Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
sagte er mit rauer Stimme. Seiner Miene war anzusehen, dass er es ernst meinte. »Das hätte ich nicht tun sollen. Aber manchmal komme ich einfach nicht gegen meine Natur an!«
Trotzdem war ich heilfroh, als ich wenige Minuten später völlig unbeschadet auf meinem Fahrrad saà und in Richtung GanghoferstraÃe davonradelte. Ich war noch keine zwei StraÃen weiter, da hatte ich bereits Taha am Handy, um ihn über die aufregenden Erlebnisse des Nachmittags und Abends zu informieren. Aber das hätte ich wohl besser sein lassen. Kaum hatte ich nämlich erwähnt, dass Urs Petzner sich in ein Bärenmonster verwandelt hatte, da bestand Taha darauf, dass wir uns schnellstens trafen. »Wenn du dir nicht umgehend einen zumindest groben Ãberblick über unsere Feinde verschaffst«, bedrängte er mich, »spielst du mit deinem Leben. Du kannst die Gefahren, die dir drohen, doch gar nicht richtig einschätzen.«
»Meinst du wirklich?«, erwiderte ich kleinlaut.
»Das meine ich nicht nur, sondern das weià ich sogar!«, sagte er mit Nachdruck und kündigte an, am nächsten Tag gleich nach der Schule in der GanghoferstraÃe vorbeizukommen. Um mir ein Lehrbuch der Fantomologie vorbeizubringen â »Im Grunde nichts weiter als eine Zusammenfassung des âºCodex Fantomicusâ¹!« â und sich von mir alle Ereignisse des heutigen Tages haarklein schildern zu lassen. »Selbst das kleinste Detail kann von entscheidender Bedeutung sein«, erklärte er mit ähnlicher Eindringlichkeit wie die Kriminalkommissarin im Bode-Museum.
Oma Mimi staunte nicht schlecht, als Taha am nächsten Nachmittag bei uns aufkreuzte, ersparte sich aber jeden Kommentar und jede neugierige Frage. Auch dass wir für eine geschlagene Stunde in meinem Zimmer verschwanden und die Tür hinter uns schlossen, um ungestört miteinander reden zu können, entlockte ihr kein Wort.
Mechti hätte das nie und nimmer zugelassen und wäre mit Sicherheit ausgerastet!
Als Taha sich verabschiedete und unser Haus verlieÃ, blickte Oma Mimi ihm interessiert nach, wie er â im roten Polohemd, in enger schwarzer Lederhose und auf braunen Mokassins â mit seinem lässigen Indianergang davonmarschierte. Dann drehte sie sich um und musterte mich mit einem ganz eigentümlichen Gesichtsausdruck. »Ein netter junger Mann, Nele. Und überaus schmuck!«
»Was willst du damit sagen, Oma?«, fragte ich etwas verwirrt.
»Nichts, überhaupt nichts«, behauptete sie. Aber ihr Lächeln verriet, dass sie sich ihren Teil dachte. Allerdings kamen wir nicht dazu, das weiter zu vertiefen. Ich brauchte nämlich den ganzen Nachmittag, um mich durch das Lehrbuch zu quälen, das Taha mir dagelassen hatte. Niemals hätte ich mir träumen lassen, wie viele unterschiedliche Arten und Gattungen von Fantoms, Monstern und Ungeheuern in unserer Welt ihr Unwesen trieben, ohne dass die Menschen auch nur das Geringste davon ahnten! Mir rauchte schon bald der Kopf, und als ich mir endlich einen groben Ãberblick verschafft hatte, war ich so erschöpft, dass ich im Wohnzimmer nur noch auf die Couch niedersank und mit Oma die Fernsehsendung zu Ende sah, die sie eingeschaltet hatte.
Aber die war einfach unglaublich!
»Wie unglaublich?« Lotti schaute mich an, als hätte ich behauptet, einem AuÃerirdischen begegnet zu sein. »Das muss ja eine Wahnsinnssendung gewesen sein!«
Am Morgen hatte ich verschlafen und war zu spät zum Unterricht gekommen. Deshalb konnte ich mich erst in der Hofpause etwas ausführlicher mit Lotti unterhalten. Ich erzählte ihr weder, dass Taha mich besucht, noch dass ich mich durch das »Lehrbuch der Fantomologie« geackert hatte. Weil sie Ersteres nichts anging und sie mir das Zweite bestimmt nicht abgenommen hätte. Ich erwähnte lediglich, dass ich beim Fernsehen mit Oma ein unglaubliches Erlebnis hatte, was Lotti zu ihrer Frage veranlasste. »Die Sendung meine ich doch gar nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäÃ. »Das war nur eine neue Quizshow, âºDie SchnellerWisserâ¹, auf einem kleinen Kanal.«
Lotti schien nun vollends verwirrt. »Was war denn dann so unglaublich daran?«
»Dass ich dem Gewinner, einem sechzehnjährigen Jungâ«
»Stimmt!«, unterbrach die sechzehnjährige Lotti mich mit kühlem Lächeln. »Sechzehn zu sein ist wirklich unglaublich!«
»Jetzt bleib
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