Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
hier?«
Er sah sie lange prüfend an und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Du bist es«, sagte er schließlich und klang ziemlich erleichtert.
»Warst du dir etwa nicht sicher?« Sie musste lächeln. »Dann verdiene ich wirklich einen Oscar.«
»Warum hast du das vorhin mit mir gemacht?«
»Ich musste dich irgendwie zum Schweigen bringen, Lang. Und deiner bohrenden Fragerei einen Riegel vorschieben. Cara hat überall in diesem Flieger Kameras und Mikrofone installiert. Wenn du irgendwas Verfängliches geäußert hättest, hättest du noch vor dem Start meine Tarnung auffliegen lassen und meinen Job riskiert.«
»Also hast du mir lieber einen geblasen und meinen Job in Gefahr gebracht?«
»Ich musste mir schnell was überlegen, und … es hat ja funktioniert.«
Etwas huschte über sein Gesicht. Oder er hatte Wasser im Auge, sie hätte es nicht zu sagen vermocht. Er war mit der Situation nicht glücklich, so viel war klar. »Für mich zählt nur, dass ich meinen Job mache, und zwar richtig«, sagte er.
»Für mich auch. Und in Anbetracht deiner Reaktion würde ich sagen, dass ich ihn richtig gemacht habe.«
»Du hast mich übers Ohr gehauen.«
Sie lächelte unwillkürlich. »Den Ausdruck hab ich dafür noch nie gehört.«
Seine Augen, die jetzt wieder goldgrün waren, statt dunkel vor Lust wie vor zehn Minuten, verengten sich wie die eines wütenden Löwen, jedes Fünkchen Humor war aus ihnen gewichen. »Du bist ein enormes Risiko eingegangen.«
»Welches? Dass ich beim Start nicht angeschnallt war?«
»Mach darüber keine Witze, verdammt. Jemand anderes hätte dich vergewaltigen können.«
Die Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Sie machte den Mund auf, um zu widersprechen, und klappte ihn unverrichteter Dinge wieder zu, und das nicht, weil Wasser hineinlief. Jemand anderes vielleicht. »Aber es war niemand anderes – es warst du.« Das war auch der Grund, warum sie sich für Sex entschieden hatte, um ihn zum Schweigen zu bringen, nicht wahr? Weil sie ihm vertraute … und ihn wollte. »Ich habe meinen Job gemacht«, sagte sie leise. »Ich durfte nicht auffliegen.«
»Tja, und ich hätte nicht kommen dürfen, Süße, das wird nämlich nicht gern gesehen im Dienst.«
»Manchmal muss man Regeln brechen, Lang.«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern, drückte sie gegen die Duschwand, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, seine nackte Brust auf Tuchfühlung mit ihrem nassen Kleid. »Regeln gibt es aus einem bestimmten Grund. Man befolgt sie, weil man sonst stirbt. Ist das klar?«
Sie hob ihr Kinn, fest entschlossen, sich nicht von ihm einschüchtern und in die Knie zwingen zu lassen. »Du hättest meinen Namen gesagt, und das konnte ich nicht zulassen.«
»Ist. Das. Klar?« Seine Nasenflügel blähten sich kaum merklich, und sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren.
»Es ist angekommen. Aber ich stimme dir nicht zu, und zufälligerweise bist du nicht mein Mandant bei diesem Auftrag.«
Er biss die Kiefer so fest aufeinander, dass seine Zähne knirschten. »Und wo ist deine Mandantin?«
Sie zuckte die Achseln und presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Er verstärkte seinen Griff um ihre Schultern.
»Vivi, wo?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Gottverdammt noch mal!«
»Sieh mal, selbst wenn ich es wüsste, dürfte ich es dir nicht sagen.«
»Du weißt es also nicht?« Seine Augen blitzten ärgerlich auf.
»Es spielt keine Rolle, ob ich es weiß oder nicht. Ich habe eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet – um nicht zu sagen, eine absolut übertriebene Verschwiegenheitserklärung – und ich darf niemandem irgendwas über meinen Auftrag verraten – nicht mal dem FBI.«
Er starrte sie an, tastete ihr Gesicht mit Blicken ab und dachte nach.
»Dann wird sie wahrscheinlich nicht gerade begeistert sein, wenn du in Nantucket in Handschellen von Bord gehst und wegen Behinderung der Justiz verhaftet wirst.«
Sie spuckte etwas Duschwasser. »Warum? Sie hat ein Double engagiert. Das ist nicht gegen das Gesetz und behindert gar nichts.«
»Das FBI bietet ihr Personenschutz.«
»Was ist denn passiert, dass ihr Typen so in Alarmbereitschaft seid? Eine Drohung? Irgendein Nachahmer?«
»Hat sie dir das nicht gesagt?«
Gottverdammt, Cara Ferrari und ihre Geheimnisse. »Was gesagt?«
»Es gibt neue Beweise.«
»Wofür? Dass es möglicherweise wirklich einen Serienmörder gibt?« Bis zu diesem Augenblick hatte Vivi den Medienhype nicht gekauft,
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