Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
diese Dinge angeht, ist er konservativer als ich. Deswegen ist er der Geschäftsführer, und ich bin die Frau fürs Grobe. Sag ihm einfach, dass ich mich in North Carolina ein bisschen umschaue, und ich bringe ihn dann zu gegebener Zeit auf den neuesten Stand der Ermittlungen.«
»Und wann wird das sein?«, fragte Chessie.
»Wenn ich sagen kann, ›Hey Zach, die Guardian Angelinos haben eine der meistgesuchten Personen des FBI dingfest gemacht‹.«
Chessie lachte. »Wenn ich mal groß bin, will ich so werden wie du.«
Vivi stubste sie freundschaftlich unters Kinn. »Du bist fünfundzwanzig, Schätzchen. Du bist schon groß. Steh zu dir, sei du. Ich bin eine Chaotin.«
»Eine verdammt hübsche Chaotin.«
Chessie hatte keine Ahnung, wovon sie redete, und Vivi liebte sie dafür.
»Ach, und vergiss den hier nicht«, sagte Chessie und griff sich einen Ordner vom Schreibtisch. »Hier drin sind alle Informationen, die Marc mir über Dr. Sharon Greenberg geschickt hat. Und ich habe dir als anregende Fluglektüre ein bisschen was über Mikrobiologie, den UNC -Campus und ihr chemisches Labor ausgedruckt.«
»Gut, denn ich fange bei ihr im Büro an, bevor ich zu ihrem Haus fahre.«
»Hey, ich hab mich übrigens noch mal bei der Fluggesellschaft eingehackt und deinen Fensterplatz in einen Gangplatz geändert.«
»Verdammt, langsam wirst du völlig unverzichtbar für diese Firma.«
»Das ist mein fieser, hinterhältiger Plan.« Sie wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. »Vielleicht krieg ich ja doch noch irgendwann ein bisschen Kohle.«
»Kriegst du«, versprach sie. »Noch vor allen anderen.«
Chessie verzog das Gesicht. »Mann, es gibtsonst keinen – außer Onkel Nino. Der, mal ganz nebenbei erwähnt, einen Herd in die Mitarbeiterküche stellen will, damit er uns bekochen kann.«
»Dieser Mann ist mit Geld nicht zu bezahlen.« Sie gab Chessie einen flüchtigen Kuss auf die Wange und umarmte sie dankbar. »Ich ruf dich an, wenn ich da bin.«
Ein strahlendes Lächeln auf den Lippen schoss Vivi in den Flur und um die Ecke zur Treppe. Sie hielt sich an dem verschrammten Geländer fest und blickte über die Brüstung zum Ausgang Newbury Street hinunter. In diesem Moment schwang ebendiese Tür auf und ein hochgewachsener, beeindruckender Mann betrat das Gebäude. Er lenkte den Blick nach oben, dabei bemerkte er Vivi.
»Special Assistant Agent in Charge Lang.«
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem nachsichtigen Pseudo-Grinsen. Vermutlich merkte er genau, dass es Vivi einen Mordsspaß machte, ihn mit seinem bombastischen Titel aufzuziehen. »Einfach nur ›Mr Lang‹ reicht.«
Nicht etwa Colton, stellte sie fest . Er würde ihr niemals anbieten, ihn so zu nennen.
Er blieb unten an der Treppe stehen, direkt vor der Tür zum Silk, und beobachtete sie beim Herunterkommen.
Verflucht, sie wollte ihren Flug nicht verpassen. »Wir hatten nicht mit Ihnen gerechnet«, sagte sie steif.
»Ich war in der Gegend und dachte, ich schau mal kurz bei Ihnen vorbei.« Er sah spitzenmäßig aus, zwar ein bisschen konservativ und geschniegelt, aber trotzdem verdammt attraktiv – mit samtbraunen Augen, die je nach Lichteinfall bernsteinfarben schimmerten, und dichtem, kurzem kastanienfarbenen Haar.
»Tut mir leid, ich muss einen Flieger erwischen, und Zach ist bei einem Termin. Was halten Sie davon, wenn wir uns morgen treffen?«
»Ich fahre Sie zum Flughafen.«
»Nicht nötig, trotzdem danke. Ich hab mir ein Taxi bestellt.«
»Ich stehe direkt vor der Tür.«
Na logo, er war schließlich vom FBI und schreckte vor nichts zurück, auch nicht vor dem absoluten Halteverbot auf der Newbury Street, sann Vivi. »Um diese Zeit ist auf den Straßen bestimmt scheißviel los.«
»Auf den Straßen ist immer scheißviel los.« Sein Lächeln wurde breiter, als amüsierte es ihn, das Wort »scheißviel« zu benutzen. Er verwendete sonst wahrscheinlich keine Fäkalsprache. »Ich würde mich gerne kurz mit Ihnen unterhalten.«
Oh Mann, diese Schlacht hatte sie verloren. »Na gut.« Sie würde eben einfach vorsichtig sein müssen. Der Text von Marcs E-Mail war immer noch frisch in ihrem Bewusstsein. Darin stand, sie dürfe gegenüber Lang kein Sterbenswort darüber verlauten lassen, was ihr Cousin herausgefunden hatte – insbesondere die Tatsache, dass Dr. Sharon Greenberg möglicherweise Dreck am Stecken hatte, und, noch heikler, dass Marc gegenüber seiner Zielperson die Deckung aufgegeben hatte.
Um dem Ganzen noch eins
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