Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Geruch von Parkettpflege und Desinfektionsmitteln, vermischt mit einem weiteren ziemlich eigentümlichen Duft, kitzelte meine Nasenschleimhäute und lieà mich immer wieder räuspern.
Der Gang schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Dabei hatte das Gebäude von auÃen gar nicht so weitläufig ausgesehen. Jetzt aber kam es mir vor, als würde ich schon seit mindestens fünf Minuten hinter diesem Ben herhetzen, der stur vorneweg stapfte und sich nicht ein einziges Mal nach mir umdrehte.
Als wäre ich gar nicht vorhanden!
Endlich schimmerte am Ende des Flurs eine Fahrstuhltür auf. Während der Pfleger zügig darauf zuging â und dabei immer schneller wurde, wie mir schien â, hing ich einige Meter zurück und passierte gerade einen Seitengang, der offensichtlich in ein Nebengebäude führte. Ich war schon fast daran vorbei, als ich mit einem Mal aufgeregte Laute vernahm: »Pst!« Und dann noch einmal etwas eindringlicher: »Psssttt!
Verwundert blieb ich stehen und spähte nach rechts, wo ich zu meiner maÃlosen Ãberraschung eine bekannte Gestalt in der Tiefe des Ganges erblickte: den gut aussehenden Jungen mit den grünen Augen, der zu der geheimnisvollen Flugfahrrad-Gang gehörte, die mich in der vergangenen Nacht vor den Monstern gerettet hatte.
Taha hieà er!
Diesmal trug er keinen bodenlangen schwarzen Umhang, sondern war ganz normal gekleidet. Nun ja, fast normal. Seine dunklen Mokassins, die hautenge schwarze Lederhose, das rote Poloshirt und das braune Lederstirnband im pechschwarzen Haar verstärkten den Eindruck, den ich beim ersten Zusammentreffen mit Taha gewonnen hatte â ein GroÃstadtindianer!
Nach einem raschen Blick auf die seltsame Uhr an seinem Handgelenk winkte er mir aufgeregt zu und bewegte kaum merklich die Lippen. Obwohl er rund zehn Meter von mir entfernt stand, konnte ich seine Worte laut und deutlich verstehen: »Komm her zu mir, Nele. Schnell!«
Ich war so perplex, dass ich im ersten Augenblick gar nicht wusste, was ich tun sollte. Klar, in der vergangenen Nacht hatten Taha und seine Begleiter mich wahrscheinlich vor einem Riesenschlamassel bewahrt. Aber war das ein Grund, ihm einfach mir nichts, dir nichts zu folgen? Wieso eigentlich? Ich schwebte weder in Gefahr noch konnte ich irgendetwas entdecken, was seine Aufregung gerechtfertigt hätte.
Noch während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, nahm ich aus den Augenwinkeln wahr, dass Pfleger Ben mein Zögern nicht entgangen war. Er wollte gerade den Rufknopf des Fahrstuhls drücken, da drehte er sich unvermittelt um, starrte misstrauisch zu mir herüber und sog witternd die Luft durch die spitze Nase. Keine Ahnung, warum, aber urplötzlich schien ihm klar zu werden, dass irgendetwas nicht stimmte. Er verzog das Gesicht zu einer wütenden Fratze und schrie mich laut an: »Wirst du wohl herkommen, du verfluchtes Balg!« Dann setzte er sich in Bewegung und stürmte auf mich zu. Obwohl ich das, was nun folgte, so ähnlich schon mal erlebt hatte, empfand ich den gleichen eisigen Schrecken wie beim ersten Mal: Noch im Laufen verwandelte sich der so harmlos wirkende Pfleger in ein Monster mit Rattenkopf und spitzer Schnauze, das geöffnete Maul mit zwei kräftigen Nagezähne bewehrt und die schwarzen Knopfaugen vor wilder Mordlust funkelnd. Und aus den Ãrmeln seines blauen Klinikkittels ragten vier fleischfarbene, mit scharfen Nägeln besetzte Klauen.
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Die Flucht vor den
Rattenmännern
»Aber das gibt es doch nicht!« Malte starrte Axel Roloff, der zusammen mit Rena und Stefan WeiÃ, dem Sicherheitschef der Guardians, am groÃen Tisch im Konferenzsaal der GSP saÃ, fassungslos an. »Sämtliche Verkehrsüberwachungskameras im Bereich der Oberbaumbrücke waren zum Zeitpunkt des Unfalls ausgefallen?«
»So unglaublich das auch klingt, aber genauso verhält es sich!« Axel Roloff, ein freundlicher Mann von vielleicht Mitte dreiÃig und mit einem lässigen Sommeranzug bekleidet, hob verlegen lächelnd die Hände. »Unsere internen Untersuchungen laufen zwar noch, aber bislang konnten wir keine plausible Erklärung für den Defekt finden.«
»Vielleicht wurde die Anlage manipuliert?«, mischte Stefan sich ein.
»Durchaus möglich, aber wie gesagt â¦Â« Roloff seufzte. »Bislang tappen wir noch ziemlich im Dunkeln. Die Aussagen der beiden Augenzeugen, die den Unfall
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