Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
liegt uns im Blut, sann sie für sich und sagte laut: »Wie das?« Sie hob die Petrischale voller tödlicher Toxine hoch.
»Sie arbeitet mit jemandem zusammen.«
Ihre Finger spannten sich fester um das Glas, doch ihre Stimme wirkte völlig teilnahmslos. »Was meinen Sie mit arbeiten?«
»Sie arbeitet daran, Sie zu finden.«
Instinktiv gefroren ihre Emotionen zu Eis, wie man es ihr das ganze Leben lang antrainiert hatte. Eine stählerne Klammer legte sich um ihr Herz. Keine Gefühle. Sharons Gefühle waren so tot wie die Menschen, die auf dem Friedhof nebenan begraben lagen. »Wer ist es?«, fragte sie kalt lächelnd.
»Das wissen wir nicht, aber er hat einem unserer Männer eine Knarre übers Gesicht gezogen.«
Ach du gütiger Himmel. Das klang gar nicht gut. »Hat Ihr Mann fürs Grobe ihr die Nachricht trotzdem überbracht?«
»Das wird sich noch zeigen. Was haben Sie denn da?« Er zog sich den Hocker heran und setzte sich, ohne ihn ihr auch nur anzubieten, und seine Hände griffen gierig nach dem Mikroskop.
»Seien Sie vorsichtig«, ermahnte sie ihn. »Was wir hier haben, ist Phase zwei des Projekts. Wie Sie wissen, war es leicht, die Sporen zu synthetisieren. Aber jetzt haben wir ausgewachsene Bakterien, und dann fangen sie an, gefährlich zu werden.«
»Was, wenn ich eine berühre?«
»Da würde nichts passieren, es sei denn, Sie hätten eine offene Wunde. Sie müssen in den Körper eingeschleust werden, aber in dieser Form ist das nicht so einfach.«
Er blickte auf und musterte sie forschend. »Also können wir bald loslegen?«
»Die Kette verdichtet sich gut.«
Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete, und genau das hatte sie bezweckt. Hinter ihrer Maske unterdrückte sie ein Lächeln, während sie fortfuhr. »Die Leichtkette des Toxins vom Typ A spaltet das SNAP -25-Protein auf, und das SNAP -25-Protein wird für die Freisetzung von Neurotransmittern von den Axonenden benötigt.«
Er schnaubte verächtlich. »Das ist mir egal. Wann sind wir endlich so weit?«
»Sie wollen doch reines, stabiles Toxin, das funktioniert, und nicht so eins, womit die Shinrikyo es Anfang der Neunziger in Tokio versucht haben, oder?«
»Waren Sie das auch?« Er klang beeindruckt.
»Die Lorbeeren kann ich leider nicht für mich beanspruchen.« Aber sie hatten sie damals gefragt, das war Fakt. »Und ich nehme an, Ihr Kunde will dieses Material in ein Aerosol einbringen, sodass es sich auf große Teile der Bevölkerung auswirkt.«
»Auswirkt?«
»Lähmt und tötet, Baird«, sagte sie, und in jedem Wort drückte sich ihre Ungeduld aus. »Aerosol oder nicht?«
Er schob den Hocker zurück und verließ den Raum, um kurz darauf mit einer großen Kiste zurückzukehren, die er auf dem Tisch abstellte. Er öffnete die Kiste und zog einen hohen, silbernen Behälter mit schwarzem Deckel heraus. »Hier haben Sie Ihr Aerosol.«
Damit ließ sich etwas anfangen. »Um das Zeug in einen gasförmigen Zustand zu überführen, braucht es allerdings Zeit.«
»Und Sie meinen allen Ernstes, dass es noch eine Woche dauert?«
Einen Tag, vielleicht zwei. Aber das brauchte er nicht zu wissen. Alles zu seiner Zeit. »Ja, das meine ich.«
»Beschleunigen Sie das Verfahren.«
»Ich erledige Aufträge, Mr Baird, ich vollbringe keine Wunder.«
Nachlässig zog er sich die Handschuhe aus und warf sie auf den Labortisch. Sie war einen Augenblick mit den Schalen beschäftigt. Kurz bevor er ging, sagte er: »Ich werde mich um das Mädchen kümmern. Endgültig.«
Das Reagenzglas in ihrer Hand schwankte nicht einmal. »Ein Mord an einer Amerikanerin, hier in Irland, würde große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das wäre viel zu auffällig. Ich rate Ihnen dringend, sich anderer Mittel zu bedienen, um sie loszuwerden. Sehen Sie einfach zu, dass sie die Stadt verlässt.«
»Sie ist stur.«
Wie ihr Vater. »Dann lassen Sie sich was einfallen. Seien Sie kreativ.«
»Glauben Sie mir, das sind wir.«
»Ihnen glauben?« Sie lachte spöttisch. »Guter Witz.«
Er funkelte sie böse an. »Sie hat einen meiner Männer bis aufs Blut gereizt, und ich fürchte, dass der inzwischen zu allem fähig ist.«
»Haben Sie Ihre Männer denn nicht unter Kontrolle?«
»Wir werden uns um sie kümmern.«
Sie setzte unsanft die Petrischale ab und hätte sie fast zerbrochen. »Tun Sie das.«
Er reagierte mit einem leicht überraschten Blick, und sie wandte sich ab, um jede mögliche Reaktion zu verbergen. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, während sich seine Schritte
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