Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
»Soll ziemlich schön sein dort.«
»Ja, sieht …«, sie fingerte nervös an dem Prospekt herum, »… hübsch aus.«
Er lächelte wieder, sein Blick sinnlich verworfen, dass Devyn unvermittelt ein leichtes Flattern in ihrer Magengrube spürte. Dann streckte er die Hand aus. »Ich bin Marc Rossi.«
Seine Handfläche war warm und trocken, sein Griff fest, lange, sehnige Finger. »Devyn … Smith.« Wie er sagte, kam er aus New York. Gut möglich, dass er die Berichterstattung über den Mord an Joshua Sterling gelesen hatte, und sie war schlicht nicht in der Lage, darüber zu reden. Folglich brauchte der Fremde in der Lobby ihren richtigen Namen nicht zu erfahren. »Nett, Sie kennenzulernen, Marc.«
Als Antwort strahlte er sie breit an, Grübchen kerbten sich in seine kantigen Wangen, seine dunklen Augen blitzten hintergründig. »Ich tippe mal, Sie werden mich wohl nicht dazu einladen, Sie auf Ihrem Ausflug zu begleiten, oder?«
Sie zog ihre Hand zeitlupenartig zurück. »Nein. Aber wenn Sie unbedingt wollen, kann ich ein Foto für Sie machen.«
»Dann werde ich heute Abend nach Ihnen Ausschau halten. Drüben in der Bar, was halten Sie davon?«
»Ich habe keine Ahnung, wann ich zurück sein werde. Vielleicht. Mal sehen.« Sie schenkte ihm ein betont zerknirschtes Lächeln, registrierte sein teures Oberhemd und die Tatsache, wie grandios sich seine breiten Schultern unter dem weichen Stoff abzeichneten. »Tut mir leid, dass ich Sie vorhin fast umgerannt habe.«
»Mir nicht.«
Sie lachte leise auf. »Sie sind echt gut und legen sich mächtig ins Zeug«, gab sie zurück, wie gefesselt von der Magie seiner dunklen, leidenschaftlichen Augen. »Aber ich nehm Sie trotzdem nicht mit an die Küste.«
»Okay, dann werde ich mich eben nächstes Mal noch mehr anstrengen müssen«, seufzte er gespielt.
Als wäre er sich verdammt sicher, dass es ein nächstes Mal geben würde. »Wiedersehen.« Sie wirbelte herum und lief zu dem dunkel verglasten Hoteleingang. Der Anlass ihrer Reise und ihre verzweifelte Suche nach Dr. Sharon Greenberg waren vorübergehend ausgeblendet.
Sie fühlte sich euphorisiert wie schon lange nicht mehr. Lag das etwa an diesem attraktiven Typen, diesem Marc Rossi?
Draußen kämpften sich die wärmenden Strahlen der Sonne durch einen blassgrauen Himmel. Devyn reckte ihr Gesicht in die Sonne und atmete die frische, süße Luft in vollen Zügen ein. Sie wollte mehr. Mehr Wärme. Mehr als einen heißen Flirt. Mehr … von diesem Marc Rossi.
Nach ihrer unsäglichen Ehe, denn Joshua Sterling war auf der ganzen Linie eine herbe Enttäuschung gewesen, beflügelte sie dieser kurze, heftige Flirt mit dem New Yorker Adonis, als hätte sie ein Glas irischen Whiskey in einem Zug hinuntergeschüttet.
Ein ebenso warmes Gefühl breitete sich in ihrer Bauchgegend aus.
Am Straßenrand hielt Devyn Ausschau nach einem der Taxis im Londoner Stil, die sie auf ihren Stadtfahrten durch Belfast immer nahm. Mittlerweile hatte sie sich an das lebhafte Flair und die vielen flachen Bauten gewöhnt, aus denen das Europa und einige wenige hochmoderne Bauten, die sich um den kleinen zentralen Platz scharten, herausragten. Die größeren Straßen und die verschiedenen Viertel waren ihr durch die letzten Tage hinlänglich vertraut, überlegte die junge Frau. Es war bestimmt ein toller, gelungener Plan, sich ein Auto zu mieten und einen Ausflug zu machen.
Von wegen toll und gelungen … sie warf einen Blick zurück durch die Glastüren und war nicht wirklich überrascht, als sie Marc Rossi an der Rezeption entdeckte. Sie hätte wetten mögen, dass der Kerl sich ebenfalls einen Leihwagen mieten wollte. Ihre Blicke trafen sich, und wieder überrumpelte er sie mit seinem umwerfenden Lächeln.
»Taxi, Miss?«
Sie wollte schon Ja sagen, doch dann schüttelte sie den Kopf. Das Bed & Breakfast war ganz in der Nähe, und sie hatte zum ersten Mal seit einer ganzen Weile nicht das Bedürfnis, sich auf dem Rücksitz eines Taxis zu verkriechen, um dort verzweifelt hin und her zu grübeln. So wie es ausschaute, hatte sie Sharon gefunden; demnach durfte sie ruhig ein bisschen entspannen und Sightseeing machen … und sich am Abend vielleicht auf ein kleines Rendezvous einlassen.
War es zu früh für ein Date mit einem fremden Mann? Zu kurz nach Joshs Tod, um mit dem Gedanken zu spielen, einen anderen zu küssen? Nein. Nach vier Jahren Ehe mit einem verdammt ausgekochten Schlitzohr, das sie nach allen Regeln der Kunst belogen und
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