Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Landregen. Ãberrascht drehte ich mich um und erblickte einen groÃen Wandschrank mit einem Spiegel an der Tür. Ein trotz seines Alters ausgesprochen schönes Stück, das in einer Nische gegenüber dem Büro stand. War es dieser Schrank, der den Duft verströmte? Zumal ich den Eindruck hatte, als könnte ich durch die schmalen Ritzen zwischen Tür und Rahmen ein bläulich schimmerndes Licht erkennen.
»Das ist das Schutzmittel, das so riecht«, erklärte Rena da zu meiner Verwunderung. »Es soll Ungeziefer von ihm fernhalten.«
»Sie meinen ⦠Holzwürmer und so?«, hakte ich nach.
»Ja, ja, natürlich«, antwortete sie hastig. »Die natürlich auch. â Aber jetzt komm bitte.«
Als ich den beiden ins Büro folgte, steigerte sich meine Verwirrung ins Unermessliche. Beim Blick durch die Fenster erkannte ich nämlich, dass ich mich in einem Gebäude direkt am Gendarmenmarkt befand. Ich stürmte ans Fenster, um ganz sicherzugehen, dass ich mich nicht täuschte.
Oder vielleicht einer Halluzination aufsaÃ!
Obwohl ich mir kräftig die Augen rieb, änderte sich an dem Standort nichts. Dabei war das eigentlich völlig unmöglich und mit dem normalen Menschenverstand einfach nicht zu begreifen.
Vom Wilden Eber bis zum Gendarmenmarkt waren es nämlich nicht nur ein paar Hundert Meter. Selbst bei allergünstigsten Verkehrsbedingungen benötigte man mit dem Auto bestimmt eine knappe halbe Stunde, um von einem Ort an den anderen zu gelangen. Zur augenblicklichen Rushhour jedoch konnte sich das auch gut und gerne mal zu einer vollen Stunde oder mehr auswachsen. Aber Taha und ich hatten höchstens zwanzig Minuten gebraucht â noch dazu zu FuÃ!
Unfassbar. Völlig unfassbar!
»Ich vermute, dass ihr durchs Web gekommen seid?«, holte Rena mich aus meinen Gedanken.
Ich drehte mich zu ihr um und nickte verlegen. »Durch das Web, genau. Aber ich verstehe niâ«
»Hat Taha dir nicht erklärt, dass es Teil der Unwirklichen Weiten ist?«
»Doch, schon.« Ich hob die Hände und schaute sie hilflos an. »Und trotzdem â¦Â«
»Vermutlich zweifelst du jetzt ein wenig an deinem Verstand«, mischte Malte sich ein. »Ist es nicht so, Nele?«
»Nun ja.« Ich verzog das Gesicht und kratzte mich am Kinn. »So kann man es auch ausdrücken.«
»Verstehe.« Malte lächelte wissend. »Nur zu deiner Beruhigung: Das Web und die Unwirklichen Weiten sind Teil einer anderen Dimension und unterliegen deshalb auch nicht den irdischen Naturgesetzen.« Damit deutete er auf die kleine Sitzgruppe in der Ecke. »Nimm bitte Platz. Ich denke, wir sind dir eine Erklärung schuldig.«
» Aber vorher nur noch ein Frage.« Rena setzte sich in den Sessel neben Malte. »Du hattest gestern also Geburtstag?«
»Ja, meinen fünfzehnten. Warum wollen Sie das wissen?«
»Ãh â¦Â« Rena brach ab und schluckte. Ein merkwürdiger Ausdruck verdunkelte ihr Gesicht. Irgendetwas bedrückte sie, das spürte ich ganz genau.
Aber was?
Rena setzte schon zu einer Antwort an, als Malte ihr zuvorkam: »Das wirst du gleich verstehen«, sagte er mit einem besorgten Seitenblick auf seine Frau. »Die Zeit drängt und deshalb müssen wir uns für heute mit einem kurzen Ãberblick begnügen. Dir alles über das groÃe Geheimnis zu erzählen, das unsere Welt zusammenhält und das Ãberleben der Menschheit sichert, würde Tage dauern. AuÃerdem würde es dich nur verwirren.«
»Ja, ja, das glaube ich auch«, pflichtete Rena ihm bei, die sich offensichtlich wieder gefangen hatte.
Dennoch übernahm Malte wieder das Wort: »Aber das werden wir natürlich nachholen, sobald du dich uns Guardians angeschlossen hast. Bis dahin sollten die wichtigsten Einzelheiten genügen.«
Alles begann in der Morgenröte der Zeiten. Als das Chaos geordnet und die Sterne und Planeten von den Unwirklichen Weiten geschieden wurden, wiesen die Mächte, die den Lauf der Welten bestimmen, den Menschen die Erde zu. Das aber versetzte die dämonischen Dunkelschwingen, die ebenfalls auf den blauen Planeten gehofft hatten, in rasenden Zorn. In seiner grenzenlosen Wut und Enttäuschung wollte sich ihr Anführer Baalsebul damit nicht abfinden und so widersetzte er sich dem kosmischen Willen. Mithilfe seiner dunklen Heere versuchte er, die Erde mit Gewalt in seinen
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