Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
»Möchtest du vielleicht darüber reden?«, tastete ich mich ganz vorsichtig an das heikle Thema heran. »Ãber deine Probleme und so?«
»Wozu denn?« Lars warf mir grimmige Blicke zu. »Das ändert doch sowieso nichts!«
»Das stimmt nicht. Im Gegenteil: Reden erleichâ«
»Du hast doch überhaupt keine Ahnung, Nele!«, unterbrach er mich rüde. »Was weiÃt du denn schon über mich?«
»Ãh«, war alles, was ich im ersten Moment über die Lippen brachte. Eigentlich hatte Lars ja recht: Ich wusste tatsächlich nichts über ihn! Er dagegen kannte zumindest meinen Namen, woher auch immer. Dabei hatten wir zuvor noch niemals ein Wort gewechselt. »Nichts«, antwortete ich deshalb wahrheitsgemäÃ. »Ich weià genauso wenig über dich wie du über mich.«
»Das glaubst auch nur du!«, erwiderte er zu meinem groÃen Erstaunen. Zumal ich ihm ansehen konnte, dass er es absolut ernst meinte. »Ich weià sehr wohl, wer du bist und was mit dir los ist. Und wenn du richtig hinsehen würdest, könntest du auch erkennen, was mein Problem ist. Dann würdest du auch einsehen, dass du mir nicht helfen kannst.« Er kniff die Augen zusammen. » Du ganz bestimmt nicht!«, wiederholte er mit Nachdruck.
Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf. Was redete Lars da blo� Was wollte er mit diesen rätselhaften Worten andeuten?
»Was ist denn dein Problem?«, fragte ich, eher aus Verlegenheit, als dass ich wirklich eine ernsthafte Antwort erwartet hätte.
»Ach, Nele.« Lars lieà ein bitteres Lachen hören. »Darauf musst du schon selber kommen. Oder hat man dir das noch nicht beigebracht?«
Seine Worte wurden immer rätselhafter. Ich verstand jedenfalls nur Bahnhof.
Als hätte Lars meine Gedanken erraten, spielte plötzlich ein schüchternes Lächeln um seine Lippen. »Wie auch immer«, sagte er und wurde wieder ernst. »Ich bin dir jedenfalls sehr dankbar, dass du mich zurückhalten wolltest. Dort oben auf dem Balkon, meine ich. Anderen wäre ich vermutlich völlig egal gewesen und sie hätten sich einen Dreck um mich gekümmert.«
»Nicht doch, Lars«, versuchte ich ihn aus seinem deutlich spürbaren Tief zu holen. »Das war doch selbstverständlich!«
»Für dich vielleicht! Aber sonst?« Mit einem bitteren Lachen winkte er ab. »Dabei â ich glaub ja nicht, dass ich gesprungen wäre. Das ist doch ganz gegen unsere Natur.«
Während er abbrach und wie abwesend vor sich hin starrte, blickte ich ihn ratlos an. Das ist doch ganz gegen unsere Natur â was sollte denn diese seltsame Bemerkung schon wieder bedeuten?
Keine Ahnung!
»Aber für einen Moment habe ich tatsächlich geglaubt«, fuhr Lars da auch schon fort, »einfach keinen anderen Ausweg mehr zu haben. Und vielleicht ging es Mama ja genauâ« Noch im gleichen Moment brach er ab und blickte mich erschrocken an â als habe er etwas Falsches gesagt, das er am liebsten auf der Stelle wieder zurücknehmen würde. Er schluckte betroffen und stand ruckartig auf. »Es ist besser, wenn du jetzt gehst, Nele. Wenn Papa zurückkommt und dich hier sieht â¦Â«
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Der Angler
»Ja klar, Lars, natürlich«, antwortete ich hastig und stand ebenfalls auf. »Gar kein Problem. Und denk bitte daran, ins Krankenhaus zu faâ« Da fiel mein Blick auf das Foto, das in einem Rahmen auf dem Küchenschrank stand. Es zeigte Lars beim Angeln mit einem Mann, der eine dicke karierte Jacke und einen tarnfarbenen Anglerhut trug. Sein Blick war auf die Leine gerichtet, an der offensichtlich gerade ein Fisch angebissen hatte. Sein Gesicht war deshalb nicht zu sehen. Ich erkannte ihn dennoch sofort wieder: Es war der Angler, der früh am Morgen auf der Brücke neben dem Bode-Museum gestanden hatte.
Mit absoluter Sicherheit!
Ich zuckte wie elektrisiert zusammen. »Wer ist das?«
»Das? Das ist mein Onkel Arko«, erklärte Lars völlig arglos. »Er nimmt mich immer zum Angeln mit. Zumindest bis vor ein paar Tagen.«
»Und jetzt nicht mehr?«
»Nö.« Lars schüttelte mit sichtlicher Enttäuschung den Kopf. »Seine Angelerlaubnis gilt nur für den Müggelsee. Aber seit letzter Woche geht er da nicht mehr hin. Wegen der Kormorane.«
»Hä?« Wieder verstand ich nur Bahnhof. »Kormorane sind doch absolut
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