Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
auf Larsâ Stirn. SchlieÃlich hatte ich Tahas Oberarmwunde damals im Web auch auf diese Weise schlieÃen können. Und zwar innerhalb kürzester Zeit! Diesmal aber war alles ganz anders: Ich verspürte weder einen prickelnden Wärmestrom in meiner Rechten noch wurde sie von einer blauen Aura umstrahlt. Auch die Wunde schloss sich nicht, sondern blutete immer weiter.
Waren meine Heilkräfte denn nur im Web wirksam?
Oder gab es einen anderen Grund, warum ich die Verletzung von Lars nicht heilen konnte?
Dabei musste die Wunde umgehend behandelt werden: Lars blutete inzwischen nämlich wie ein frisch gestochenes Schwein, wie Oma Mimi es in ihrer drastischen Art bestimmt ausgedrückt hätte. Sein mausgraues T-Shirt hatte sich schon blutrot verfärbt und selbst der seltsame rosa Anstecker mit dem groÃen schwarzen V war schon voller Blut. »Ihr habt hoffentlich Verbandszeug in der Wohnung?«, fragte ich ihn deshalb.
»J-J-Ja klar«, antwortete er mit Tränen erstickter Stimme. »D-D-Damit Papa verletzte Schüler versorgen kann.«
»Das ist ja interessant!« Kjell blickte vom Monitor seines Laptops auf und schob ihn vor Taha hin, der mit seinen neuen Kopfbügelhörern auf seinem Bett in ihrem gemeinsamen Zimmer lag und im Takt der Musik wippte. »Da!« Kjell deutete auf den Bildschirm und schrie seinen Kumpel laut an: »Schau mal, was ich entdeckt habe!«
Nach einem raschen Blick auf die angezeigte Internetseite richtete Taha sich auf, schaltete seinen iPod aus, setzte die Kopfhörer ab und blickte den blonden Hünen fragend an: »Wie bist du denn darauf gestoÃen?«
»Wie wohl?« Kjell verzog leicht genervt das Gesicht. »Indem ich einfach ein bisschen im Netz rumgesurft bin, wie denn sonst?«
»Ich bin ja nicht blöd«, gab Taha gereizt zurück. »Ich wollte nur wissen, warum du dich noch mal mit âºWertStoff Königâ¹ beschäftigt hast.«
Kjell sah ihn an, als würde er die Frage nicht verstehen. »Ist das nicht naheliegend? Weil mir der Anblick dieses Wachmannes einfach nicht mehr aus dem Kopf geht, der sich als mordgieriger Blutgierer entpuppt und diese schrecklichen TotbeiÃer auf uns gehetzâ«
»Moment«, fiel Taha seinem Warrior-Kumpel ins Wort. »Der Wachmann ist nicht bei âºWertStoff Königâ¹ beschäftigt, sondern bei ⺠CAPITAL SECURITY â¹. Die Recyclingfirma hat wahrscheinlich nicht einmal gewusst, welche Monster sich auf ihrem Betriebsgelände herumtreiben.«
Kjell verdrehte die Augen. »Genau das wollte ich ja überprüfen: ob es dort vielleicht weitere Vorfälle gab, die auf Fantome der Finsternis hindeuten. Insbesondere, nachdem ich in den Online-Nachrichten gelesen habe, dass der Personaldisponent von ⺠CAPITAL SECURITY ⹠heute Nacht auf mysteriöse Art und Weise im Bode-Museum umgekommen ist.«
»Das ist in der Tat merkwürdig.« Taha knetete sein bartloses Kinn. »Und da wir nicht an Zufälle glauben â¦Â«
»⦠habe ich einfach mal ein wenig recherchiert«, nahm Kjell seine Worte auf und zeigte auf den Monitor. »Dabei bin ich in einem Zeitungsarchiv auf diesen Artikel hier gestoÃen.«
Es war ein drei Jahre alter Bericht aus dem Lokalteil der BZ: Tote im Neuköllner Oberhafen entdeckt , lautete die Ãberschrift des Beitrags, der mit dem Porträtfoto einer Frau illustriert war. Sie hatte ein freundliches Gesicht, zurückgekämmte braune Haare und war trotz ihrer auffallend kleinen Augen ziemlich hübsch. Ein Kranführer von »WertStoff König« hatte ihre im Hafenbecken vor dem Betriebsgelände treibende Leiche bei Schichtbeginn entdeckt und natürlich sofort die Polizei verständigt. »Es gibt keinerlei Anzeichen für einen gewaltsamen Tod. Obwohl kein Abschiedsbrief gefunden wurde, geht die Polizei deshalb davon aus, dass die 35-jährige Reinigungskraft Anna P. Selbstmord begangen hat.« Taha wandte sich vom Bildschirm ab und blickte den Isländer fragend an. »Und warum findest du das interessant?«
Wieder verdrehte Kjell die Augen. »Und so was schimpft sich also Oculi!«, schnaufte er kopfschüttelnd. »Sieh doch nur mal richtig hin, Taha. Dann fällt es dir mit Sicherheit auch auf!«
Taha strich sich die langen Haare aus dem Gesicht, kniff die Augen zusammen und musterte das Zeitungsfoto eingehend, bis er plötzlich aufgeregt
Weitere Kostenlose Bücher