Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
betrachtet.
Aber sie war auch eine Frau. Und sie war nicht darüber erhaben, sich am Anblick von Santiagos Fassungslosigkeit zu weiden. Er war sonst immer so verdammt arrogant und selbstsicher.
Allerdings konnte sie ihm seine Reaktion nicht verübeln. Drachen würden jeden Dämon in die entgegengesetzte Richtung laufen lassen.
Selbst die mächtigen Vampire.
Drachen waren nicht nur imstande, ihre Feinde zu vernichten, indem sie Feuer spien, das die überwältigende Kraft einer Atombombenexplosion erreichte, sie verfügten zusätzlich auch über Zauberkräfte, die so alt und mächtig waren wie das Universum.
Das einzig Gute war, dass die seltenen, zurückgezogen lebenden Kreaturen wenig Interesse an der Welt der Sterblichen besaßen und oftmals gleich für mehrere Jahrtausende verschwanden.
»Es ist nicht nötig, sich zu ereifern«, entgegnete Nefri.
Santiago starrte sie an, als sei sie wahnsinnig geworden. Das war auch nur zu verständlich, dachte sie mit grimmigem Humor und erzitterte, als sie ein eiskaltes Kribbeln überlief.
Jede Frau hätte verrückt sein müssen, sich stärker von einem erotischen Vampir ablenken zu lassen, der sie allein mit der Berührung durch seine Macht erregte, als von einem sich nähernden Drachen, der imstande war, sie mit einem unbeabsichtigten Rülpser zu rösten.
»Du bringst mich zu dem Hort eines Drachen und sagst mir dann, ich solle mich nicht ereifern?«
»Du wirst nirgendwo sonst eine größere Sammlung uralter Texte finden«, erklärte sie.
»Ja, bewacht von einer tödlichen, vollkommen wahnsinnigen Echse, die uns mit einem Gähnen grillen kann.«
Nefri stutzte. Santiagos Reaktion verwirrte sie. »Ich bin überrascht.«
»Dass ich mich in den sicheren Tod führen lasse?«, murmelte er. »Ja, ich auch.«
»Nein, dass du meine Erklärung so einfach akzeptiert hast.« Sie forschte in seinem überirdisch schönen Gesicht. »Die meisten Dämonen glauben nicht mehr an Drachen.«
»Während meiner Jahre in den Gruben war ich mit diversen interessanten Dämonen eingesperrt, ein Clanchef inklusive.« Sein Lächeln enthielt nicht die geringste Spur von Humor. »Es ist erstaunlich, was eine Person verrät, wenn sie jede Nacht dem Tod ins Auge blickt.«
Nefri nickte langsam. Clanchefs wurde dringend davon abgeraten, über die Kämpfe, die sie austragen mussten, zu sprechen, nicht einmal untereinander. Ohne Zweifel sollte damit der Prozess der Verwandlung in einen Clanchef mysteriöser gestaltet werden.
Aber es gab stets Ausnahmen. Einschließlich Nefri, die nicht zögerte, Clanchefs zu ihren Erfahrungen zu befragen.
»Ah, er verriet die Geheimnisse über die Schlachten von Durotriges.«
»Nur kleine Bruchstücke.« Santiago hob eine Schulter. »Er behauptete, gegen einen Drachen gekämpft zu haben.«
»Ich vermute, dass diese Kreatur ein Mischling war. Das bedeutet …« Sie deutete mit der Hand auf ihre elegante Umgebung.
»Dass es irgendwo einen reinblütigen Drachen geben muss«, ergänzte Santiago, der ihrem Gedankengang mühelos gefolgt war, ihre Andeutung.
»Einen, der diese Welt betreten kann«, sagte sie. »Zumindest vermute ich das.«
»Deine Vermutungen neigen dazu, die unheimliche Angewohnheit zu haben, sich als richtig herauszustellen.«
Nefri rümpfte die Nase. Während ihres Kampfes mit der sonderbaren eidechsenähnlichen Kreatur mit den lederartigen Flügeln, die sie während ihrer letzten Prüfung beinahe gegrillt hätte, war sie zu der Überzeugung gekommen, dass die uralten Gerüchte hinsichtlich der Drachen etwas Wahres enthielten. Unglücklicherweise war die Sage über diese Bestien im Lauf der Jahrhunderte derart abgewandelt worden, dass es beinahe unmöglich war herauszufinden, was stimmte und was Mythos war.
»Diese Vermutung war schwieriger zu beweisen oder zu widerlegen als die anderen. Es gibt nur sehr wenig Informationen über Drachen.«
»Wie sieht es mit anderen Clanchefs aus?«, erkundigte er sich. »Sie müssen doch sicher Nachforschungen über die Wahrheit hinsichtlich der Drachen angestellt haben, wenn sie gegen sie kämpfen mussten?«
»Von den wenigen Clanchefs, die über ihre Prüfungen sprachen, habe ich erfahren, dass die Kämpfe von Person zu Person unterschiedlich ausfielen.« Das war eine Untertreibung. Die Prüfungen unterschieden sich bei jedem Kämpfer und jeder Kämpferin so völlig voneinander, dass Nefri sich schon gefragt hatte, ob sie eigentlich an verschiedene Orte geschickt wurden. Dann war sie aber zu der
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