Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Malik kommt heute Nacht da hin.«
»Und Sharon Greenberg?«
Der andere zog angestrengt die Stirn in Falten. »Sie brauchen eine Geisel, um amerikanischen Beschuss abzuhalten. Sie tut es … für Malik.«
Einen Augenblick lang ergab das absolut keinen Sinn – es sei denn, die Pakistanis rechneten damit, dass eine Razzia stattfinden würde. Dr. Greenberg arbeitete nicht für Baird. Sie arbeitete auch nicht für den SIS . Sie war eine Doppelagentin für die Pakistanis.
Und zu ihrem Deal mit den Pakistanis gehörte zweifellos, dass sie die weibliche Geisel entweder spielte oder war , damit sie entkommen konnten, nachdem sie Liam Bairds Lieferung von Botulinumsporen in Empfang genommen hatten.
Es sei denn, sie konnte eine Ersatzgeisel auftreiben.
Er blickte zum Friedhof hinter dem Zaun. Sinnlos, jetzt noch dorthin zurückzukehren. Entweder war Devyn zwischenzeitlich entwischt, oder ihre leibliche Mutter händigte sie gerade einem Terroristen aus.
Marc stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und zielte mit der Pistole auf das Gesicht des anderen. »Geben Sie mir Ihre Schlüssel.«
Der Mann drehte den Kopf und wand sich vor Schmerz. »Er hat sie.«
Marc schoss ihm ins Bein – der Schuss verfehlte seine Wirkung nicht. Der Kerl griff stöhnend in seine Tasche und warf Marc einen Schlüsselbund hin.
Du hast keine Chance, also nutze sie, sann Marc sarkastisch. Er rannte zu dem anderen Auto, sprang hinein und ließ die beiden Männer mehr tot als lebendig zurück.
Er musste es wenigstens probieren, zum Hafen zu gelangen, bevor sie Devyn zu einer lebenden Zielscheibe machten.
Devyn wagte es nicht, stehen zu bleiben oder etwas zu sagen – sie wagte kaum zu atmen.
Ihre Kidnapperin benutzte die Waffe, die Marc zurückgelassen hatte, um sie Devyn in den Rücken zu bohren und sie schweigend zum Weiterlaufen anzuhalten. Trotz ihrer Verletzung steuerte sie zügig durch einen anderen und Devyn völlig unbekannten Teil des Friedhofs, eine Steintreppe hinunter, vorbei an mehreren Grabmonumenten und durch einen Zaun in eine Seitenstraße.
Dort stürmten sie zu einem geparkten Auto. Sharon nötigte Devyn mit der Waffe, das Fahrzeug zu steuern.
Mit zitternden Händen, gebrochenem Herzen, den Kopf voller drängender Fragen, fuhr die junge Frau los. Als sie am Krankenhaus vorbeibrausten, begann Devyn, nach einem möglichen Fluchtweg Ausschau zu halten.
Sie warf einen verstohlenen Blick auf die Frau … ihre Mutter. Alles was sich wie eine Verbindung hätte anfühlen können, lag in Trümmern.
»Denk noch nicht mal daran«, zischelte Sharon, die wieder zusammenzuckte und vorsichtig ihren Arm bewegte. »Ich kann auch fahren, wenn du tot bist.«
»Ich habe einen Fehler gemacht, stimmt’s?«, fragte Devyn.
»Wenn du meinst, indem du mir vertraut hast, ja. Aber du bist nicht die Erste.« Sharons taubengraue Augen fixierten sie, und die Pistole war unmissverständlich auf Devyns Kopf gerichtet.
»Du kannst gar nicht meine leibliche Mutter sein.«
Sharon schnaubte leise. »Man kann sich seine Freunde aussuchen, aber … Den Rest kennst du ja.«
Devyn wurde mit einem Mal grottenschlecht. Das hier war schlimmer als ihr schlimmster Albtraum. »Du hast mir dieses Foto von mir geschickt.«
»Von dir? Nein, sorry, das warst nicht du. Das war nur irgendein Babyfoto, das meine Vermieterin zufällig in ihrem Portemonnaie hatte.«
Nein. Sie wollte schreien, aufbegehren, stattdessen sagte sie mühsam gefasst: »Ich habe ein Foto von mir bei dir zu Hause gefunden.« Das war nicht das Foto der Vermieterin. Das war sie.
Die Wissenschaftlerin stieß einen gekünstelten Seufzer aus. »Finn MacCauley hatte Bilder von dir, nicht ich. Ich wusste noch nicht mal, wer dich adoptiert hat, und es war mir auch egal.«
Devyn schloss gequält die Augen, als wäre sie geschlagen worden. »Aber Finn schon?«
»Offensichtlich. Dafür, dass er im Verborgenen lebt, hat er es immerhin geschafft, sich bei jedem öffentlichen Ereignis einzuschleichen, bei dem du anwesend warst. Öffentliche Auftritte, Abschlüsse – gütiger Himmel, er hat sogar Schnappschüsse von deiner Hochzeit gemacht.«
»Er war da?« Die Worte blieben ihr im Hals stecken. War das möglich?
»Das behauptet er zumindest.«
Sie überquerte eine Kreuzung und hielt heimlich Ausschau nach irgendjemandem, der ihr helfen konnte. Aber die Straßen waren um diese Uhrzeit einsam und menschenleer. Vielleicht konnte sie irgendeine Überwachungskamera ansteuern und davor anhalten. Dann
Weitere Kostenlose Bücher