Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
Gegenüberstellungen kommen muss.« Sie rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her. »Ich sag dir, darauf habe ich wirklich überhaupt keine Lust.«
Plötzlich stellten sich die Ohren des Katers auf, und er sprang miauend vom Sofa, was bei Zach gewaltige Erleichterung auslöste. »Vivi ist zu Hause.«
»Bist du sicher, dass sie es ist?« Sie blickte in Richtung Flur.
»Sonst würde Fat Tony nicht so aufspringen.« Er sprang auf, kam um den Wohnzimmertisch herum und ging vor ihrem Sessel in die Hocke. »Komm, entspann dich. Wenn es nicht Vivi ist und irgendjemand anders durch diese Tür kommt, bringe ich ihn um.«
Sie starrte ihn prüfend an, und er zwang sich, stillzuhalten. Er hatte Schlimmeres ertragen. Irgendwann musste sie ihn sich genau ansehen.
Langsam hob sie die Hand, ihre Finger fühlten sich warm an, als sie sich seiner Wange näherten, seiner Narbe. Er konnte spüren, wie die Hitze ihrer Handfläche näher kam und sein Herz gegen seine Rippen hämmerte. Sie war nur noch wenige Zentimeter von seiner Haut entfernt. Einen Zentimeter.
»Wie ist das passiert?«
»Reine Dummheit und der Irrglaube, ich wäre unbesiegbar.«
»Du lebst doch noch.«
Kaum. Ihr so nah und dennoch nicht in der Lage zu tun, was jede Zelle seines Körpers wollte? Er könnte genauso gut tot sein. »Ja, Puls hab ich noch«, sagte er. »Besser als die Alternative.«
Sie legte ihm die Hand aufs Gesicht wie Satin auf glühende Kohlen.
»Oh mein Gott!«
Der Klang von Vivis Stimme ließ sie beide hochfahren. Zach stand auf und sah die Silhouette seiner Zwillingsschwester in der Tür.
»Samantha Fairchild!« Vivi stürmte herein und ihr Skateboard knallte auf den Boden, als sie mit ausgebreiteten Armen zu Sam hinlief. »Mensch, schön, dich zu sehen. Warum gehst du denn nicht ans Telefon, Mädchen? Ich hab versucht, dich ausfindig zu machen.«
»Tja, ich bin hier und suche dich. Und dein Handy ist übrigens auch hier.«
»Ich weiß, ich Trottel hab es vergessen.« Sie schloss Sam in die Arme und blickte mit schimmernden Augen zu Zach auf. »Und sieh mal an, wen du gefunden hast.« Sie zwinkerte Zach zu.
Als sie sich umarmten, trat er zurück und berührte unwillkürlich sein Gesicht. Seine Finger fuhren über die zerklüftete Furche, die von seinem Wangenknochen fast bis zu seiner Lippe verlief.
Sam hatte sich innerlich verändert, er hingegen äußerlich. Irgendwie änderte das alles … nur nicht das, was er für sie empfand.
6
Warmer Atem. Heiße Zunge. Süßer Kuss.
Zach.
»Tony!« Sam drehte sich um und wich der Katzenzunge aus, wobei sie vom Sofa rutschte und die Bettdecke mitnahm. Sie griff danach und schüttelte den Schlaf ab. Der lebhafte Traum hingegen ließ sich nicht gleich verscheuchen.
»Tut mir leid.« Vivi tappte barfuß ins Wohnzimmer, ihr ebenholzfarbenes Haar stand in alle Richtungen ab. Auf ihren schmalen Schultern lag ein Hauch von einem Trägertop, ihre Boxershorts waren bis auf wenige Zentimeter oberhalb ihres Beckenknochens heruntergerollt. »Er sucht nach morgendlicher Liebe.«
Während Sam davon geträumt hatte.
Vivi fuhr sich mit der Hand durch ihre Stacheln und ließ sich im Schneidersitz auf einem Clubsessel nieder. »Hast du geschlafen? Ich nicht. Wie denn auch?«
»Ehrlich gesagt war ich zum ersten Mal seit einer Woche richtig weg. Danke, dass ich hierbleiben durfte.«
»Pah!« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Als ob ich dich hätte gehen lassen. Oder Zach.«
Sam erwiderte nichts und ließ die Worte im Raum stehen. Zach hatte nicht gerade darauf bestanden, dass sie blieb. Er hatte sich da rausgehalten. Es war Vivi gewesen, die das Bett gemacht und sie umsorgt hatte. Das Gespräch über den Mord und die Ermittlungen hatte sich bis in die Morgenstunden gezogen und sie mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen.
Das Schweigen dauerte einen Tick zu lange an, und Vivi stemmte sich aus dem Sessel hoch. »Ich brauch Koffein, und zwar sofort. Du auch?«
»Klar, wenn du das machst.«
Während Vivi in die Küche ging, betrat Sam über den Flur das Bad, wo ihr Blick auf eine kleine Ledertasche fiel, die offen auf dem Spülkasten stand und aus der ein Rasierer und eine Zahnbürste herausragten. Sie konnte nicht widerstehen und strich mit der Hand über die Tasche. Zachs persönliche Dinge zu berühren war derart intim, dass sie beinahe erschauerte. Der Rasierer rutschte hinein und gab den Blick auf den weiteren Inhalt frei. Zahnpaste. Deo. Kondome.
Sie starrte das Paket an, und die
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