Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
abgeschieden von den meisten Menschen, sondern auch so weit von Styx’ Versteck entfernt, dass er hier seine nächtliche Meditation genießen konnte, ohne befürchten zu müssen, dabei gestört zu werden.
Er hatte nie viel darüber nachgedacht, wem es wohl gehört hatte, bevor es verlassen worden war.
»Irgendwas ist daran seltsam.« Sally stellte sich mit gefurchter Stirn neben ihn. »Ich finde, wir sollten ihn öffnen.«
»Es gibt weitaus wichtigere Dinge, über die wir uns Gedanken machen sollten, als über irgendeinen vergessenen Schatz.«
»Ich bin an keinem Schatz interessiert«, fuhr sie ihn an. »Irgendwas stimmt mit seiner Aura nicht.«
»Aura?« Roke rollte mit den Augen und griff nach dem oberen Teil des Tresors, um ihn abzureißen, ohne auf das ohrenbetäubende Kreischen des Metalls, das auseinandergerissen wurde, zu achten. Je schneller er Sallys neuerlichen Versuch, ihn abzulenken, hinter sich brachte, desto schneller konnten sie sich mit der Katastrophe beschäftigen, die sie hervorgerufen hatte.
Roke spähte in den Safe und stieß einen ungeduldigen Laut aus. »Er ist leer. Bist du jetzt zufrieden …?« Er runzelte die Stirn und blinzelte, als ein eigenartiges Schimmern zu sehen war, vergleichbar dem Glanz einer Seifenblase. Dann schien die Blase zu platzen und enthüllte etwas im unteren Bereich. »Nein, einen Augenblick. Da ist ein Buch.«
Roke griff in den Tresor und war verblüfft, als Sally seinen Arm aufgeregt festhielt.
»Nein. Du darfst es nicht berühren.«
Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. »Weshalb?«
»Es ist in einen Zauber gehüllt.« Sie erschauderte. »In einen sehr scheußlichen Zauber.«
»Kannst du ihn beseitigen?«
»Nicht, ohne einen Gegenzauber vorzubereiten.« Sie drehte sich um und sah ihm in die zusammengekniffenen Augen. »Sieh mich nicht so an.«
»Wie sehe ich dich denn an?«
»So, als ob du sicher wärst, dass ich lüge.« Sie verschränkte mit kämpferischer Miene die Arme vor der Brust. »Wenn du mir nicht glaubst, dann nur zu, berühr das Buch.«
Natürlich. Als ob die Magie sein Leben nicht schon genug vermasselt hätte. Er hatte nicht die Absicht, sich in einen Wassermolch verwandeln zu lassen. Oder in etwas Schlimmeres.
Aber wenn er ein Wassermolch war, würde er sich andererseits keine Sorgen mehr darüber machen müssen, ob er die nächste Ewigkeit mit dieser Frau gefangen war.
Kopfschüttelnd kehrte Roke zu seiner Lederjacke zurück und zog sie an. Dann ging er zu Sally, umfasste ihre Taille und warf sie sich mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung über die Schulter.
»Diese Nacht könnte wahrhaftig nicht noch schlimmer werden«, murmelte er und steuerte auf die Tür zu.
»Hey, was glaubst du eigentlich, was du hier tust?«, protestierte sie und schlug mit den Händen gegen seinen Rücken.
Er schlang die Arme um ihre Schenkel, um sie davon abzuhalten, ihn zu treten.
»Wenn du die Nacht zu überleben hoffst, kleine Hexe, hältst du den Mund, bis ich dir sage, du sollst sprechen.«
Ein weiterer Hagel von Faustschlägen ging auf seinen Rücken nieder, hart genug, um ihm eine Rippe zu brechen.
»Du Scheißkerl!«
Der Wald von Wisconsin
Gaius stand verborgen zwischen den Bäumen, die die Spelunke umgaben. Das Holzgebäude mit dem Backsteinschornstein, der Rauch in den mit Sternen besprenkelten Himmel spie, reichte kaum aus, um die große Menschenmenge aufzunehmen, die sich zu der dröhnenden Countrymusik im Kreis drehte. Die Menschen schienen das allerdings nicht zu bemerken, während sie ihr Bier in einem Zug austranken und immer öfter in Lachsalven ausbrachen.
Sie waren jung, arrogant und überzeugt davon, immun gegen Schaden zu sein.
Diese Dummköpfe.
Niemand von ihnen spürte, dass der Tod direkt außer Sichtweite lauerte.
Gaius’ Fangzähne verlängerten sich. Der Duft frischen Blutes siegte sogar über den Gestank nach Bälgern und Sauerkraut. Sein Magen grollte, als ihm der schmackhafte Geruch in die Nase stieg.
Irgendwo in seinem Hinterkopf wusste er, dass er eigentlich nicht hungrig sein sollte. Hatte er nicht in der vorletzten Nacht Nahrung aufgenommen? Oder war es vergangene Nacht gewesen?
Die Zeit begann zusammenzulaufen. Das hätte ihn eigentlich beunruhigen sollen. Ebenso wie sein verdrecktes, verfilztes Haar und die mit Blut befleckte Kleidung ihn eigentlich hätten beunruhigen sollen.
Ach was.
Kopfschüttelnd bewegte er sich vorwärts und zuckte zusammen, als sich das betrunkene Gebrüll lärmender
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