Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Passion, wenn du so willst. Was ist deine?«
»Meine Passion?«. Sie sah aus dem Fenster und wünschte sich, sie hätte eine. Ihr fiel nur die ein, die sie nicht hatte: Kinder. »Ach, weißt du, dies und das, nichts Bestimmtes.«
»Dies und das?« Er hustete vor Lachen. »Nichts Bestimmtes? Denk daran: Ich habe deine Akte gelesen. Ich weiß mehr über dich, als du denkst.«
»Am liebsten würde ich vergessen, dass ich überhaupt eine Akte habe. Aber da du sie gelesen hast, kannst du mir vielleicht sagen, was meine Passion ist, hm?«
Irritiert riss er den Blick von der Straße los. »Zugegeben, als ich deine Akte gelesen habe, fand ich, dass dein Leben ziemlich … leer wirkt.«
Eine erschreckend genaue Beobachtung. »Und jetzt, wo du mich kennengelernt hast?«
»Hey, es ist nur eine Akte.«
Leer. »Schätze, es wirkt ein bisschen leer, weil ich keinen Job habe, meinem Mann sozusagen auf der Tasche gelegen habe und noch nie irgendwas Besonderes geleistet habe.« Gott, das klang ja furchtbar.
»Mir ist schon aufgefallen, dass du, trotz einer Ausbildung am Wellesley College, nicht arbeitest«, sagte er diplomatisch.
»Ich hatte noch keine zündende Idee, was mich interessieren könnte, bis ich Joshua begegnete. Da war ich fünfundzwanzig, so alt wie deine kleine Schwester.«
»Und was hat dich interessiert?«
»Joshua«, musste sie traurigerweise einräumen. Aber wozu lügen? Sie hatte geglaubt, ihn zu lieben, und er hatte ihr die Familie versprochen, die sie sich sehnsüchtig wünschte. »Ein lukrativer Job war für mich nie wirklich Thema. Meine Eltern hatten mehr Geld, als sie in drei Leben hätten ausgeben können, und mein Mann hatte genug Ehrgeiz für uns beide.«
»Ehrgeiz ist nicht Passion. Was liebst du?«
Sie versuchte, sich auf die Landschaft zu fokussieren, doch die Bilder verschwammen vor ihren tränenfeuchten Augen. Was liebte sie? Alles, was sie je gewollt hatte, war ein Kind – noch lieber drei oder vier – und ein kuscheliges Zuhause, das sie bei den Hewitts nie gehabt hatte. Es mochte altmodisch und irgendwie bescheuert klingen, trotzdem war es das, woran ihr Herz hing.
»Ich mache ehrenamtliche Arbeit«, sagte sie. »Dabei habe ich meinen Mann kennengelernt.«
»Was für ehrenamtliche Arbeit?«
»Hauptsächlich für Kinder. Ich kümmere mich um verhaltensauffällige oder benachteiligte Kinder.«
»Und Joshua Sterling hat diese ehrenamtliche Tätigkeit auch ausgeübt?« Er klang überrascht. »Passt gar nicht zu seinem Image des sarkastischen Politikkolumnisten.«
»Es war ein Empfang für die Medienleute und die Sponsoren«, meinte sie trocken, »deshalb war er da. Ich hatte bei den Spendenaktionen mitgeholfen, um Geld für eine neue Einrichtung für autistische Kinder aufzutreiben, und, na ja, so sind wir uns begegnet.«
»War es Liebe auf den ersten Blick?«
»Nein, so würde ich es nicht nennen«, räumte sie ein, als sie sich daran erinnerte, wie Joshuas starkes Ego sie am Anfang abgestoßen hatte. Sie hätte auf diesen ersten Eindruck achtgeben sollen. »Wie steht es mit dir? Wie lang warst du verheiratet? Wie hast du sie kennengelernt?« Wie hast du durch sie alles verloren?
Aber sie wusste es besser, als das zu fragen.
»Wir waren sechs Jahre verheiratet und haben uns Heiligabend im Einkaufszentrum kennengelernt.«
Sie lachte. »Wer geht denn Heiligabend ins Einkaufszentrum?«
»Typen wie ich beispielsweise.« Er grinste sie entwaffnend an. »Ich war mit meinem Bruder Gabe und meinem Cousin Zach da.«
»Dem Army Ranger und dem Spion?«
»Ich mag es, wenn Frauen zuhören«, sagte er augenzwinkernd. »Richtig getippt, aber in der Reihenfolge: Gabe ist der Spion, Zach der Soldat.«
»Und … im Einkaufszentrum … hast du deine Fr…«
»Ja, da hab ich Laura kennengelernt«, unterbrach er. »War mit einer Freundin da.«
Laura. Seine Ex. Sie speicherte das im Oberstübchen und ließ ihre Gedanken abermals zu seiner beeindruckenden Familie schweifen. »Ihr müsst tolle Weihnachtsfeste gehabt haben.«
Er zog die Stirn in Falten und schüttelte milde verständnislos den Kopf über ihren abrupten Themenwechsel, wahrscheinlich hatte er mit weiteren Fragen über seine Exfrau gerechnet. Marcs Exeheleben interessierte sie zwar, aber noch viel mehr faszinierte sie die große Familie. »Weihnachten mit meiner Familie ist toll, wenn wir erst mal aus dem Einkaufszentrum zurück sind und das Fest der sieben Fische beginnt.«
»Was ist denn das?«, fragte sie.
»Eine alte
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