Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
Zuversicht. Bei jedem Mann, außer bei ihm. Er würde derjenige sein, der sie aus ihrem Gefängnis befreite. Sie wollte nicht wie Mercedes leben, alt und allein, ohne Sonnenschein und frische Luft. Und Sex und Liebe, die ebenso lebenswichtig waren.
»Ist schon okay«, sagte er und hob begütigend eine Hand, als rechne er damit, dass Vivi einen Streit vom Zaun brechen würde. »Sie kann bleiben. Heute Nacht.«
Er hatte ihren Gesichtsausdruck fehlgedeutet. Er dachte, ihr Flehen gelte Mercedes. Doch sie flehte um ihrer selbst willen.
»Danke, Lang.« Sie wandte sich wieder der Frau zu. »Ruhen Sie sich jetzt aus, Mercedes. Keine Sorge. Es gibt keinen Grund, weshalb irgendjemand von Ihrem Geheimnis erfahren sollte. Versprochen.«
Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, lächelte Mercedes, und ihre blauen Augen schwammen in Tränen, Tränen, die sie sich bislang stets versagt hatte. »Danke.«
Vivi streckte die Hände aus und umschloss ihre steifen Schultern, eine Umarmung, die Mercedes unschlüssig zaghaft erwiderte.
»Lassen Sie die Dämonen nicht gewinnen«, flüsterte Vivi ihr ins Ohr.
Und es wurde höchste Zeit, dass sie diesen Rat auch selbst befolgte.
17
Als sie die Kellerwohnung verließen, nahm Vivi Colts Hand und verschränkte ihre schlanken Finger mit seinen. Ihr Blick war voller Dankbarkeit, Zuneigung und Zärtlichkeit. Oder vielleicht spiegelte sich darin auch nur alles das wider, was er in diesem Moment für sie empfand.
»Es gefällt mir wirklich, wenn du nicht mit mir streitest«, sagte sie. »Danke, dass du mir vorhin die Gesprächsführung überlassen hast. Ich weiß, dass du es anders machen wolltest.«
»Du warst sehr … zartfühlend.« Um nicht zu sagen genial, und er bewunderte sie nur noch mehr. »Ich weiß nicht, warum ich so lange gebraucht habe, um das zu sehen.«
»Um was zu sehen?«, forschte sie, während sie den Flur entlang auf die Treppe zugingen.
»Deine sanfte Seite, deine feminine Seite.« All das, wonach er sich bei einer Frau sehnte und was Vivi seiner bisherigen Überzeugung nach fehlte.
Sie lachte leise und zog ihn die Treppe hinauf. »Du hast noch gar nichts gesehen, Süßer.«
Er wurde langsamer und blieb stehen, sodass sie zwei Stufen über ihm stand. Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihm direkt in die Augen.
»Was ist in der letzten Stunde mit dir passiert?«, fragte er.
Ihre Klugscheißermiene verlor sich, und ihr Gesicht wurde weicher. »Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich einen Toten gefunden und alte Geheimnisse ausgegraben habe?«
»Ja.« Weil sie mit einem Mal so anders war. »Du bist so aufgekratzt, als wärst du … zu neuem Leben erwacht. Liegt das bloß daran, weil du den Job so liebst? Das Ermitteln und Befragen und Aufdecken der Wahrheit?«
Sie lächelte. »Das mochte ich schon immer – aus dem Grund tue ich, was ich tue. Aber, nein, das ist es nicht, was sich in der letzten Stunde verändert hat.«
»Was ist es dann?«
Sie antwortete, indem sie ihm die Hände auf die Wangen legte und sein Gesicht an ihres zog, bis sich ihre Lippen beinahe streiften. »Du hast recht«, flüsterte sie. »Ich bin zum Leben erwacht. Und weißt du, was jetzt passieren wird, wo ich wirklich und wahrhaftig am Leben bin?«
Natürlich wusste er, was passieren würde, das war so sicher wie sein nächster Atemzug. Und er würde jede einzelne Minute lieben und sich um das Nachher später Gedanken machen. Zum Teufel, vielleicht würde es gar kein Nachher geben.
»Du küsst mich?«, fragte er.
Sie brachte ihre Lippen auf seine, ein zarter Hauch, gerade so viel, dass es ihn entflammte. »Und dann?«
»Gehen wir hoch in dein Zimmer?«
Sie öffnete den Mund, worauf sich beider Atem warm vermischte. »Und dann?«
»Gehen wir unter die Dusche?«
Sie lachte an seinen Lippen, ließ ihre Zunge um seine kreiseln, heiß und hungrig, dass es ihn fast rückwärts die Treppe hinunterhaute. »Bei dir gibt es wohl nie schmutzigen Sex.«
Er zog sie an sich, schlang die Arme um sie und erwiderte den Kuss mit stürmischer Heftigkeit. Ihre Hände glitten von seinem Gesicht zu seinem Hals hinab, klammerten sich an seinen Schultern fest, als ginge es um Leben und Tod, derweil sich ihre Zungen ineinander verknäulten und ihre Zähne sich berührten.
»Jede Menge schmutzigen Sex«, sagte er grob. Wie zum Beweis presste er seine untere Körperhälfte hart gegen sie. »In der Badewanne.«
»In der Badewanne?« Sie lehnte sich zurück, um ihn besser anschauen zu können. »Sagt das
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