Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
geschafft hat, bei ihm vorbeizuschauen.«
»Ich mache mir mehr Sorgen, ob sie es schafft, hierherzukommen. Es ist fast drei Stunden her.« Er kniete sich vor sie hin. »Ich muss auf eine kleine Aufklärungsmission. Kann ich dich ein paar Minuten allein lassen?«
Nein. »Na klar.« Sie warf einen Blick auf ihren Fuß, der angeschwollen war und pochte. »Wenn ich mit dir komme, halte ich dich nur auf. Was hast du vor?«
»Nur rausfinden, welche Alternativen wir haben.« Er küsste sie auf die Stirn und hob ihr Kinn an, so dass sie ihm ins Gesicht blickte. »Ich komme wieder.«
Nachdem er weg war, schaffte sie es, ihre immer noch nassen Klamotten wieder anzuziehen und den Kissenbezug in Streifen zu reißen, um ihren Fuß zu verbinden. Dann wartete sie ungeduldig auf seine Rückkehr. Als es endlich so weit war, wirkte er entschlossener denn je, die Scheune zu verlassen.
»Unser Freund ist immer noch zu Hause«, berichtete er. »Und er hat freundlicherweise die Garage offen gelassen, in der zwei Fahrzeuge stehen. Wir werden uns eins davon ausleihen.« Er deutete auf ihren Fuß. »Kannst du den belasten?«
»Ja. Ein bisschen.« Nicht sehr. »Ich werde tun, was nötig ist.« Sie stand auf und konnte ein schmerzvolles Aufheulen kaum unterdrücken.
Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde hatte Zach ihr einen Arm untergeschoben. »Ich bringe dich bis zur Straße, und du kannst in einem Versteck warten, während ich das Auto hole.«
Jeder Schritt war die reinste Hölle, doch sie schaffte es, indem sie sich auf ihn stützte. So humpelten sie durch den Wald, der jetzt noch schattenhafter wirkte, obwohl der Regen aufgehört hatte. Am Straßenrand führte er sie in ein Kiefernwäldchen, drückte sie sanft zu Boden und sorgte dafür, dass sie nicht zu sehen war.
»Das gefällt mir ganz und gar nicht«, murmelte er.
»Es wird schon gut gehen, Zach.«
Er schüttelte den Kopf, und sein Körper war angespannt, als er sich umblickte, doch sie hatten eindeutig keine andere Wahl. Sie würde es nicht den ganzen Weg zurück zum Haus schaffen. So langsam, wie Sam sich bewegte, würden sie für lange Zeit gute Zielscheiben abgeben. »Ich sollte sowieso nach Vivi Ausschau halten, falls sie auftaucht.«
»Na gut, aber hör zu, Sam. Bleib in Deckung, ja? Steh nicht auf, geh nicht zur Straße, geh mich nicht suchen. Ich komme wieder.« Er wollte schon gehen, doch dann kam er einen Schritt näher und hockte sich hin, damit er auf Augenhöhe mit ihr war. » Sarò sempre al tuo fianco. «
»Du musst mir sagen, was das bedeutet.«
»Wenn ich zurückkomme.« Er gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und lief los, mit lautlosen Schritten über das vom Regen durchtränkte Laubbett, und war verschwunden, ehe sie ihren nächsten Atemzug tat.
Sarò sempre al tuo fianco. Die Worte beruhigten sie, während sie ihren Blick auf das Stück Straße heftete, das sie sehen konnte, sich nicht rührte und versuchte, jedes kleinste Geräusch zu erlauschen. Es herrschte absolute Stille, nicht einmal ein Blatt bewegte sich.
Komm zurück zu mir, Zach.
Die quälende Sehnsucht des Wartens auf ihn war ein vertrautes Gefühl, aber dieses Mal fühlte sich ihr Herz anders an. Dieses Mal war sie sich seiner sicher.
Sie versuchte, die Minuten zu zählen, sie zu schätzen, und wünschte, sie hätte eine Uhr. Sie zählte mindestens fünfmal bis sechzig, bis ihr leichtes Unbehagen in echte Besorgnis umschlug. So lange brauchte er ja wohl allein schon, um wieder ins Haus zu gelangen, oder? Vielleicht war der Besitzer draußen. Vielleicht musste er um einen Wagen verhandeln.
Er konnte, er würde tun, was zu tun war. Vielleicht hatte er es geschafft , ins Haus zu kommen und noch mal Vivi anzurufen.
Sie zählte noch siebenmal bis sechzig, so schien es ihr zumindest. Das unangenehme Gefühl von nur teilweise trockenen Kleidern und Resten von Flusswasser erzeugte ein Kribbeln auf ihrer Haut. Ebenso wie die Sorge. Komm schon, Zach.
Sie ging auf die Knie, ohne das Gewicht auf ihren Fuß zu verlagern, blickte die Straße entlang und hielt sehnsüchtig nach einer Spur von ihm Ausschau. Aus der entgegengesetzten Richtung hörte sie einen Motor aufheulen. Sie zog sich ins Gebüsch zurück, als ein silberner SUV auf sie zugerast kam.
Das Fahrzeug wurde langsamer, als suchte der Fahrer nach etwas, und zwang Sam noch tiefer in ihr Versteck, von wo aus sie es nah genug vorbeifahren sah, um in das offene Fahrerfenster zu sehen. Als sie stacheliges, schwarzes Haar und ein
Weitere Kostenlose Bücher