Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
Volk, ohne dass ich zuerst Eure Genehmigung einholte, offensichtlich gekränkt worden.«
Er zog die Lippen zurück und entblößte seine Fangzähne. Wie alle Männer wollte er nicht zugeben, dass er womöglich unvernünftig war. »Ich gebe zu, dass dein Verschwinden mich aufgeregt hat, aber das hatte nichts mit meinem Stolz zu tun.« Er legte eine Kunstpause ein. »Es war eine feige Entscheidung.«
Eine gefährliche Stille erfüllte die Küche und wurde nur von Levets erschrockenem Aufkeuchen unterbrochen.
»Ich … Äh … Ich glaube, ich werde das obere Stockwerk überprüfen«, murmelte der winzige Gargyle. Sein Schwanz zuckte, als er aus der Küche eilte.
Nefri und Santiago achteten nicht auf seinen abrupten Rückzug, da beide immer noch damit beschäftigt waren, sich gegenseitig zornig anzufunkeln.
Endlich fand Nefri ihre Stimme wieder. »Habt Ihr mich soeben einen Feigling genannt?«
Santiago zuckte mit keiner Wimper, als er den gefährlichen Unterton in ihrer Stimme vernahm. Möglicherweise hätte sie ihn dafür bewundert, wenn sie nicht so wütend gewesen wäre.
»Ich sagte, du hast eine feige Entscheidung getroffen«, korrigierte er sie.
»Habt Ihr jemals auch nur für einen kleinen Moment in Betracht gezogen, dass meine Entscheidung zu gehen nichts mit Euch zu tun gehabt haben könnte?«
»Nein.«
»Dass ich Verpflichtungen habe, die wichtiger sind, als Euer Ego zu befriedigen?«, fuhr sie grimmig fort.
»Du …« Santiago verkniff sich seine Worte und fauchte, als mit einem Mal der beißende Gestank verrottenden Fleisches in der Luft lag.
»Sacrebleu« , rief Levet von oben. »Das werden Sie sich sicherlich ansehen wollen.«
Santiago verdrehte die Augen himmelwärts. »Dieser verdammte Gargyle.«
KAPITEL 4
Styx’ Versteck nördlich von Chicago
D ie riesige Villa im nördlichen Teil Chicagos wirkte mehr wie ein Palast als wie ein Versteck für einen der mächtigsten und gefürchtetsten Vampire der Welt.
Da gab es Unmengen von Marmorfluren, geschwungenen Freitreppen und hohen Decken, die mit Kunstwerken in Museumsqualität bemalt waren. Die Korridore wurden von kannelierten Säulen und flachen Nischen gesäumt, in denen griechische Statuen standen. Die Einrichtung stammte aus Versailles, und es gab genügend Gold, um einen vernünftigen Dämon vor Entsetzen erschaudern zu lassen.
Die unteren Kerker jedoch hätten den feuchten Träumen des Pentagons entsprungen sein können.
Das Spinnennetz aus Zementgängen, die tief unter der Villa gegraben worden waren, führte zu einer Vielzahl von Zellen. Einige waren mit Blei ausgekleidet, andere mit Stahl oder Silber. Und sie alle waren durch machtvolle Zauber geschützt, um auch den kleinsten Funken Magie zu unterbinden.
Und dies bedeutete für Sally Grace ein echtes Ärgernis.
Die mächtige Hexe, die mitten in der Zelle stand, dachte über all die falschen Entscheidungen nach, die zu diesem speziellen Moment geführt hatten. Und davon gab es eine ganze Menge.
Die Entscheidung fortzulaufen, statt ihre verrückte Mutter umzubringen.
Die Entscheidung, den Machtversprechen des Fürsten der Finsternis nachzugeben, wofür sie als Gegenleistung seine Dienerin hatte werden müssen.
Die Entscheidung, dem Vampir Gaius und seinen idiotischen Wolfstölenpartnern bei ihren Versuchen zu helfen, die Prophetin und ihren Beschützerwerwolf gefangen zu nehmen.
All diese Entscheidungen waren eindeutig schlecht gewesen.
Aber keine davon übertraf ihre letzte.
Warum zum Henker hatte sie nur gedacht, es sei eine gute Idee, sich an den König der Vampire zu wenden?
Noch vor einem Monat hätte sie jeden ausgelacht, der behauptet hätte, dass sie irgendwann den Anasso aufsuchen würde. Immerhin war sie entschlossen gewesen, sich bedeckt zu halten, nachdem der Fürst der Finsternis jetzt tot war, und zu vergessen, dass sie überhaupt irgendetwas über Dämonen, Hexen oder böse Gottheiten wusste. In ein paar Jahren hätte sie ihren Namen ändern und von vorn anfangen können. Aber es war ihre feste Absicht gewesen, sich diesmal nur unter Menschen aufzuhalten.
Mit dieser Absicht hatte sie sich die schwarze Farbe aus ihren schulterlangen Haaren gewaschen, wodurch die tiefroten Locken mit den goldenen Reflexen zum Vorschein kamen, die die Natur für sie vorgesehen hatte. Ihr blasses, fast zerbrechlich wirkendes Gesicht wurde nicht länger durch Piercings oder das schwarze Gothic-Make-up verunstaltet, das sie früher benutzt hatte, um sich zu maskieren. Tatsächlich
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