Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
würde sich flach auf den Boden legen und Kopf und Oberkörper buchstäblich hinunterhängen lassen müssen, wenn sie sehen wollte, was da unten …
Noch ein Schuss und ein Ächzen. War Marc etwa getroffen worden?
Ohne groß nachzudenken, warf sie sich flach auf den Boden und robbte vorwärts, bis sich ihr Kopf direkt am Rand des Lochs befand. Sie musste wissen, ob er verletzt war … oder Schlimmeres.
Sie konnte zwar am Seil hinunterblicken, aber nicht viel von dem unteren Raum erkennen. Um mehr zu sehen, musste sie noch weiter vorrutschen und ihren Oberkörper durch die Öffnung bringen. Und was würde sie dann sehen? Marc, wie er auf dem Boden in einer Blutlache lag? Oh Gott, nein!
Sie hörte, wie jemand zischend die Luft einzog, direkt unter ihr.
Geräuschlos robbte sie vorwärts und klammerte sich an das raue Holz der Bodenbretter, während sie sich zwang, den Kopf durch das Loch zu stecken. Abgestandene, modrig feuchte Luft stieg ihr in die Nase, brannte ihr in den Augen, doch sie biss die Zähne zusammen, ließ sich weiter hinunter und schaffte es, ihren Oberkörper vollständig durch die schmale Öffnung zu schieben. Mit den Beinen auf dem Holzboden abgestützt, verlagerte sie ihr Gewicht gefährlich in Richtung Körperschwerpunkt. Rattenkot und Staubansammlungen füllten den offenen Bereich zwischen den beiden Böden.
Noch fünfzehn Zentimeter, und sie konnte teilweise in den unteren Raum blicken. Sie stemmte sich noch ein Stück weiter vor und sah Marc, quicklebendig.
Ihr fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Er schmiegte sich in geduckter Haltung an die Wand und fixierte die Öffnung zur Treppe, die hinunter in die Kirche führte. Er konnte nicht viel wahrnehmen, anders als Devyn aus ihrem günstigen Blickwinkel von oben nach unten. Sie blinzelte in die Dunkelheit und konnte einen Mann erkennen, der, ebenfalls an das Mauerwerk gepresst, darauf wartete, dass Marc seine Position preisgab.
Es war eine Patt-Situation.
Kurze Zeit später hob der Mann die Hand, um erneut abzufeuern. Devyn zischelte leise, um Marcs Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er blickte zu ihr hoch, sah, dass sie ihm das Zeichen gab, sich zu ducken, worauf das Projektil ihn verfehlte und mit einem lauten Krachen in die Wand einschlug.
Er begegnete Devyns Blick und nickte ihr dankbar zu. Sie setzte ihr Gleichgewicht aufs Spiel, indem sie eine Hand losließ, um auf die Tür zu zeigen. Dabei formte sie mit den Lippen »er steht direkt da drüben«.
Er neigte den Kopf kaum merklich nach links und nach rechts und zuckte dann mit den Achseln. Wo genau? ,sollte das heißen.
Nach einem weiteren Blick zu dem Mann zeigte sie mit der Hand nach links auf die Wand.
Marc nickte ihr kurz zu, positionierte sich neu und zielte auf die Wand. Er schoss, und der Knall zerriss ihr fast das Trommelfell. Der Mann machte hastig einen Satz nach rechts. Marc hatte die Kugel in einem bestimmten Winkel von der Wand abprallen lassen, doch der andere war zu schnell gewesen.
Als Marc fragend zu ihr hochsah, schüttelte sie heftig den Kopf und zeigte mit den Fingern, dass Marc seinen Widersacher um Haaresbreite verfehlt hatte.
Wieder stellte er mit einer stummen Geste dieselbe Frage: Wo ist er?
Der Mann hatte sich inzwischen zur anderen Wand geschlichen, nicht ahnend, dass Marc den großen Vorteil hatte, von oben dirigiert zu werden. Sie hob eine Hand, während sie sich mit der anderen an die Zwischendecke klammerte, und signalisierte ihm die veränderte Position des Schurken.
Kurz entschlossen zielte Marc auf einen anderen Punkt an der Wand und feuerte.
Der Mann stürzte zu Boden und fasste sich an den Arm, und Marc gestikulierte nach oben. Er wusste, dass er getroffen hatte. Geräuschlos stahl er sich aus Devyns Sichtfeld und zum anderen Ende des Turms. Devyns ganzer Körper dröhnte mit jedem Herzschlag, sie drückte ihre Hüftknochen schmerzhaft fest in den Boden, um nicht abzustürzen, dass sie förmlich spüren konnte, wie sich blaue Flecken herausbildeten.
Der Mann ließ seinen zerrissenen Jackenärmel los. Blut war jedoch keins zu sehen. Marcs Schuss hatte ihn vermutlich nur gestreift. Immerhin konnte er von seinem Standpunkt aus weder Devyn noch Marc wahrnehmen.
Marc kam näher, dann stürzten die Männer aufeinander los. Sie verkeilten sich ineinander, eine Pistole schlitterte über den Holzboden und landete unterhalb der Glocken, registrierte Devyn.
War das Marcs Pistole? Sie rangen sich gegenseitig zu Boden, Devyn vernahm ein
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