Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
schwerer als Moral, immer.«
»So schwer, dass du unschuldige Menschen sterben lassen würdest?«
»Wenn ich damit ein schlechtes Licht auf Finn werfen kann, dass das mit seiner Begnadigung platzt und« – sie warf ihr einen schiefen Seitenblick zu – »sein Traum von einer Chance mit dir.«
Devyn umklammerte das Lenkrad. »Das will er?«
Die andere gab einen spöttischen Laut von sich. »Er würde alles sagen, um zu bekommen, was er will, Schätzchen. So ist Finn MacCauley nun mal. Und jetzt werde ich ihn verflucht schlecht dastehen lassen.«
»Und was ist mit dir? Du wirst genauso verflucht schlecht dastehen.«
»Ich werde so viel Geld haben, dass es mir egal ist, aber keine Angst – ich biege es so hin, dass es so aussieht, als wäre ich eine fabelhafte SIS -Spionin. Und da kommst du ins Spiel. Weißt du, ich werde versuchen, dich zu retten. Oder es zumindest so ausschauen lassen. Finn ist der Angeschmierte und wird seine Begnadigung nicht bekommen. Und ich werde frei sein.«
»Geht es dir darum? Frei zu sein von …«
»Vom Hass auf ihn. Freiheit ist eine gute Sache.«
Ja, das stimmte. Devyn hatte sich in ihrem Leben noch nie so frei gefühlt.
Sie hatte keine Verbindung zu dieser Frau – da war absolut null.
Und deswegen hatte sie nie eine Beziehung herstellen können. Sie war eine selbstbewusste junge Frau und für sich selbst verantwortlich. Finn und Sharon waren lediglich ihre Erzeuger, die ihr ungewollt das Leben geschenkt hatten.
Und gerade jetzt fühlte sie sich quicklebendig wie schon lange nicht mehr.
Einmal abgesehen von der kleinen Pistole, die auf sie gerichtet war. »Fahr nach rechts, um den Anleger herum und durch das Tor dahinten. Es müsste offen sein.«
Finn hatte also versucht, Sharon zu überreden, der Regierung einen Dienst zu erweisen, weil er für sich selber eine Begnadigung erwirken wollte, rekapitulierte Devyn aus den bruchstückhaften Informationen. Stattdessen hatte ihre Mutter ihn geleimt und ein falsches Spiel mit ihm getrieben.
»Tut mir leid, wenn du jetzt enttäuscht bist«, sagte Sharon und klang dabei kein bisschen schuldbewusst. »Ich hoffe, du hast keine glückliche Familienzusammenführung mit mir erwartet.«
»Absolut nicht. Du bist nicht meine Familie.« Freiheit.
»Und warum bist du dann hier und verfolgst mich?«
Devyn sah sie an und kämpfte gegen ein Lächeln an. »Ich musste halt rausfinden, aus welchem Holz ich geschnitzt bin.«
Sharon zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Und, hast du es rausgefunden?«
»Ja, hab ich.«
»Und aus welchem Holz bist du geschnitzt?«, äffte Sharon sie nach.
Sie war ganz nah dran, es rauszufinden. »Aus einem besseren als du.«
»Tja, bild dir mal nicht zu viel ein. Aber immerhin siehst du weder Finn noch mir ähnlich.«
»Weil ich nichts von euch beiden habe.« Jedenfalls nichts, was wirklich zählte. Nicht ihren Kopf. Nicht ihr Herz. Nicht ihre Seele.
»Durch das Tor da«, befahl Sharon.
Sie steuerte auf das ausgedehnte Hafengelände zu, gewahrte die langen betonierten Kaimauern, die das große Hafenbecken umschlossen und an denen sich leise plätschernd das dunkle Wasser brach.
»Halt hier an.«
Der Befehl wurde von einem metallischen Scheppern unterstrichen, das Devyns Blick nach oben zu dem gewaltigen Schiffskran lenkte, der über fünfzig Meter in die Höhe ragte. Dank des Mondlichts und der blassgelben Neonbeleuchtung entlang der Hafenanlagen konnte sie die riesigen schwarzen Buchstaben H und W an der Seite der berühmten Sehenswürdigkeit erkennen.
Es gelang ihr, tief einzuatmen und noch einen Blick auf Sharon zu werfen, die die Waffe immer noch nicht heruntergenommen hatte. Mit ihrem verletzten Arm holte sie eben ihr Telefon hervor und drückte es sich ans Ohr.
»Ich bin hier. Wie viel Zeit haben wir noch, bis Baird kommt?«
Wie hatte das alles nur passieren können? Und das mit Marc ?Was war mit Marc? Die Frage hallte in ihrem Kopf und ihrem Herzen wider. War das das Ende?
Hatte sie sich die Chance auf diesen Traummann endgültig verbaut?
Sie hätte auf ihn hören sollen, zumal er nachhaltig beteuerte, dass sie nicht wie ihre Eltern war, dass DNA -Stränge keine Bedeutung hatten. Er hatte recht. Denn unabhängig von dem viel zitierten genetischen Fingerabdruck bedeutete ihr dieses ausgekochte Miststück neben ihr nichts. Gar nichts.
Fakt war, Devyn hätte diese Frau eiskalt abmurksen können. Da kannte sie inzwischen keinen Skrupel mehr. Die große Preisfrage war bloß, wie konnte sie es
Weitere Kostenlose Bücher