Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
gemeint. Ich frage mich, warum du so anders bist als früher.«
Er wich zurück und verlor einen Augenblick lang die Fassung. Aber dann fand er wieder zu seinem nichtssagenden Gesichtsausdruck zurück. »Wir haben uns beide verändert«, sagte er einfach nur.
»Ich nicht.«
»Doch, hast du. Du bist eine Harvard-Juristin mit einer Mission und einem Lebensinhalt.«
Sie lachte zögerlich. »Also, erstens habe ich noch nicht mal mit dem Studium angefangen, von daher bin ich genau genommen momentan eine arbeitslose Kellnerin. Zweitens hat es mich nicht verändert, eine Mission zu haben. Ich habe noch dieselbe Persönlichkeit, dieselben Charakterzüge, dasselbe … « Heiße, süße, schmelzende Gefühl, wenn du mir so nah bist. »Ich habe mich nicht verändert. Aber du.«
»Und wie?«
»Deine Haare sind lang.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ist ganz nett, sie nicht jede Woche kurz scheren zu müssen.«
»Du hast … « Ihr Blick senkte sich auf die tiefviolette Tinte auf seiner Brust, den Stacheldraht auf seinem Bizeps. »Mehr Tattoos.«
»Eins für jeden Kampfeinsatz. Sonst noch was?«
Wollte er wirklich, dass sie es zur Sprache brachte? Na schön. »Du warst früher viel netter.«
Ein Lächeln deutete sich an. »Eigentlich nicht.«
»Ach. Dann hast du nur so getan? Um Sex zu bekommen?«
»Sag nicht so was.«
Die Wahrheit tat wohl weh? »Weißt du was, Zach? Ich kann tun und sagen, was ich verdammt noch mal will, und dazu brauch ich von dir nicht ein einziges Wort, keinen Kommentar, keinen Ratschlag, nicht mal eine Scheiß- Postkarte , ohne die ich nebenbei bemerkt die letzten drei Jahre sehr gut ausgekommen bin.«
Aus seinem Lächeln wurde ein spöttisches Grinsen. »Das mit der Postkarte macht dich wirklich fertig, oder?«
»Ähem.« Vivi klopfte mit einem Löffel an eine Kaffeetasse. »Tut mir leid, wenn ich die fröhliche kleine Zusammenkunft stören muss, aber ich habe gleich einen Termin. Sam, nimmst du immer noch Milch und Zucker in den Kaffee?«
»Natürlich.« Endlich kam Sam an ihm vorbei und durchbohrte ihn mit einem letzten Blick. »Warum sollte ich mich geändert haben?«
Sie ging hinaus, ohne seine Reaktion abzuwarten, und die Badezimmertür knallte hinter ihr zu.
Vivi machte ein entschuldigendes Gesicht. »Ich platze immer im falschen Moment bei euch rein.«
»Es gibt weder ein Wir noch einen richtigen Moment.«
Vivi schob sie Richtung Küche. »Komm, lass uns reden.«
Sam folgte dem Duft von frischem Kaffee und ließ sich aufatmend auf einem der beiden Küchenstühle nieder. »Gott, dieser Typ schafft mich.«
Vivi kicherte, während sie Milch in zwei Tassen schüttete. »Das war immer so und wird immer so sein. Ihr beiden seid wie Feuer und … Feuer.«
Sam fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und zog sie dabei straff nach hinten, als könnte sie ihn sich so aus dem Kopf reißen . »Warum lasse ich ihn überhaupt an mich ran? Er ist nur irgendein Typ, mit dem ich mal was hatte.«
»Er ist nicht irgendein Typ.« Vivis Stimme wurde scharf. »Er ist mein Zwillingsbruder. Und wie du weißt, haben wir in unserem Leben schon einiges gemeinsam durchgemacht, also werde ich nicht hier sitzen und über ihn herziehen, genauso wenig wie damals, als wir in Italien zu Waisenkindern wurden und hierher zu unseren amerikanischen Cousins und Cousinen gezogen sind und die sich über den ›bösen Jungen‹ das Maul zerrissen haben.«
»Tut mir leid, Vivi. Ich weiß, dass du ihn liebst, und wir wissen beide, dass das der Grund ist, warum unsere Freundschaft die letzten drei Jahre den Bach runtergegangen ist.« Sam schüttelte den Kopf und bedauerte die Entscheidung, gestern Nacht hierhergekommen zu sein. »Und um ehrlich zu sein, wenn ich gewusst hätte, dass er hier ist, hätte ich dich nie angerufen.«
»Tja, das ist schade.« Vivi stellte eine schaumige, dampfende Tasse so energisch vor sich, dass sie eine kleine Kaffeepfütze erzeugte. »Ich hab dich nämlich vermisst.«
Sam nahm die Tasse, schloss die Finger um die Keramik und lächelte die Frau ihr gegenüber an. Sie waren gute Freundinnen gewesen, als Sam in diesem Gebäude gewohnt hatte. Sie hatten sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, aber sie waren sich gleich am Tag von Sams Einzug im Fahrstuhl begegnet, und ihre Verbindung war unmittelbar und echt gewesen. Sie hatten viel gelacht, eine Menge Weinflaschen zusammen geköpft und waren gern zusammen shoppen gegangen. Und dann kam Vivis Zwillingsbruder aus dem Krieg zurück… und sie
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