Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
ihn einfach über den Tresen, bitte.«
Die junge Frau tat, was ihr gesagt wurde, und verhielt sich dabei absolut diskret.
»Danke.« Er nahm den Umschlag, versteckte die Magnetkarte für das Zimmer darunter und schob Devyn in Richtung Aufzüge.
»Kann ich die Nachricht mal sehen?«
»Nicht hier. Wir werden beobachtet.«
Er spürte, dass sie kaum merklich nach Luft schnappte, sich jedoch nicht suchend umblickte, sondern krampfhaft gefasst mit ihm Schritt hielt. »Woher weißt du das?«, flüsterte sie.
»Ich weiß es eben.« Er lächelte, als sei alles in bester Ordnung. »In einer Minute sind wir im Aufzug. Dann kannst du sie lesen. Ich weiß, dass du es kaum erwarten kannst.«
Gerade als sie die Fahrstühle erreichten, näherte sich ein anderer Mann und drückte auf die Ruftaste. Marc sah ihn prüfend an: mittelgroß, Anfang zwanzig, typisch irisches Gesicht und karottenrotes Haar. Offenbar nicht an ihnen interessiert, steckte er die Hände in die Taschen seiner Chinos, spitzte die Lippen und pfiff leise vor sich hin.
Der Gong ertönte, die Lifttüren glitten auf und enthüllten ein Meer von weißer Spitze und nervöses Gegiggel, was Marc spontan an den für die Hochzeit geschmückten Festsaal erinnerte.
Die Braut war eingetroffen.
Hinter ihr hielt ein Fotograf eine Kamera hoch, die genau auf sie gerichtet war. Marc schubste Devyn beherzt beiseite, um nicht mit auf das Foto zu kommen, als der Blitz sie für einen Augenblick blendete.
Jemand rief etwas, und wieder blitzte eine Kamera auf. Devyn und Marc traten hastig beiseite, um die Braut aus dem Fahrstuhl zu lassen, die augenblicklich von einer aufgeregt schwatzenden Menge umringt war.
Er schaffte es, Devyn um das Gewirr herum in den Aufzug zu schleusen, und die Türen schlossen sich behäbig ruckelnd, während die Braut und ihre aufgekratzte Entourage dem anderen Wartenden den Weg versperrten.
Marc drückte hektisch auf den Knopf und betete, dass sich der Lift endlich in Bewegung setzen möge. Kaum dass die Türen sich schlossen, fuhr eine Hand dazwischen und zwängte sie mit einem dumpfen metallischen Geräusch wieder auseinander.
Verdammt. Marcs Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als der Rothaarige sich zu ihnen in den Fahrstuhl gesellte. Er wartete besonnen ab, bis der Kerl den Knopf mit der Vier drückte. Vierte Etage. Da, wo Marcs früheres Zimmer war.
Kurz entschlossen trat Marc vor Devyn, drängte sie nach hinten in die Ecke und drückte die Drei. Der junge Mann nahm die Etage zur Kenntnis, seine Miene zeigte indes keine Regung. Dann drehte er sich zu Marc und fixierte ihn mit einem provokanten Blick, dass Marcs Hand sich automatisch zu der Glock an seinem Gürtel tastete. Der Fahrstuhl war eng, eine Konstruktion aus Holz und verspiegeltem Glas – der denkbar schlechteste Ort, um eine Pistole abzufeuern.
Im dritten Stock kam der Fahrstuhl mit einem dumpfen Geräusch zum Stehen. Marc führte Devyn hinaus und weg von dem Aufzug, erleichtert, als die Tür sich wieder schloss. Er musste handeln, und zwar schnell.
»Geh in die 315 und verhalte dich mucksmäuschenstill«, sagte er und drückte ihr die Magnetkarte in die Hand. »Verriegle die Tür und bleib nicht hinter der Tür oder am Fenster stehen. Lass niemanden rein, außer mir.«
Sie machte Augen, groß wie Bratpfannen. »Warum?«
»Frag nicht, mach einfach.« Er verpasste ihr einen leichten Schubser, wies mit dem Kopf auf das Schild, das anzeigte, wo sich die 315 befand – nur ein paar Türen weiter.
Sobald sie in dem Zimmer verschwunden war, bewegte er sich im Laufschritt auf das Treppenhaus zu, nahm immer zwei Stufen auf einmal und war innerhalb von Sekunden im vierten Stock angelangt. Leise öffnete er die Tür ein Stück und spähte in den Flur hinaus, gerade noch rechtzeitig, um mitzubekommen, wie Karottenkopf sich der 412 näherte, Marcs früherem Zimmer.
Mit einer Magnetkarte.
Leise schob sich Marc in den Gang, plante seinen Angriff für den Moment, in dem der andere eine Hand am Kartenschlüssel und die andere am Türgriff hätte, als der Rotschopf unvermittelt in seine Tasche griff, sein Handy herausholte und das Display las.
»Verdammte Scheiße«, knurrte er. »Sie sind umgezogen.«
Marc schlüpfte wieder durch die Tür, als Karottenkopf auf ihn zukam, und hielt mit der Schulter gegen das schwere Metall, damit sie sich geräuschlos schloss.
Zurück im Treppenhaus, suchte er in einer dämmrigen Nische Deckung.
Wenn die Feuerschutztür nicht innerhalb der nächsten
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