Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
Verbrechen?« Sie versagte sich ein gequältes Stöhnen. »Außerdem wollte ich kurz mit ihr sprechen.« Wenn dieser Idiot so weitermachte, brach er ihr noch das Genick.
Er schob sie brutal zur Tür, die weit offen stand. Merkwürdig. Hatte sie die vorhin aufgelassen? War er ihr heimlich ins Haus gefolgt? Oder hatte er etwa schon auf sie gewartet?
Sie bohrte ihre Absätze in die Fußmatte, sträubte sich dagegen, durch die Fliegengittertür und in den strömenden Regen hinausgestoßen zu werden. »Ich muss mit ihr reden«, beteuerte sie hartnäckig. Sie unternahm einen verzweifelten Versuch, sich umzudrehen und einen Blick in sein Gesicht zu werfen, doch er hielt sie gnadenlos an seinen Torso gepresst.
War er ein Killer? Hatte er Sharon womöglich überfallen und umgebracht? Lag ihre Leiche irgendwo im Haus? Blutüberströmt, verstümmelt?
»Wenn Sie sie sehen, könnten Sie ihr dann von mir etwas ausrichten?« Ein heftiger Stoß schleuderte sie gegen die Gittertür, die krachend aufflog. Dabei erhaschte Devyn einen kurzen Blick in sein Gesicht. Er sah älter aus, als seine Stimme vermuten ließ, wutblitzende Augen, ein grimmig verkniffener Mund.
Er presste sie erneut an sich. »Wenn sie hierher zurückkehrt, ohne ihren Job erledigt zu haben, ist sie tot.«
Devyn, die ihre fünf Sinne spontan wieder beisammenhatte, unternahm einen weiteren Befreiungsversuch, indem sie sich verzweifelt in seiner Umklammerung wand. »Was für einen Job?«
»Das weiß sie schon selbst. Wenn sie dieses Haus unverrichteter Dinge wieder betritt, wird sie es in einem Sarg verlassen. Wir beobachten sie, und wir warten.«
Er schob sie brutal ins Freie, stieß sie in das wütende Unwetter. Devyn hörte, wie die Fliegengittertür hinter ihr zuschnappte. Sie stand buchstäblich im Regen, sann sie milde sarkastisch.
Geistesgegenwärtig wirbelte sie herum, um einen letzten Blick auf ihren Angreifer zu werfen, als ein ohrenbetäubender Knall sie nach hinten katapultierte. Ungläubig starrte sie auf das Loch, das in der Fliegengaze klaffte.
Der Mistkerl hatte sich allen Ernstes im Haus verschanzt und schoss auf sie! Kopflos stürmte sie in Richtung Zufahrt, rutschte auf der glitschigen Steintreppe aus. Zum Glück bekam sie das Geländer noch rechtzeitig zu fassen, sonst wäre sie mit Vollspeed sämtliche Stufen hinuntergesegelt.
Von Panik geschüttelt, wühlte sie in ihrer Tasche nach den Autoschlüsseln.
Heiliger Strohsack, hatte sie die Schlüssel etwa im Haus liegen lassen?
Ihr entwich ein Stoßseufzer der Erleichterung, als sie sie endlich fand. Sie riss sie hektisch aus der Tasche, und prompt landeten sie in einer Pfütze.
»Mist!« Als sie sich danach bückte, flatterten die Unterlagen aus Sharons Hefter fröhlich zu Boden. Wo war das Foto? Igitt, alles war klatschnass, durchweicht und klebte schmutzig auf dem Pflaster.
Ein weiterer Schuss hallte durch die Nacht.
Sie raffte mit einem zittrigen Griff die Blätter zusammen, schnappte sich die Schlüssel, riss die Autotür auf. Dann klemmte sie sich hinter das Lenkrad und warf den aufgeweichten Rest des Hefters samt Handtasche auf den Beifahrersitz. Sie fingerte mit dem Schlüssel nervös an der Zündung herum, bis der Motor unwillig aufjaulte, und legte hart den Rückwärtsgang ein. Mit Bleifuß auf dem Gaspedal setzte sie mit quietschenden Reifen aus der Einfahrt.
Kaum dass sich das grelle Licht ihrer Scheinwerfer in dem großen Panoramafenster spiegelte, warf sie unwillkürlich einen Blick auf die Jalousien. Sie öffneten sich einen Spaltbreit, als beobachtete ihr Angreifer, wie sie wegfuhr. Der Kerl war laut eigener Aussage fest entschlossen, Sharon Greenberg zu töten, wenn sie zurückkehrte … ohne ihren Job erledigt zu haben. Was für ein Job war das? Forschung für die Uni? In Belfast?
Ihre Augen wanderten kurz zu dem angepappten Papierwust, den sie gerade auf den Beifahrersitz geworfen hatte. Das Foto war noch da.
Ein Foto von Devyn, das vor siebzehn Jahren gemacht worden war. Wieso hatte Sharon ein Foto von ihr? Wo ihre Rabenmutter sie doch als kleines Baby weggegeben hatte?
Hunderte möglicher Antworten fuhren in Devyns Kopf Karussell, dass ihr fast schwindlig wurde. Und sie begriff mit elektrisierender Deutlichkeit: Ihre leibliche Mutter hatte sie nicht aus den Augen verloren.
Sie war ihrer Mutter nicht egal .
War das möglich?
Sie musste es herausfinden. Sie schluckte schwer, die Last der Entscheidung schmeckte metallisch bitter in ihrem Mund. Sie musste
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