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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Sie erstarrte und verzog ihre Gesichtszüge. Sie glich der Greisengesicht-Fledermaus, die David eines Morgens tot in der Scheune gefunden hatte. Die alte Linda, die hübsche Ehefrau, liebende Mutter und gute, die Sünde verabscheuende Christin, war ebenso tot wie Donna Gregg.
    David wusste, dass Linda gerettet worden war. Er hatte mit ihr am Fuß der Kanzel gekniet und ihre Hand gehalten, als sie unter Tränen ihr Herz für Jesus geöffnet hatte. Wenn Jesus einmal darin war, gehörte er für immer hinein. Oder war die Errettung ein Vorrecht, das er einem entziehen konnte, ebenso wie einem das Gericht den Führerschein nahm, wenn man betrunken Auto fuhr?
    Darüber nachzudenken brachte ihm Kopfschmerzen ein. Das war Gottes Sache und es stand David nicht zu, sich darüber Sorgen zu machen. Seine Aufgabe war, die Unschuldigen zu schützen. Die Schuldigen sollten ruhig in der Hölle landen.
    »Verschwinde«, sagte er zu Linda, wobei er versuchte, nicht laut zu werden.
    Sie hob ihr Gesicht. Ihre Augen waren wie die eines wilden Tiers. Die Jungs hatten identische Masken des Entsetzens auf ihren Gesichtern.
    »Verschwinde«, sagte David entschiedener. Er packte sein Gewehr. »Geh zur roten Kirche oder in Archer McFalls Bett oder direkt in die Hölle, wenn du willst. Nur halte dich von den Jungs fern.«
    Linda zitterte, als sie stand.
    »Tu ihr nicht weh, Daddy«, schrie Tim.
    David fühlte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete, und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Ihm wurde schlecht von der Erkenntnis, dass er die Situation genoss. Ein Christ sollte die Sünde hassen, aber den Sünder lieben. Ein Mann sollte seine Ehefrau ehren. Die erste Lektion Gottes war, dass man Vergehen vergeben sollte.
    Aber Gott wusste auch, dass das menschliche Herz schwach war.
    David zielte mit dem Gewehr auf sie.
    Tim sprang zu Linda und umarmte sie, sein Gesicht fest an ihre Brust gepresst. »Geh nicht, Mami«, bettelte er.
    David deutete mit dem Gewehrlauf zur Tür. Linda warf ihm einen bösen Blick zu, dann beugte sie sich nieder und küsste Tim auf den Kopf. »Schhh, Kleiner. Alles wird gut.«
    Sie nahm sanft Tims Arme von ihrer Hüfte. Ihre blaue Bluse hatte dunkle Flecken von Tims Tränen. Sie fuhr mit den Fingern durch Ronnies Haar und lächelte ihn an. »Pass gut auf deinen Bruder auf, okay?«
    Ronnie nickte. Linda nahm das deformierte Kreuz von der Wand und schloss ihre Finger fest darum. An der Tür blieb sie stehen. »Heute Nacht ist es soweit«, sagte sie zu David.
    Er schluckte mühsam. Er wollte ihr sagen, dass er sie noch immer liebte, trotz allem. Aber er konnte nur wie betäubt starren, seine Finger wie Holz an dem Gewehr.
    »Möge Gott uns beistehen«, flüsterte er, als sie sich in den Schleier des Zwielichts entfernte. Sein Gebet schmeckte nach getrocknetem Blut und Asche.

 
     
    Kapitel 18
     
    Der Sonnenuntergang tauchte die geriffelten Wolken im Westen in orange Farbe. Der kräftige grüne Geruch des Pflanzenwuchses des Tages wurde vom Abendwind davongetragen. Der schlammige Duft des Flusses stieg empor wie Nebel und sickerte so dick über den Friedhof, dass Mama Bet ihn fast schmecken konnte. Sie blickte zu den Schatten im Glockenturm, den Schal um ihre Brust festziehend.
    Es war ein böser Ort, hier bei der Kirche. Sie verstand nicht, warum Archer darauf bestand, in diesem mit einem Makel behafteten Gotteshaus Gottesdienste abzuhalten. Wendell McFall war genau hier am Ende eines Stricks gestorben, das andere Ende war hoch oben in diesem verteufelten Hartriegel festgebunden gewesen. Die Äste des Baums reckten sich hoch und tief, Richtung Himmel und Richtung Erde, so wie Finger, die Alles und Jeden packen wollten.
    »Stimmt was nicht, Mama Bet?«
    Sie drehte sich um und blickte in das schmutzige Gesicht von Whizzer Buchanan. Vierzehn Jahre und benötigte schon eine Rasur. Er war ein typischer Buchanan, mit auswärtsschielenden Augen und Händen, die so fett und unbeholfen waren wie mit Wasser gefüllte Gummihandschuhe. Wenn man sich vorstellte, dass zu seiner Familie geschickte Holzschnitzer gehört hatten, damals, als die Menschen sich das, was sie brauchten, noch selber machten, anstatt es unten bei Wal-Mart zu kaufen.
    »Warum, alles ist in Ordnung, mein Kind.« Sie lächelte ihn an.
    Whizzer roch nach süßlichem Rauch, wahrscheinlich das Gras, das angeblich einige der Hippies in den Bergen anbauten. Archer würde sie reinigen, soviel war sicher. Archer hatte mit so einem Abschaum

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