kirchentreppe, allein in ihrer Verwirrung.
     
    Linda fuhr den schmalen Feldweg entlang, der zu Mama Bets Haus führte. Die Zufahrt war in einem überaus schlechten Zustand, weshalb sie neben dem Zaun hinter den anderen Autos parken musste. Sie ging die letzten einhundert Meter zu Fuß, den Hügel hoch zu einer kleinen Schlucht im Wald. Sie hörte die Musik, bevor sie das Haus sah. Es hörte sich an, als ob eine Geige und eine Gitarre »Fox on the Run« spielten.
    Mama Bets Haus war eines der ältesten Gebäude in Whispering Pines und Generationen von McFalls waren hinter seinen windschiefen grauen Mauern zur Welt gekommen, gealtert und gestorben. Es war der perfekte Ort für eine gute, altmodische Erweckung, außer Sichtweite der herumspionierenden Polizisten und der Arschkriecher von Barkersville. Es war nur naheliegend, dass sich die Mitglieder der Kirchengemeinde hier versammelten. Schließlich war Mama Bet, abgesehen von Archer, die letzte ihrer Familie. Auch wenn Linda immer gedacht hatte, dass die alte Frau komisch war, ein bisschen hochnäsig und selbstgerecht.
    Lester Matheson war mit seinem allradgetriebenen Truck bis direkt ans Haus gefahren. Der Truck parkte unter einem halbtoten Apfelbaum. Zwei der Buchanan-Schwestern saßen auf den Seitenteilen der Ladefläche, mondgesichtig und blödäugig. Die ältere trug eine rote Haarspange aus Plastik in ihrem fettigen Haar.
    Eine Ziege war am Apfelbaum festgebunden und graste am Ufer des Bachs. Sie starrte Linda mit dunklen Augen an, die wissend und kalt waren. Die Ziege schnupperte in die Luft. Ihr Maul bewegte sich seitwärts, dann schüttelte sie die Fliegen aus ihren Ohren und senkte den Kopf wieder ins Gebüsch.
    Jim Potter und Stepford Matheson fuhren damit fort, ihre gegenläufige Melodie auf Gitarre und Geige zu spielen. Vivian, Lesters Frau, saß in einem Schaukelstuhl neben ihnen und wippte mit dem Fuß im Takt. Rudy Buchanan stand am Ende der Veranda und nickte mit dem Kopf, obwohl er dem Rhythmus ungefähr einen halben Takt hinterherhinkte.
    Sonny Absher stand an einen Eckpfosten gelehnt und rauchte. Seine Augen bewegten sich zum Wald hinter dem Haus und fixierten dann Linda. »Du kommst spät«, sagte er. Rauch stieg durch seinen struppigen Schnurrbart empor, während er sprach.
    »Ich bin so bald gekommen, wie ich konnte.«
    »Der Pastor mag es nicht, wenn man sich verspätet.«
    »Archer sagt ›Alles zu Gottes Zeit‹, Bruder«, antwortete sie.
    Die Abshers waren ein Haufen inzüchtiger Idioten und Sonny war der Schlimmste von ihnen. Das war eines der Dinge, mit denen ihre Nachbarn sie auf die Palme brachten: Sie befanden sich hier in Archers Bergen auf der Schwelle zum Himmel, aber anstatt in dieser Herrlichkeit zu schwelgen, lebten sie von Lebensmittelmarken, Alkoholschmuggel und dem gelegentlichen Verkauf von Mastrind. Aber Archer würde sie reinigen. Linda konnte es kaum erwarten.
    Sie betrat das Haus, ohne anzuklopfen. Mama Bet saß in einem dick gepolsterten Sessel mit einem Schal über ihrem Schoß. Unter dem Saum ihres

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