Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
schließlich, und ohne jeden Zweifel, kapiert hatte, war er gekommen.
Was sagte das über Langs Gefühle für sie aus?
Nichts. Es besagte allenfalls, dass er ein ganz normales Mannsbild war, ein Kerl, der sich den Schwanz von einer Frau lutschen ließ, die aufgetakelt war wie eine Nutte. Eine Frau, die mit ihm spielte.
Ihr Magen rebellierte ein wenig, und das nicht etwa, weil das Flugzeug in Turbulenzen geriet.
War das der wahre Grund, warum sie alle Vorsicht in den Wind geschlagen und ihr Spielchen mit dem Mann gespielt hatte, der sie halb verrückt machte? Weil er die wahrscheinlich härteste Nuss war, die es für eine Frau zu knacken galt. Folglich konnte sie zum ersten Mal …
Nein, das konnte sie nicht. Diese Grenze durfte sie nicht durchbrechen, sosehr sie ihn auch wollte. Jener alte Schmerz lauerte immer noch zu dicht an der Oberfläche.
»Es ist Lang«, flüsterte sie sich selbst zu und zwang ihr Gehirn, die übliche Litanei der Dinge herunterzubeten, an die sie nicht einmal denken wollte, wenn sie sich in Tagträumen von ihm verlor. Er war ein Langweiler vom FBI. Ein Oberstreber. Und nicht zu vergessen, ein Hauptmandant der Guardian Angelinos.
Normalerweise reichten solche Ermahnungen aus, um ihre Schwärmereien zu unterdrücken. Aber heute wollten die Schwärmereien nichts davon wissen. Und ihr Körper prickelte, brannte und verzehrte sich nach seiner Nähe.
Sie hörte, wie nebenan die Dusche anging. Sie betete, dass Cara das Badezimmer nicht verkabelt hatte. Das würde doch nur jemand tun, der absolut paranoid war, oder? Trotzdem durfte sie sich nichts vormachen, denn genau so etwas würde Cara tun. Wie dem auch sein mochte, sie und Lang mussten reden, und das Badezimmer schien ihr wohl oder übel der heißeste Tipp für ein Vieraugengespräch.
Sie schwang sich aus dem Sessel, durchquerte die kleine Kabine und schnappte sich das gelbe Kleid, das sie eigentlich hatte anziehen wollen, bevor sie beschlossen hatte, dass Dessous bestimmt effizienter waren, um Langs Fragerei auf ein Minimum zu begrenzen.
Sie schlüpfte in das Kleid und warf einen Blick zu Stella, die zu knurren anfing, sobald Vivis Kopf aus dem Ausschnitt auftauchte. Offenbar hatte sie die rechtmäßige Eigentümerin des Kleides erwartet.
»Tut mir leid, Stell. Ich bin’s nur. Immer noch.«
Stella ließ den Kopf auf die Bettdecke sinken und verfolgte scheinbar missmutig, wie Vivi an die Badezimmertür klopfte.
»Es ist offen«, rief Lang.
Sie machte die Tür auf und erstarrte, als sie ihn hinter der Acrylglasabtrennung erblickte. Mannomann. Sie hatte mit ihrer Ansage vorhin nicht wirklich gemeint, dass er duschen sollte.
Er schob die Tür auf und gewährte ihr den vollen Blick auf seinen wunderbar nackten, nassen Körper. Vivi stockte der Atem. Er spielte so was von unfair.
»Komm rein.« Er verschlang sie mit einem glutvollen Blick, der nicht einmal von dem Hauch eines Lächelns abgemildert wurde. Es war ihm ernst. Er war nackt. Und umwerfend.
»Dann verwischt mein Make-up«, sagte sie.
Er griff nach ihr und zerrte sie hinein, direkt unter den Duschstrahl. »Genau das ist mein Plan«, sagte er, als sie überrascht nach Luft japste.
Sie prustete und versuchte dem Wasser auszuweichen, doch er hielt ihren Kopf unnachgiebig unter den plätschernden Strahl. Sie musste die Augen schließen, weil die Mascara verschmierte und die falschen Wimpern ähnlich schwarzen Spinnenbeinen ihre Wangen hinunterkrochen.
»Was zum Teufel, Lang?«
»Genau, was zum Teufel, Angelino.«
Sie bog den Kopf zurück, wischte sich das nasse Haar und die Wimpern, die sich verselbstständigt hatten, aus dem Gesicht. »Nenn mich nicht bei meinem Namen. Und fass mich nicht so an.«
»Ich habe den Raum untersucht. Es gibt keine versteckte Kamera, kein Mikrofon, nichts. Wir werden nicht überwacht.«
»Und warum dann die Dusche?«
Sein Blick senkte sich auf ihren tropfnassen Körper, verweilte, wo der dünne gelbe Stoff sich an ihre Brüste schmiegte. »Ich wollte dich nass sehen.«
Sie schluckte, und all ihre schöne Kontrolle, die sie vorhin in der Kabine noch gehabt hatte, wurde mit der Dusche weggespült. »Du wolltest mich überrumpeln.«
Er hob eine muskulöse Schulter, die ohne sein übliches Golfhemd noch beeindruckender wirkte. »Dann sind wir ja quitt. Was zum Teufel wird hier eigentlich gespielt?«
»Sag du’s mir«, beharrte sie, immer noch mit gedämpfter Stimme, trotz des Wasserrauschens und seiner Versicherung. »Was machst du
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