Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
verlassen.«
»Und, was meinst du, wo wir sonst hinsollen?«
In seiner unverletzten Hand hielt er ein Handy und eine Magnetkarte. »Wohin wir wollen. Das hier ist ein Generalschlüssel.« Er schob sie zur Tür. »Wir fahren in den vierten Stock, holen unsere Sachen und suchen uns ein leeres Zimmer. Wir müssen uns beeilen.«
Sie folgte ihm in den Flur und zum Aufzug, und als er seine Waffe zog und entsicherte, stellte sie keine Fragen.
Glücklicherweise war der Flur leer. Mit dem Generalschlüssel verschaffte er sich Zutritt zu Zimmer 412, und sie suchten schweigend ihre Sachen zusammen. In weniger als zwei Minuten hatten sie ihre Taschen gepackt und waren aus der Tür heraus und auf dem Weg durch den Flur.
»Der beste Tipp ist neben der Eismaschine und dem Notausgang«, meinte Marc. »Da haben wir eine super Fluchtmöglichkeit, und normalerweise ist das das letzte Zimmer, das sie in einem Stockwerk vergeben.«
»Woher weißt du das?«
Er lächelte knapp und drängte sie in die entsprechende Richtung. »War nur geraten.«
Niemand antwortete auf ihr Klopfen an der 435, das war das besagte Zimmer am Ende des Flurs. Marc entriegelte die Tür, spähte hinein und schloss sie leise wieder. »Koffer und Schuhe. Weiter.«
Er versuchte es bei der 434, direkt gegenüber, und schob Devyn ins Zimmer. »Hier kommt heute Abend niemand mehr rein.«
Drinnen war das Doppelbett abgezogen, und eine zweite Kommode stand mitten im Weg. »Sie benutzen es als Lagerraum«, sagte sie.
»Und wir benutzen es für heute Nacht.«
Heute Nacht?
Sie ließ es erst mal dabei bewenden und argumentierte nicht. »Was ist, wenn sie den Code für den Schließmechanismus elektronisch auswechseln?«, fragte sie stattdessen.
»Wenn wir gehen, kommen wir nicht mehr zurück.«
Weil wir nach Enniskillen fahren. Sie verkniff sich die Äußerung, stellte ihren Koffer ab und durchbohrte ihn mit einem herausfordernden Blick. Sie hatte sich lange genug zurückgehalten. »Du musst mir sagen, was hier los ist, Marc.«
»Wenn ich es wüsste, wüsste ich mehr.« Er warf seine Tasche auf die nackte Matratze und sah sich im Zimmer um. Dabei schwenkte er mit gequälter Miene seine verletzte Hand.
»Ich glaube, dagegen habe ich etwas«, sagte sie und wandte sich ihrem Koffer zu. »Warte, ich suche es.«
»Es ist nichts Ernstes.« Er bewegte sich bereits mit Blitzgeschwindigkeit durch den Raum, schloss die Vorhänge, um das wenige Licht auszusperren, dann griff er nach einem Handtuch und stopfte es unter die Tür. »Kein Licht«, raunte er im Flüsterton. »Wir wollen keine wachsame Putzfrau alarmieren. Keine Geräusche, kein laufendes Wasser, gar nichts, null.«
»Für wie lange?«
»So lange wie ich es sage.«
Ärgerlich drückte sie die mitgebrachte Tube Heilsalbe mit Aloeextrakt in der Hand. Sie saß in der Falle. Mit ihm. Marc hatte die Autoschlüssel, er hatte das Sagen – er hatte alles unter Kontrolle.
Als er mit dem Zimmer fertig war, setzte er sich neben sie aufs Bett. »Ich hoffe, dass dein Zeug da wirklich hilft.«
»Das wird es«, versicherte sie, nahm seine Hand und ließ ihren Augen einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. »Wie bist du denn an den Generalschlüssel gekommen?«
»Frag lieber, wie unser mysteriöser Unbekannter daran gekommen ist. Ich tippe darauf, dass das Hotelpersonal leicht zu bestechen ist.«
»Was ist denn passiert?«
Er sog zischend die Luft ein, als sie weiße Salbe auf die eiternde Brandwunde tupfte. »Er erhielt einen Anruf, dass wir umgezogen sind, also hab ich ihn im Treppenhaus überrascht.«
Sie strich sanft über die Wunde, hielt mit beiden Händen seine Hand und spürte, wie seine Augen auf ihr ruhten. »Sieht eher aus, als hätte er dich überrascht.«
Er schnaubte verächtlich. »Ihn hat es schlimmer erwischt. Er meinte, jemand hätte ihn geschickt, um dir eine Nachricht zu überbringen. Wer, hat er mir leider nicht verraten, wenn er es überhaupt wusste.«
»Lass mich raten. ›Verschwinde aus Belfast!‹.«
»Bingo.« Mit seiner anderen Hand hob er ihr Kinn an, sodass sie gezwungen war, den Blick von der Wunde zu nehmen und Marc anzuschauen. »Das heißt aber noch lange nicht, dass du dahin gehen musst, wo sie dich hinschicken.«
»Wir wissen doch gar nicht, wer ›sie‹ sind, Marc.«
» Sie sind bestimmt keine von den Guten. Brauchst du erst ihre Lebensläufe?«
»Weshalb hat das FBI dich dann mit der gleichen Mission hergeschickt?«, konterte sie. »Vielleicht gehören ein
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