Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
falls der Fahrer tatsächlich aus freien Stücken auf das Geländer zugerast ist: Aus welchem Grund hat er das getan? Freiwillig oder wurde er dazu gezwungen? Und wenn ja, wie? Warum sind die Ãberwachungskameras ausgefallen? Wo ist Jean-Lucs Tasche abgeblieben? Und so weiter und so fort.« Malte erhob sich und sah Rena und Stefan gequält lächelnd an. »Wie ihr seht, gibt es jede Menge zu tun. Packen wir es also an!«
»Haben wir denn eine andere Wahl?« Rena klang, als würde ihr die Aufgabe einiges Unbehagen bereiten. »Wir können die Menschheit doch nicht tatenlos ihrem Schicksal überlassen. Das wäre ihr Untergang â und unserer auch!«
Im Geiste hörte ich bereits das Knacken meiner Knochen, aber da war mir plötzlich, als würde ich eine Wattewand durchqueren, die mich von Kopf bis Fuà ganz sanft streichelte. Dann schwebte ich in die Tiefe und landete schlieÃlich so weich wie auf dem flauschigen Matratzenlager der Prinzessin auf der Erbse. Als ich die Augen wieder öffnete und mich umsah, hatte ich nicht den Funken einer Ahnung, wo ich mich befand.
Um mich herum war nichts als strahlendes Blau, sodass ich die Augen zusammenkneifen musste, um nicht geblendet zu werden. Dennoch erkannte ich schon wenige Sekunden später, dass ich in einem schlauchartigen Gang stand. Er war mehr als zwei Meter breit und übermannshoch, seine Wände leuchteten in einem fluoreszierenden Blau. Zu meinem Erstaunen bestanden sie weder aus Erde noch aus Stein, sondern aus einem mir unbekannten Material, das offenbar organischen Ursprungs war. Die Wände schienen nämlich zu pulsieren und ständig in Bewegung zu sein, so als würden sie atmen. Zudem hörte ich eine Art Herzschlag, dessen steter und beruhigender Klang ganz sanft und wie von weit her an meine Ohren tönte.
Der Atem und der Puls der Zeit!
Wie aus dem Nichts waberte dieser Gedanke durch meinen Kopf, und so absurd er mir auch vorkam, wusste ich dennoch ganz genau, dass ich damit richtiglag. Wie in Trance drehte ich mich um die eigene Achse und sah, dass ich am Ende des Ganges stand, aus dem mir eine angenehm sanfte Brise entgegenwehte, nicht muffig und feucht wie in den meisten unterirdischen Räumen, sondern angenehm duftend wie ein blütensatter Frühlingshauch nach einem reinigendem Landregen.
Wie war das nur möglich?
Während ich noch darüber nachsann, bemerkte ich, dass sich über mir ein schmaler Schacht öffnete, der senkrecht nach oben führte und ebenso in ein tiefes Blau mündete wie die schmale Eisenleiter, die an der Seite angebracht war.
Ich senkte den Kopf und suchte Tahas Blick, der mit verschränkten Armen an der pulsierenden Seitenwand lehnte und einen erleichterten Seufzer hören lieÃ: »Mann! Das war verdammt knapp â und mir gleichzeitig eine Lehre.«
»Eine Lehre?« Ich verstand nicht, was er meinte. »Welche denn?«
»Möglichst nie mehr ohne Battleband loszugehen.« Wie zur Erklärung hob er die rechte Hand â und da erinnerte ich mich wieder an die schwarze Ledermanschette, die Taha in der Nacht davor getragen hatte. Aber warum hatte er sie Battleband genannt? Allerdings brannte mir eine andere Frage weit heftiger auf der Zunge: »Da oben«, sagte ich und deutete mit dem Zeigefinger in den Schacht. »Ist das die LitfaÃsäule am Wilden Eber?«
»Ganz genau.« Er konnte sich ein ironisches Grinsen nicht verkneifen. »Alle Achtung, dass du von ganz alleine draufgekommen bist!«
Irgendwie konnte ich ihm seinen Spott nicht mal übelnehmen, denn er grinste mich verschmitzt an und zwinkerte mir mit diesen unglaublich grünen Augen zu.
»Und hier sind wir vor diesen ⦠äh ⦠Rattenmännern sicher?«, fragte ich.
»Ja, sind wir. Zumindest im Moment.«
»Dann ist das also das Web, von dem du gesprochen hast?«
»Auch das hast du richtig erraten«, gab Taha noch immer grinsend zurück.
»Aber warum ist hier alles so ganz anders? Die Wände, die Luft, der Geruch, meine ich.« Obwohl mir der Gedanke, der in diesem Moment in mir aufstieg, völlig abwegig erschien, kam er fast wie von selbst über meine Lippen: »Wir sind doch nicht etwa in einer anderen Welt?«
Schlagartig wurde Taha ernst. »Das ist einerseits richtig«, erklärte er. »Aber andererseits auch wieder falsch.«
Hä? Musste ich das verstehen?
»Wir befinden uns im Web,
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