Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
waren ihre großen, braunen Augen und ihre vollen Lippen ganz frei von Kosmetik. Sogar ihre Vorliebe für kurze Röcke und kaum vorhandene Oberteile war Jeans und Sweatshirts gewichen.
Und dann hatte sie sich in Gaius’ Heim in den Sümpfen Louisianas versteckt. Warum auch nicht? Es gab nur wenige Orte, die abgeschiedener waren, und es war ja nicht so, als brauchte der Vampir das Haus. Nicht, nachdem er in der Schlacht mit dem Fürsten der Finsternis getötet worden war.
Alles hätte perfekt sein müssen.
Aber es war nicht perfekt.
Vor einer Woche war sie nach einer Stippvisite zum nächsten Lebensmittelladen zum Haus zurückgekehrt und hatte festgestellt, dass Gaius nicht nur am Leben war, sondern sich in ein geistloses, wildes Tier verwandelt hatte, das ganz offensichtlich irgendetwas oder irgendjemanden in dem Haus beschützte.
Erschrocken über das seltsame Verhalten des Vampirs, ganz zu schweigen davon, dass sie das Haus für sich selbst beanspruchte, hatte sie sich in das Sumpfland zurückgezogen und einen Abstoßungszauber vorbereitet, der selbst bei dem mächtigsten Vampir hätte wirken müssen.
Sie mochte ihre Mutter hassen, aber dieses Miststück hatte ihr immerhin beigebracht, wirklich furchtbare schwarze Magie zu wirken.
Aber sobald der Zauber vorbereitet und sie zum Haus zurückgeschlichen war, um ihn noch während des Vollmonds anzuwenden, hatte sie entdeckt, dass das Haus von einer Macht umgeben war, die alles überstieg, was sie jemals erlebt hatte.
Und das hieß einiges bei einer Hexe, die im Dienst eines bösen Gottes gestanden hatte.
Als ihr klar geworden war, dass hier irgendetwas wirklich Merkwürdiges vorging, war sie sofort zu diesem Versteck gefahren und hatte eine Audienz bei Styx verlangt. Es war einen Versuch wert gewesen.
Sie war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte. Jedenfalls nicht, dass der mächtige und mit einer tödlichen Schönheit ausgestattete Vampir sie in sein privates Arbeitszimmer einlud, wo noch ein weiterer Vampir mit langem Silberhaar und dem Gesicht eines gefallenen Engels anwesend war. Aus irgendeinem Grund hatte sie angenommen, dass sich ein Lakai mit ihrem Anliegen befassen würde. Aber stattdessen hatten die beiden mächtigen Dämonen ihren Behauptungen mit überzeugenden Interessensbekundungen zugehört.
Styx hatte genau die richtigen Worte gefunden und ihr sogar eine Tasse von ihrem Lieblingstee angeboten. Und sie war voll und ganz auf seine falsche Aufrichtigkeit hereingefallen.
»Komm in meinen Salon, sagte die Spinne zur Fliege …«
An ihrem Tee nippend, war sie gerade damit beschäftigt gewesen, ihm ganz genau zu erklären, warum Gaius gefangen genommen werden musste, als sie plötzlich gespürt hatte, wie ihre Zunge taub wurde und ihr die Augen zufielen.
Sie hatten sie unter Drogen gesetzt.
Diese kaltherzigen, treulosen Idioten.
Erst vor wenigen Minuten war sie aufgewacht. Ihre Zunge war belegt und ihre magischen Kräfte waren durch die Zaubersprüche, welche die silbernen Wände säumten, gedämpft.
Sie besaß immer noch ihre Geheimwaffe, doch dieses Talent wirkte nur bei Menschen, nicht bei Dämonen. Oder wenigstens war es bis vor wenigen Wochen so gewesen, als sie sie versehentlich bei einem Höllenhund angewendet hatte, der zu nahe am Haus herumgestreunt war.
Sally wusste nicht, ob ihre Verbindung zum Fürsten der Finsternis zuvor ihre natürlichen Talente gedämpft hatte oder ob sie ein bestimmtes Alter erreicht hatte, in dem diese sich endlich voll ausbildeten. Es war wahrscheinlicher, dass der Höllenhund schwach gewesen war und sie voller Adrenalin, als er so plötzlich auf ihrer Veranda aufgetaucht war.
Auf jeden Fall wäre sie eine Idiotin gewesen, es bei einem Vampir oder auch nur einem reinblütigen Werwolf auszuprobieren.
Wenn sie versagte und die Gegenseite merkte, was sie da zu tun versuchte … Nun ja, dann wäre in eine Zelle geworfen zu werden ihre kleinste Sorge.
Verdammt sollten Styx und seine Blutsaugertruppe sein! Sie hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit. In der Vergangenheit hatte sie sich geschworen, nie mehr zuzulassen, der Gnade anderer ausgeliefert zu sein.
Warum hätte sie sonst einwilligen sollen, den Fürsten der Finsternis anzubeten? Oder in die Partnerschaft mit Gaius?
Jetzt war sie wieder ganz am Anfang.
Ein Opfer.
Nein. Unter erbitterter Aufbietung ihrer Kräfte schüttelte sie die Welle der Panik ab, die in ihr aufstieg. Sie war kein Opfer. Und das würde sie auch nie wieder sein.
Sally
Weitere Kostenlose Bücher