Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
am anderen Ende.
»Anscheinend ist Baine zu einer Entscheidung gelangt«, sagte Nefri.
Santiago packte sie an den Schultern und drehte sie um, sodass sie ihm ins Gesicht blicken musste. Seine Miene zeigte seine Entschlossenheit. »Dieses Gespräch ist nur verschoben, jedoch noch nicht beendet.«
Nefri widerstand dem Drang, die Augen zu verdrehen. Als ob sie auch nur eine Sekunde lang daran gezweifelt hätte, dass dieser halsstarrige Vampir sie so lange drängen würde, bis er die Antwort hatte, die er haben wollte …
»Ich weiß.« Sanft entzog sie sich seinem Griff. »Aber wir unterhalten uns später weiter. Wir sollten Baine nicht warten lassen.«
Santiago schnitt eine Grimasse, setzte sich dann aber in Bewegung, um neben ihr herzulaufen. Automatisch griff seine Hand nach dem Schwert, das er sich auf den Rücken geschnallt hatte, und zog es aus der Scheide.
Nefri hielt den Mund, bis sie das Ende des getäfelten Ganges erreicht hatten. Dann legte sie Santiago die Hand auf den Arm und hielt ihn davon ab, die Tür zu öffnen. »Santiago.«
Er blickte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Ich dachte, du wolltest den Drachen nicht warten lassen?«
Sie wählte ihre Worte sorgfältig. »Baine ist vielleicht eine der ältesten und mächtigsten Kreaturen in verschiedenen Universen, aber in mancher Hinsicht kann er beinahe kindisch sein. Wenn du ihn kränkst, ist es sehr gut möglich, dass er sich weigern wird, uns das zu verraten, was er weiß.«
Santiagos Lippen zuckten angesichts ihrer vorsichtigen diplomatischen Bemühungen. »Ich verspreche dir mein allerbestes Benehmen. Ist es das, was du hören wolltest?«
»Ich habe gehofft, du überließest es mir, mit dem Drachen umzugehen.« Nefri sah Santiago an, der absichtlich eine ausdruckslose Miene zur Schau stellte. »Einfach nur …« Sie unterbrach sich und schüttelte resigniert den Kopf. Dieser Vampir würde genau das tun, was er tun wollte. »Oh, schon gut«, murmelte sie und streckte die Hand aus, um die Tür zu öffnen. »Du bist so dickköpfig.«
»Wer im Glashaus sitzt …«, flüsterte er ihr ins Ohr, als sie an ihm vorbeiging.
Nefri ignorierte seinen Spott und betrat den Thronsaal. Sie war nicht sonderlich überrascht, den Drachen träge auf dem großen Thron ausgestreckt vorzufinden. Erneut trug er nur eine locker sitzende Dojo-Hose. Seine schimmernden Tätowierungen krochen über seine Haut, und in seinen Augen brannte ein bernsteinfarbenes Feuer.
»Baine.« Sie blieb stehen und vollführte eine respektvolle Verbeugung. »Habt Dank, dass Ihr erneut mit uns sprecht.«
Der Blick aus den Bernsteinaugen glitt zu Santiago, der beschützend mit dem Schwert in der Hand neben ihr stand.
»Ich zöge es vor, das nicht zu tun – es gibt zweifelsohne faszinierendere Angelegenheiten, die meine Aufmerksamkeit erfordern«, entgegnete Baine und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Nefri zu. »Unglücklicherweise habe ich eine Schuld zu begleichen.«
»Eine Schuld?«, fragte Santiago.
Baine zuckte die Achseln. »Eine wunderschöne Vampirin rettete mir einst das Leben. Ich will versuchen, diesen Gefallen zu erwidern.«
Nefri schüttelte den Kopf, als Santiago einen fragenden Blick in ihre Richtung warf. Sie hatte noch nie Gerüchte gehört, die besagten, dass eine Vampirin einen Drachen gerettet hätte, auch wenn sie nicht daran zweifelte, dass sich das als faszinierende Geschichte erweisen würde.
Vorerst hegte sie jedoch ein weitaus größeres Interesse an Baines Andeutung, dass die Vampire gerettet werden müssten.
»Schweben wir in so großer Gefahr?«
»Ja.«
Nefri erschauderte, als er ihr so unverblümt zustimmte. »Geht diese Gefahr von dem Geist aus?«
»Es ist mehr als nur ein Geist. Es ist ein …« Baine hielt inne und schien über seine Wortwahl nachzudenken. »Ein Schöpfer.«
Santiago, der neben Nefri stand, erstarrte. »Ein Gott?«
»Das hängt von Eurer Definition des Wortes ›Gott‹ ab.« Baine berührte geistesabwesend ein Tattoo, das einem antiken Sanskritzeichen ähnelte und kurz auf seinem Hals auftauchte. Nefri vermutete, dass Baine im Lauf der Jahrhunderte von mehr als nur einer Sekte als Gott betrachtet worden war. »Er wird nicht mehr angebetet, und die meisten erinnern sich nicht einmal an ihn, doch er brachte mehrere Dämonenspezies hervor.«
Nefris wachsende Besorgnis verstärkte sich zusehends. Der Gedanke, dass der Geist in dieser Welt Verwandtschaft haben könnte, war ihr überhaupt noch nicht
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