Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
einen Riss im Raum gesperrt.«
»Wann?«
Bei Baines scharfem Tonfall trat Santiago direkt hinter Nefris Schulter, aber er war klug genug, das Schwert gesenkt zu halten.
»Ich kann Euch kein genaues Datum nennen«, gab Nefri zu. »Doch damals war die Welt noch jung.«
»Der Schleier«, murmelte Baine.
»Ja.«
Ein seltsames Summen erfüllte den Raum. Es war nicht das niedliche Schnurren eines Kätzchens, sondern die tödliche Vibration eines gereizten Drachen.
»Ich hätte argwöhnen müssen, dass diese Dummköpfe etwas verheimlichten.«
»Ihr habt nichts für die Kommission übrig?«, wollte Santiago wissen.
Eine winzige Rauchfahne stieg aus einem Nasenloch auf und verriet die Meinung des Drachen über die ultimativen Anführerinnen und Anführer der Dämonenheit.
»Sie versuchten sich als unvoreingenommene Gerichtsbarkeit auszugeben, welche sich bei der Herrschaft über die Dämonenwelt lediglich von der Gerechtigkeit leiten ließe.« Er stieß einen angewiderten Laut aus. »Obgleich die Wahrheit weniger edel ist.«
»Er hat definitiv nichts für sie übrig«, murmelte Santiago.
Nefri forschte in Baines fein geschnittenen Gesichtszügen und spürte, dass seine Abneigung gegen die Orakel eher persönlicher Natur war, als dass es sich nur um Verärgerung über ihre Autoritätspositionen gehandelt hätte.
»Ihr wusstet nicht, weshalb sie den Schleier erschufen?«, fragte sie.
»Nein.« Es folgte eine weitere Rauchfahne. »Erzählt mir mehr über dieses Wesen.«
Nefri spürte, wie Santiago leicht über die Wölbung ihrer Wirbelsäule strich. Als wäre diese stumme Warnung, vorsichtig zu sein, erforderlich gewesen. Selbst die Luft erhitzte sich unter Baines wachsendem Zorn.
»Leider weiß ich kaum mehr, als dass es so gefährlich ist, dass die Orakel sich veranlasst sahen, es aus der Welt der Sterblichen zu verbannen«, gab sie vorsichtig zu. »Und dass es im Augenblick mit einem Vampir namens Gaius unterwegs ist.«
»Und Ihr glaubt, dass dieser Vampir infiziert ist?«
»Gaius scheint imstande zu sein, mit seinem Biss unter den Menschen intensive Emotionen zu verbreiten. Furcht, Gewalt, Lust …« Sie schüttelte frustriert den Kopf. Bis sie verstand, wie und weshalb er Menschen infizierte, konnte sie nicht das Risiko eingehen, mit ihm in Kontakt zu geraten. »Wir wissen nicht, ob es sich dabei um eine vorsätzliche Tat handelt oder um ein Symptom seiner eigenen Krankheit.«
Die gelbbraunen Augen weiteten sich, als würden Nefris Worte den Drachen überraschen. Das war recht erstaunlich, wenn man bedachte, dass diese Bestie den Gerüchten zufolge älter war als die Erde und angeblich über das Wissen unzähliger Spezies verfügte.
Doch dann kräuselte unvermittelt ein mysteriöses Lächeln seine Lippen. »Intensive Emotionen?«
»Ist daran irgendetwas komisch?«, knurrte Santiago.
Baine wandte sich mit einer geschmeidigen Bewegung um und durchquerte den engen Raum, während sein leises Lachen bei Nefri eine Gänsehaut des Unbehagens hervorrief.
»Das ist wahrhaft die perfekte Ironie«, murmelte er vor sich hin.
»Kennt Ihr diesen Geist?«, erkundigte sich Nefri.
»Vielleicht.«
»Verratet Ihr uns, was Ihr wisst?«, schnauzte Santiago ungehalten.
Nefri stieß ihm ihren Ellbogen mit so viel Kraft in die Rippen, dass er vor Schmerzen zusammenzuckte.
»Santiago …«, murmelte sie.
Baine drehte sich langsam um. »Ich muss darüber nachdenken, was zu verraten ich gewillt bin.«
»Ich danke Euch.« Nefri neigte respektvoll den Kopf. »Wir wissen jede Auskunft zu schätzen, die Ihr uns erteilen könnt.«
»Jederzeit eine Diplomatin, nicht wahr, wunderschöne Nefri?«, meinte Baine gedehnt.
Nefri warf dem Vampir an ihrer Seite, der noch immer finster aussah, einen vorwurfsvollen Blick zu. »Das ist auch notwendig, wenn ich von impulsiven Männern umgeben bin, die es lieben, ihre Muskeln spielen zu lassen.«
Baine warf Santiago einen spöttischen Blick zu und bewegte gleichzeitig eine schlanke Hand in Richtung der Doppeltür auf der gegenüberliegenden Seite des Thrones. Mit leisem Quietschen öffnete sich eine der Türen langsam, als sei sie seit Jahrhunderten nicht geöffnet worden.
»Der Korridor führt zu einer Privatsuite«, teilte Baine Nefri mit. »Wir werden uns wieder sprechen, sobald ich meine Entscheidung getroffen habe.«
»Selbstverständlich.«
Sie packte ihren Begleiter am Arm und führte ihn zur Tür, bevor er den Drachen auffordern konnte, ihnen alles zu erzählen, was er
Weitere Kostenlose Bücher