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Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)

Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)

Titel: Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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schwarzem Outfit getarnten Männer wie die Ameisen über die schmalen Betonstege schwärmten, die zu den Docks führten. Sie feuerten auf das Boot, das jedoch zügig weiterfuhr.
    Sie hielt sich nicht lange damit auf, zuzusehen, sondern kletterte, was das Zeug hielt.
    Wenn Sharon oder Baird oder irgendwer auf dem Boot sie hier oben entdeckte, würden sie zweifellos auf sie schießen. Dieser Gedanke trieb sie weiter. Der Wind pfiff ihr um die Ohren, knirschend und scheppernd bewegte sich der gigantische Eisenarm, der weitere dreißig Meter über ihr auf das Wasser hinausragte.
    Endlich trafen ihre Hände auf festen Untergrund, und sie zog sich zum Arm des Krans hoch. Er mutete wie ein langer, schmaler Gang an, der aus Stahlgeflecht, Seiltrossen und verdrillten Kabeln bestand. Es gab zwar ein Geländer, aber das waren lediglich zwei Stangen, die dazu dienten, ein Seil für einen Klettergurt daran zu befestigen.
    Ein Klettergurt, den sie natürlich nicht trug. Aber wenn sie es schaffte, das hier einfach auszusitzen, ohne geschnappt oder entdeckt zu werden, konnte sie runterklettern und Hilfe holen.
    Vom Wind hin und her geworfen, hockte sie sich automatisch auf Knien hin und hielt sich mit den Händen an dem korrodierten Eisengeländer fest. Sie sträubte sich, nach unten in die dunkel gähnende Tiefe zu blicken, und biss sich auf die Unterlippe, um nicht vor Schmerz aufzuschreien, als sich das scharfkantige Metall in ihre Handflächen und Knie bohrte.
    Sie beschloss, sich flach auf den Boden zu legen, aus Angst, von einer plötzlichen Windböe weggeweht oder von ihren Verfolgern angeschossen zu werden. Sie nahm einen wackligen Atemzug, brachte ihr Gesicht an die rautenförmigen Metallverstrebungen und schloss tief verzweifelt die Augen. Der Wind riss an ihren Haaren, schnitt ihr ins Gesicht. Sie bangte um ihr Leben.
    Und um Marcs Leben.
    Sie wollte ihm doch unbedingt noch erzählen, dass sie sich getäuscht hatte. In ihrer Mutter, und nicht zuletzt, was die Gene betraf. Diese Frau – diese schreckliche, herzlose, hasserfüllte Frau – mochte ihre biologische Mutter sein, aber ansonsten hatten sie keine Gemeinsamkeiten. Vermutlich war es die direkte Konfrontation mit ihr gewesen, dass es bei Devyn klick gemacht hatte und sie sich endlich von ihren Ängsten befreien konnte.
    »Ganz schön clever!« Die Worte wurden vom Wind zu Devyn getragen und trafen sie wie ein Messerstich ins Herz. Sie reckte sich unwillkürlich in Richtung der Stimme. »Du musst wirklich meine Tochter sein.«
    Sharons Gesicht war mit Blutergüssen und Kratzern übersät, ihr Haar wild durcheinandergepeitscht vom Wind. Das indische Seidentuch flatterte nutzlos um ihren verwundeten Arm, als könnte es sich jeden Moment lösen und das Weite suchen. In einer Hand hielt sie immer noch die verdammte Pistole. Und in der anderen einen silbernen Kanister.
    »Sieht aus, als hätte ich Mr Baird unterschätzt. Aber egal. Ihm glaubt sowieso keiner, und der SIS wird mich weiterhin für seine geschätzte Agentin halten, vorausgesetzt, ich werde dich los.«
    Sie machte mühsam einen Schritt vorwärts, kämpfte schwankend gegen den Wind an, in einer Hand den Behälter, in der anderen die Waffe balancierend. »Wenn du es schaffst, dich festzuhalten, bis das Chaos da unten vorbei ist, lass ich dich erst runterklettern, bevor ich dich abknalle. Ansonsten erschieße ich dich hier oben und plumps, fällst du runter wie ein nasser Sack – bloß mausetot.«
    Kaum dass Sharon mit der Hand nach unten zeigte, löste sich das Halstuch von ihrem Arm und segelte wie dunkelbuntes Herbstlaub durch die Luft.
    »Es ist ein weiter Weg nach unten«, meinte Sharon überflüssigerweise.
    Devyn warf verstohlen einen Blick auf das schwebende Tuch, und neue Hoffnung keimte in ihr auf. Es war immerhin möglich, dass jemand das Tuch wahrnahm und in einem geistigen Höhenflug darauf schloss, dass sie hier oben war.
    Doch diese Hoffnung zerplatzte wie eine dicke Seifenblase, als sich das Tuch an einem Haken am Kran verfing, immer noch gut dreißig Meter über dem Boden. Mist, der Wind würde den Schal glatt in Fetzen reißen, bevor irgendjemand nach oben blicken und ihn sehen würde.
    Sharon stieß ein kläglich verhaltenes Lachen aus. »Verdammt, ich hasse Höhen, du auch?«
    »Ja«, flüsterte Devyn.
    »Natürlich«, sagte sie leise. »Du bist genau wie ich.«
    Nein, das war sie nicht. Und wenn es sein musste, würde sie sogar sterben, um das zu beweisen.

27
    Marc erreichte den Hafen

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