Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
Ferrari.«
»Danke.«
»Ich bin Captain Wahl. Mein Kopilot ist Captain Klossberg, und wir freuen uns sehr, Sie heute Abend zu unserem Flug begrüßen zu dürfen.«
Sie nickte und setzte den Hund auf den Boden. Kaum dass sie sie losließ, riss Stella Richtung Flugzeugluke aus, und Vivi wirbelte mit einem kurzen Aufschrei zu ihr herum. Aber das verdammte kleine Biest schoss geradewegs die Gangway wieder hinunter und über das Rollfeld wie Toto auf der Flucht vor der Bösen Hexe.
»Los, holen Sie sie zurück!«, brüllte sie einem der Bodyguards zu, der bereits auf dem Rückweg zur Limousine war. Das aufbrandende Gelächter der Menge ließ den armen kleinen Hund noch schneller rennen. »Oh Gott, die bringt mich noch um«, flüsterte Vivi in ihre Hand, die sie sich, immer noch fassungslos, vors Gesicht hielt, während der Hund schnurstracks auf die Limo zulief, sein Geburtsfehler eindeutig an einem tollpatschigen Stolpern zu erkennen, etwas, das sein Fortkommen beeinträchtigte.
Die Menge brach in einen »Stelllllaaaaa!«-Schrei aus, was in etwa so klang wie zweihundert schlechte Imitationen von Marlon Brando, und Vivi wusste nicht, ob sie lachen oder heulen oder in das Gebrüll mit einstimmen sollte.
»Vielleicht hat sie ja Flugangst«, vermutete der Pilot, und um seine Augen bildeten sich kleine Lachfalten.
Vivi beugte sich exakt in dem Moment vor, als die Hündin die Limousine erreichte und an die Tür sprang, wo sie einer der Bodyguards endlich zu fassen bekam. Das löste bei den wartenden Fans einen erneuten Aufruhr und weitere sechs Milliarden Blitzlichter aus. Stellas Fluchtversuch war jetzt bestimmt Thema in jedem Blog, rund um den Globus, noch ehe ihr Flieger in Nantucket landete.
Vivis Handy vibrierte. Das war zweifellos Cara, die aus etlichen Metern Entfernung drohend den Finger erhob. Sie holte das Telefon hervor und rechnete mit einer schriftlichen Zurechtweisung oder vielleicht etwas so Schlichtem wie »Du bist gefeuert«. Doch das Display war leer bis auf Langs Telefonnummer. Er hatte eine leere SMS geschickt?
Vivi scrollte weiter. Vielleicht hatte sie die Nachricht bloß übersehen, aber da war nichts. Warum sollte er ihr eine leere SMS schicken?
Sie zog sich von der Tür zurück und wandte sich zur Hauptkabine. Ihr Blick fiel auf einen Mann, der zurückgelehnt in einem Ledersessel saß, die Beine hochgelegt und gekreuzt, das Gesicht von einem Telefon verdeckt.
Wer zum Teufel …
Nein – oh Gott, nein. Das war unmöglich. Das durfte nicht wahr sein.
Er nahm das Telefon ein Stück beiseite, gerade so weit, dass sie eine Gesichtshälfte des Mannes wahrnahm. Genug, um zu bestätigen, dass ihr schlimmster Albtraum wahr geworden war. »Wie oft wollen Sie eigentlich noch auf den alten Trick hereinfallen?«, fragte er.
Was in Gottes Namen hatte der hier zu suchen?
Sie starrte ihn durch den Schleier an, und das zarte schwarze Spitzengewebe trug wenig dazu bei, die Hitze seines Blicks abzumildern, mit dem er langsam und gelassen über ihren Körper wanderte, von den glänzenden, schwarzen Haarverlängerungen bis hinunter zu Vivis hervorlugenden Zehen in den hochhackigen Riemchen-Sandaletten. Und wieder hinauf zu ihrem Gesicht. Dann zog er eine Augenbraue hoch und nickte kurz anerkennend. »Der Look steht Ihnen gut, Vi…«
»Wer sind Sie?«
Bitte, Lang, sagen Sie nicht meinen Namen.
Für einen kurzen Moment ließ er sich täuschen. Sie konnte den Zweifel in seinen Augen aufflackern sehen, auf sein Gesicht legte sich einer der humorlosesten Ausdrücke, die Vivi je bei ihm erlebt hatte. »FBI. Und wer sind Sie?«
Bei dem Gedanken an versteckte Kameras und geheime Mikrofone und daran, dass ihr Gespräch vielleicht in diesem Moment im Fahrgastraum der Limousine abgespielt wurde, bekam sie weiche Knie. Hoffentlich würde sie nicht noch vor dem Abheben des Jets gefeuert werden.
»Ich bin diejenige, die hier an Bord das Sagen hat.« Sie imitierte Caras nuancierten Tonfall und deren persönliches Auftreten, senkte sogar die Stimme zu dem tieferen, kehligeren Volumen der Schauspielerin. »Also lassen Sie uns eins klarstellen. Ich will mit niemandem reden, bevor wir landen und ich in meinem Haus in Nantucket bin. Für die Dauer des Flugs werde ich mich in der hinteren Kabine aufhalten und möchte nicht gestört werden, egal aus welchem Grund auch immer.«
Sein Kiefer klappte hinunter, und Vivi tippte darauf, dass sie die sinnliche Stimme und Attitüde der Diva getroffen hatte. Vielleicht war er sich
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