Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
Talente der Vampire hinter dem Schleier ebenso unterschiedlich sind wie in dieser Welt.«
Santiago gab vor, ihre Angespanntheit nicht zu bemerken, die ihm nur allzu deutlich anzeigte, dass er ihr den letzten Nerv raubte. Wenn er die Angelegenheit nicht energisch vorantrieb, würde er niemals wahrhaft die Frau hinter der Clanchefin erkennen.
Und genau das wollte er.
Dieser Drang war so grausam stark, dass er mehr als nur ein wenig beängstigend war.
»Ich weiß, dass Vampire dort ihre Gestalt wandeln und durch den Nebel wandern können.«
»Ja.«
»Und die Fähigkeit, als Mensch durchzugehen?«, fragte er, womit er sich auf Gerüchte bezog, es gebe Vampire, die Atem und Herzschlag vortäuschen und sogar ihre Haut erwärmen konnten.
»Das trifft auf einige wenige zu.«
»Und was ist mit solchen, die tagsüber umherwandern können?«
»Von ihnen gibt es sogar noch weniger.«
»Dios.« Er gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen. In Wirklichkeit hatte er dies nicht für möglich gehalten. »Bist du imstande, tagsüber umherzuwandern?«
»Vor langer Zeit konnte ich für sehr kurze Zeitspannen das Sonnenlicht ertragen.«
»Weshalb jetzt nicht mehr?«
»Weil meine Besuche in dieser Welt häufiger geworden sind«, antwortete sie. Ihre Selbstbeherrschung war nur noch eine brüchige Hülle. »Das raubt mir meine Fähigkeiten.«
»Und aus welchem Grund sind sie häufiger geworden?«
»Vor zwei Jahrhunderten gab es einen – Zwischenfall, den ich regeln musste, und in letzter Zeit habe ich meine Aufmerksamkeit auf die Suche nach der Prophetin konzentriert.« Ihr Blick glitt zur Tür, ihr Profil war unbeweglich. »Ich hatte gehofft, zu meinen Studien zurückkehren zu können, sobald der Fürst der Finsternis besiegt war.«
Santiago blickte sie stirnrunzelnd an, verstimmt über ihr Bedauern. Es wirkte auf ihn schmerzhaft echt. War dies ein warnendes Anzeichen dafür, dass ihr Platz mit Bestimmtheit hinter dem Schleier war?
Und wenn dies tatsächlich der Fall war – wie konnte er dann dagegen Einwände erheben?
Sie war eine Clanchefin. Eine Anführerin, die von ihrem Volk mit kaum weniger Ehrfurcht als eine Göttin behandelt wurde.
Was gab es auf dieser Seite für sie? Ihn etwa? Das war wohl kaum der Rede wert.
Dieses Wissen machte ihn – reizbar.
»Um zu deinen Studien zurückzukehren oder mich zu vergessen?«, knurrte er.
Sie wandte sich um und blickte ihm in die glühenden Augen. »Wie bitte?«
»Gestehe die Wahrheit. Du wolltest hinter den Schleier fliehen und vorgeben, es habe dich nicht nach einem einfachen Wilden gelüstet«, stellte er klar.
Mit kühlem Blick und hoch erhobenem Kopf ging sie um seine starre Gestalt herum. »Wir verschwenden Zeit.«
» Si «, fauchte er, nicht sicher, ob er ärgerlicher auf sie oder sich selbst war, weil es ihm etwas ausmachte, dass sie so begierig darauf war, ihn hinter sich zu lassen. »Wir haben eindeutig Besseres zu tun.«
»Santiago?«
»Gehen wir.«
Gaius’ Versteck in Wisconsin
Gaius kehrte von seiner Suche zurück. Er hatte den dichten Wald nach Spuren von Eindringlingen durchkämmt. Jetzt stellte er fest, dass Dara am Fuß der Treppe stand. Mit ihrer Hand auf dem hölzernen Geländer und ihrem dunklen Haar, das von einer unsichtbaren Brise bewegt wurde, wirkte sie mehr wie ein Gespenst als wie eine Frau aus Fleisch und Blut.
Etwas in ihm sehnte sich danach, auf sie zuzueilen, um ihre zierliche Gestalt in seine Arme zu nehmen und sie zu beschützen. Doch stattdessen blieb er wie erstarrt in der Türöffnung stehen.
»Was tust du hier außerhalb des Bettes, Liebste?«, fragte er sanft.
Sie verzog ihre perfekt geschwungenen Lippen zu einem Schmollmund. »Mein Abendessen ist tot.«
Er sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Jetzt schon?«
»Du hast mir nur drei mitgebracht, und einer davon ist entkommen.«
Entkommen. Es dauerte eine ganze Weile, bis dieses Wort in sein träges Gehirn eingedrungen war. Dann ballte er seine Hände in erschöpfter Frustration zu Fäusten.
Verdammt.
So hatte es in Louisiana begonnen. Erst war ein Überlebender entkommen, dann zwei weitere, und es hatte sich Panik unter den Einheimischen ausgebreitet. Er durfte nicht zulassen, dass das erneut geschah.
»Der männliche Mensch?«
»Ja.«
»Ich muss ihn aufspüren.«
Dara hob eine schlanke Schulter. »Weshalb machst du dir die Mühe?«
»Weil er andere Menschen zu uns führen könnte«, antwortete er, kaum in der Lage, seine wachsende Verärgerung im Zaum
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