Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
die Brieftasche Devyn zu. »Nimm seinen Ausweis raus. Und gib mir Deckung. Ich bringe ihn nach oben.«
Ohne sich zu wehren, folgte der Mann Marc, der ein paar Stufen vorausging, und kletterte in sein Gefängnis.
Sie hielt die Pistole auf ihn gerichtet, bis Marc die Tür hinter ihm verriegelte und schnell zu ihr zurückkehrte.
Wieder im Glockenturm schnappte er sich die Serviette und ließ die Brieftasche des Agenten zurück. Er steckte sich dessen Ausweis und das Handy in die Tasche, drängte Devyn zur Treppe. »Schnell«, befahl er. »Wir haben nicht viel Zeit.«
»Ich weiß, aber wir können in zwei Stunden in Milltown sein.«
Er erstarrte. »Hast du sie nicht mehr alle?«
Sie drehte sich zu ihm um. »Denk nicht mal daran, mich aufzuhalten.«
»Du stürzt dich nicht in eine SIS -Undercover-Aktion, Dev. Sorry.«
»Aber du hast doch gehört, was er gesagt hat …«
»Los!« Er versetzte ihr einen kräftigen Stoß. »Darüber können wir uns später streiten.«
Streiten? Oja, das würden sie. Ganz bestimmt.
21
Vivi roch die Tomatensoße, noch bevor Onkel Nino in der Tür zu ihrem Büro aufkreuzte. Hastig riss sie eine Schreibtischschublade auf und ließ ihr angefangenes Projekt darin verschwinden, gerade noch rechtzeitig, ehe er ins Zimmer gepoltert kam.
Konnte sie in diesem Büro nicht einmal ein bisschen Zeit für sich allein haben?
»Du siehst nicht gerade glücklich aus, mich zu sehen, mia cara. «
Sie setzte ein künstliches Lächeln auf, doch das entglitt ihr dummerweise wieder. Ihren Zwilling anzulügen – oder zumindest etwas vor ihm zu verbergen – war schon schwer genug. Ihren Großonkel zu beschwindeln, einen Mann, den sie von ganzem Herzen liebte, mit seinen vielen Macken und Marotten? Unmöglich.
Puh, in diesem Fall ging es nicht anders. Sie hatte die Minuten gezählt, bis Zach endlich weg war, voller Ungeduld, wieder an den Papierschnipseln herumpuzzeln zu können, die sie in North Carolina entdeckt hatte. Mittlerweile tippte sie darauf, dass dieser interessante Fund nichts anderes sein konnte als ein Brief.
»Ich versuche nur, ein bisschen Arbeit zu erledigen, Onkel Nino.«
»Was denn für Arbeit? Wir haben, warte, gerade mal einen Kunden, oder?« Er nickte demonstrativ in Richtung der stillen Büroräume. »Ich habe Chessie dabei gesehen, wie sie sich die Fingernägel lackiert hat. Schwer beschäftigt sieht für mich anders aus.«
»Sie erledigt ihre Aufträge total super«, sagte Vivi betont. »Außerdem bekommt sie noch keinen Cent dafür.«
»Sie meinte neulich, dass meine Crespelle tausendmal besser sind als eure Auftragslage.«
Vivi schielte auf die Auflaufform aus feuerfestem Glas, die er in den Händen balancierte. »Hmmmh lecker, Crespelle. Ich bete zu Gott, dass das da drin welche sind.«
Er hielt das Gefäß hoch. »Auberginen-Parmigiano«, sagte er und schmierte einen dicken neapolitanischen Akzent auf das Wort.
»Auberginen im Pyjama.« Sie grinste. Es hatte sie immer amüsiert, wie ihre amerikanischen Cousins das Gericht als Kinder genannt hatten. »Super, Zach hat gerade die Mikrowelle installiert.«
»Mikrowelle?« Er schnaubte verächtlich. »Als würde ich mein Essen mit solchem Teufelswerk kochen!«
Sie lächelte. »Nicht kochen, nur aufwärmen.«
»Gott sei Dank habe ich für euch einen Herd mit einem kleinen Backofen bestellt.«
Sie stand langsam auf, mit den Gedanken bei der Akte in ihrer Schublade, mit Leib und Magen bei den Auberginen. »Hat Chessie mir schon erzählt. Du weißt doch, dass das nicht nötig ist, Onkel Nino.«
»Ich kann nicht einfach hier rumsitzen und nichts tun, während ihr auf Aufträge wartet.«
»Du brauchst doch nicht hier zu sein«, sagte sie und wählte die Worte mit Bedacht. Von dem Augenblick an, als sie sich diese Geschäftsidee ausgedacht hatte, hatte Nino sich zum Team gezählt. Auch wenn sich seine Fähigkeiten auf das Kochen und das Lösen von Kreuzworträtseln und Puzzles beschränkten.
»Ich finde es toll, dass du hier bei uns sein willst, und Zach findet das auch, und du bist ein super Spitzenkoch, aber …«
»Aber was?« Er winkte mit einer typischen Onkel-Nino-Handbewegung ab. »Hmm? Bin ich zu alt, um ein Guardian Angelino zu sein?«
»Nein, nicht zu alt.« Ihr schlechtes Gewissen kämpfte mit Verärgerung, als er unaufgefordert das Büro betrat, eine Ecke der Abdeckung von der Auflaufform anhob und sich das verlockende und wunderbar vertraute Aroma von Oregano und frisch zerdrückten Tomaten im Raum
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