Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
Beginn seines Einsatzes wartete. Am nächsten Tag hatten sie ihre Aktivitäten nach oben in Sams alte Wohnung und in ein richtiges Bett verlegt, wo sie, wie Sam manchmal den Eindruck hatte, die kompletten folgenden drei Wochen bis zu seinem Abflug verbrachten.
Und dann war er fort gewesen. Bis heute Nacht, als sie am allerwenigsten für das Gefühlschaos gerüstet war, welches ein Wiedersehen mit ihm bedeutete.
Im Wohnzimmer fläzte er auf einem dunkelblauen Sofa an der Wand und hatte die Füße auf einen Couchtisch gelegt, der mit Post und Zeitschriften, Ausschnitten und Papieren übersät war. Auf einem Ecktisch lag ein Stapel Zeitungen und konkurrierte mit Vivis Sammlung gerahmter Fotos ihrer riesigen amerikanischen Adoptivfamilie, den Rossis.
»In was für Schwierigkeiten steckst du, Sam?« In dieser Frage lag die eindeutige Botschaft: keine Sperenzchen mehr, wir sind jetzt drinnen.
»Nichts, das dich was anginge.« Denn nichts in ihrem Leben ging ihn etwas an. Hatte er das nicht selbst deutlich gemacht?
Sie ließ sich auf die Armlehne eines Sessels sinken. Zwar hatte sie nicht die Absicht, allzu entspannt zu werden, doch sie gab dem Glücksgefühl der Erleichterung nach. Zum ersten Mal seit einer Woche hatte sie Zuflucht und Sicherheit gefunden.
Nicht, dass Zach Sicherheit bedeutete … aber niemand, der ihr nach dem Leben trachtete, wusste in diesem Moment, wo sie war. Dafür war sie so dankbar, dass sie beschloss, höflich zu sein.
»Was meinst du, wann Vivi zurück ist?«
»Ich habe keine Ahnung.« Das einzige Licht war der goldene Schimmer einer fernen Straßenlaterne, der durch die abgerundeten Erkerfenster drang, die zur Tappan und Beacon Street lagen. Aus diesem Winkel betrachtet, befand sich seine Narbe im Schatten, und Sam konnte das Dunkle seiner Augenklappe kaum davon unterscheiden. Sein Blick folgte ihr, so schwarz wie sein Haar und, anders, als man hätte annehmen können, nicht halb, sondern doppelt so intensiv wie früher.
Trotzdem tat es weh. Seine Versehrung war offensichtlich irreparabel, sie würde bleiben und beraubte die Welt eines ihrer unglaublichsten Gesichter.
»Sieht ihr gar nicht ähnlich, ohne ihr Handy wegzugehen«, sagte sie mit einer Kopfbewegung auf das Blackberry, das auf dem Wohnzimmertisch zwischen ihnen lag.
»Ja, ich war auch überrascht, als ich es da liegen sah. Aber wenn sie einen Artikel abgeliefert hat, wie du sagst, hat sie ihren Laptop dabei. Du kannst ihr eine E-Mail schicken oder du kannst – «
»Nein. Das ist nicht … « Sicher. »… so eine gute Idee.«
Er beugte sich vor und wirkte nun auf eine andere Art bedrohlich als draußen vor der Tür. »Warum denn nicht?«
»Ist eben so.« Sie stand auf, verschränkte die Arme und ging im Zimmer auf und ab, wobei sie aus Gewohnheit die Fenster mied. Hin und wieder blickte sie verstohlen zu ihm hin. Es fiel ihr immer noch schwer, den Mann vor ihr mit dem unter einen Hut zu bringen, den sie damals kennengelernt hatte. »Bist du jetzt nicht mehr bei der Army?«
»Nein. Wechsel nicht das Thema. Vor wem läufst du weg? Vor deinem Freund? Einem Liebhaber?« Um seine Mundwinkel zuckte es leicht. »Deinem Ehemann?«
Sie antwortete nicht.
»Du bist verheiratet?« Hörte sie da Enttäuschung aus seiner Stimme heraus? Der Mann hatte Nerven.
»Nein. Bitte stell mir keine Fragen mehr.« Zum Beispiel, wie es mir ergangen ist. Und ob ich dich vermisst habe. Und ob ich auf eine Nachricht von dir gewartet habe, die niemals kam.
»Sam, du weißt, dass ich lange Zeit im Krieg war, und wenn mir das überhaupt etwas gebracht hat, dann ist es eine bessere Wahrnehmung für Signale – auch unterschwellige. Du strahlst extreme Panik aus. Was in Gottes Namen ist los?«
Sie betrachtete Vivis Handy, den schwarzen Bildschirm, auf dem ein rotes Licht blinkte, um anzuzeigen, dass eine Nachricht wartete. Auf dem Plastik klebte der Rest eines halb abgerissenen schwarz-weißen Aufklebers, wahrscheinlich das Logo irgendeines Skateboard- oder Gitarrenherstellers.
»Vielleicht sollte ich ihr wirklich eine E-Mail schicken, und zwar von ihrem Handy statt von meinem.«
»Fühl dich wie zu Hause.« Er ließ sich wieder auf das Sofa fallen und kraulte die Katze, die zu ihm hochgeklettert war und sich an seinem Oberschenkel rieb.
»Und wenn sie nicht nach Hause kommt … « Sie hatte nicht vor, die Nacht allein mit ihm in dieser Wohnung zu verbringen. Sie würde es einfach darauf ankommen lassen und heimfahren. »Dann überlege ich
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