Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
und mit einem Mal war deutlich eine pochende Frustration zu spüren. »Es wird durch schwarze Magie beschützt. Wir müssen es vernichten.«
Santiago musste seine Verwirrung nicht vortäuschen. Deshalb war er nach Wisconsin gelockt worden? Wegen eines Buches?
»Ich bin nicht immun gegen schwarze Magie«, wandte er stirnrunzelnd ein. »Und Tonya ebenfalls nicht.«
Es folgte ein weiteres enervierendes Flackern des Geistes, als Gaius den Kopf in den Nacken legte, anscheinend, um mit seinen Kräften weit über den beengten Kellerraum hinaus nach etwas zu suchen. »Da gibt es eine Hexe«, sagte er.
Santiago kämpfte gegen den instinktiven Drang an, nach seinem Schwert zu greifen. Verdammt. Seine Haut kribbelte mit einem Mal, wie in Erwartung von Schmerzen. Als ob er im Auge eines Wirbelsturmes stünde und nur auf die Katastrophe wartete.
»Es gibt viele Hexen«, entgegnete er. Ganz vorsichtig.
»Es gibt nur eine, die imstande ist, den Zauber zu brechen.«
Santiago schnitt eine Grimasse. Nur eine? War das eine gute oder eine schlechte Nachricht?
Das konnte er unmöglich sagen.
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Sie hält sich in dem Versteck des Anasso auf.«
»In dem Versteck des Anasso?« Santiago stieß einen ungläubigen Laut aus. »Styx beschützt eine Hexe?«
»Sally, Sally, Sally.« Allmählich bildete sich auf Gaius’ Lippen ein Lächeln. Seine Augen blickten erneut in die Ferne. »Sie dachte, sie könne ein doppeltes Spiel mit mir treiben, die törichte Hexe. Aber das machte alles umso einfacher.«
Santiago zog die Augenbrauen zusammen und fragte sich, ob Gaius damit die Hexe meinte, die zuvor mit ihm zusammen dem Fürsten der Finsternis gedient hatte.
Sie musste verzweifelt gewesen sein, wenn sie sich an den König der Vampire gewandt hatte.
»Ich verstehe noch immer nicht, was du von mir willst.«
Gaius blickte ihn mit wachsender Ungeduld an. »Ich will, dass du sie holst.«
»Aus Styx’ Versteck?«
»Ja.«
Santiago stutzte und warf Tonya einen verstohlenen Blick zu, die so weit, wie es ihr nur möglich war, von Gaius abgerückt war, die Arme um die hochgezogenen Knie geschlungen.
Eine Schlinge zog sich um seinen Hals zu, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er ihr entkommen konnte.
»Weshalb tust du es nicht selbst?«
Gaius’ spöttisches Lächeln war ihm so vertraut, dass es Santiago unvorbereitet traf. Wer besaß hier die Kontrolle – Gaius oder der Geist?
Oder war es vielleicht eine seltsame Mischung aus beiden?
»Ich bin nicht sonderlich beliebt bei den Vampiren.«
»Verräter sind bei keiner Spezies sonderlich beliebt.« Santiago konnte einfach nicht widerstehen, ihn daran zu erinnern.
Gaius’ Augen verengten sich. »Sehr bald wirst du es verstehen.«
Santiago fauchte, als er mit einem Mal spürte, dass ihm ein Gewaltausbruch bevorstand. »Ist das eine Drohung?«
»Ich zöge es vor, keine Drohungen auszustoßen.« Gaius griff nach unten, um den vergessenen Dolch aufzuheben. Seine Nonchalance täuschte Santiago keinen Augenblick lang. »Alles, was du für mich tun sollst, ist, die Hexe aus dem Versteck des Anasso zu holen. Eine ganz einfache Aufgabe.«
Natürlich. Sich in ein Versteck zu schleichen, das mit einem besseren Sicherheitssystem ausgestattet war als das Pentagon, ganz zu schweigen von einem Dutzend der mächtigsten Dämonen der Erde, um sich eine Hexe zu schnappen, die sich vermutlich vor dem Geist versteckte. Na klar, natürlich war das ein Kinderspiel.
»Weshalb nutzt du nicht dein …« Er schauderte, als er gezwungen war, sich an den unheimlichen Anblick zu erinnern, als er in den Keller gekommen war, um sich selbst über die arme Tonya gebeugt vorzufinden. »… dein Talent des Gestaltwandelns, um dich in mich zu verwandeln?«
Gaius drehte sich mit einer geschmeidigen Bewegung um, um den Dolch in Richtung des Türpfostens zu schleudern. Die Klinge drang bis zum Griff in das Holz ein, womit er bewies, dass er trotz seiner zerbrechlichen Erscheinung seine beeindruckende Stärke behalten hatte.
»Styx kennt mein Talent bereits«, knurrte er. »Sobald ich ohne deinen Geruch dort auftauchen würde, wäre ihm klar, dass es sich um mich handelt.«
Santiago senkte den Blick zu dem goldenen Amulett, das Gaius um den Hals hing. Er konnte spüren, wie sich die Schlinge mit jeder Sekunde, die verging, fester zuzog.
Zwar wusste er nicht, weshalb Gaius so bestrebt war, dieses geheimnisvolle Buch in die Finger zu bekommen, oder weshalb es unbedingt die Hexe
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