Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Stöhnen, als eine Faust schmatzend auf Fleisch traf. Marc gewann die Oberhand und wollte eben abermals zuschlagen, als sein bulliger Gegner ihn mit einem gezielten Schlag ins Taumeln brachte. Marc trat dem Kerl in die Weichteile, und Devyn sah in dem Handgemenge eine Pistole aufblitzen.
In der Hand des Falschen.
Sie rollten aus ihrem Blickfeld, und Devyn stockte vor Entsetzen der Atem. Ihr ganzer Körper baumelte gefährlich tief durch das Loch, während sie voller Anspannung auf den Schuss wartete, der Marc womöglich töten würde. Bitte, lieber Gott, betete sie, lass es nicht dazu kommen.
Sie konnte ihre Füße sehen, ineinander verkeilt und wild um sich tretend, konnte hören, wie Fingerknöchel dumpf auf Knochen trafen, fühlte beinahe körperlich die brutale Gewalt. Die beiden rollten wieder in Devyns Blickfeld, aber Marc war immer noch über einen Meter von seiner Pistole entfernt.
Die beiden Männer waren fast genau unter ihr. Plötzlich sprang Marc auf und breitete die Arme aus, ein stummes Zeichen, dass er sich geschlagen gab. Er machte langsam einen Schritt zurück, und der andere drängte vor, seine Pistole direkt auf Marcs Brustkorb gerichtet. Noch einen Schritt, und der andere war genau unter Devyn.
Wenn sie jetzt sprang …
Indes hatte Marc ihr jede Einmischung verboten.
Trotzdem, sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Marc hatte keine Waffe, und der Kerl machte keinerlei Anstalten, von ihm abzulassen, sondern bewegte sich mit tödlicher Absicht auf ihn zu.
Sollte sie springen?
Die Hände in der Luft, bewegte sich Marcs rechter Zeigefinger so unmerklich, dass der andere es nicht wahrnehmen konnte. Aber Devyn sah die winzige Geste und deutete sie als Zeichen. Er zuckte wieder mit dem Finger, diesmal etwas schneller. Damit wollte er ihr bestimmt signalisieren, dass sie springen sollte.
Sie griff impulsiv nach vorne, umschloss mit den Fingern das Glockenseil und schwang die Beine vor. In dem Sekundenbruchteil, den ihr Gewicht brauchte, um am Seil zu ziehen und den Klöppel zu bewegen, rutschte sie einen halben Meter in die Tiefe. Als der Mann geschockt nach oben sah, bückte sich Marc blitzschnell nach seiner eigenen Pistole und beförderte den Typ mit einem gezielten Fußtritt aus Devyns Landebahn, als sie mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden aufkam.
»Lassen Sie sofort die Waffe fallen!«, überbrüllte Marc das tosende Echo der Glocke, das von den Mauern widerhallte.
Devyn drehte sich japsend auf den Rücken und konnte mitverfolgen, wie Marc den Kerl gegen die Wand drängte, eine Hand an dessen Kehle, mit der anderen stemmte er ihm die Pistole in die Rippen.
Kaum dass die Pistole des anderen metallisch klirrend auf dem Boden auftraf, schnappte Devyn danach und schnellte hoch.
»Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte der Mann mit einem starken Akzent, der eher britisch als irisch klang, aber nach fünf Wörtern war das schwer zu sagen.
»Begrüßen Sie jeden Besucher mit einer wilden Rumballerei?«, fragte Marc zurück und blitzte ihm wütend ins Gesicht. »Ist das neuerdings eure Arbeitsweise?«
Der Mann sagte nichts, sein pockennarbiges Gesicht rot vom Kampf, starrte er aus schmalen Augenschlitzen verdutzt von Marcs Pistole zu dessen fest entschlossener Miene. »Diese Noten da sind tabu, Kumpel. Die darf keiner spielen. Nicht dieses Lied. Niemand, absolut niemand.«
»Was ist mit Dr. Greenberg? Hat sie es gespielt?« Sein Griff um den Hals des Kerls wurde fester, und er unterstrich die Frage, indem er den Kopf des Mannes gegen den Stein schlug. »Haben Sie sie auch mit einem Kugelhagel empfangen?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Ich glaube doch.« Marc stieß die Worte mühsam kontrolliert aus. »Wo ist sie?«
Der Kerl presste den Mund fest zusammen und starrte ihn wütend an, seine Brust hob und senkte sich mit jedem aufgewühlten Atemzug. Devyn spielte mit der Pistole in ihrer Hand, umfasste sie wie selbstverständlich. Das Metall fühlte sich warm an.
»Wo ist sie?« Marc rammte dem Kerl ein Knie in die Weichteile. Als Antwort erhielt er nichts als ein lautes Humpf .
»Sagen Sie mir, wo sie ist, und Sie bleiben am Leben. Schweigen Sie weiter, und ich schieße.« Marc brachte sein Gesicht dicht über das seines Angreifers, dass es aussah, als wollte er ihn küssen, dabei sprühten die beiden vor Hass und Zorn.
»Ich kann nicht.«
»Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?« Er stieß wieder mit der Pistole zu. »Ihr Problem, ich bring Sie nämlich in
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