Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
ungeheuerlich, dass ich unwillkürlich den Kopf schüttelte und laut aufstöhnte. »Dann könnten ja selbst â zumindest theoretisch, meine ich â die Spitzen der Bundesregierung oder sogar der Bundespräsident solche Larven oder gar Nokturni sein?«
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Oculi und Auriculi
Die Auto-Werkstatt befand sich in Tempelhof und war mit der BVG recht gut zu erreichen. Obwohl sich ganz in der Nähe ein Ãbergang zum Web befand â diese waren meistens als ganz gewöhnliche LitfaÃsäulen getarnt, wie sie zu Hunderten über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren â, nahmen Taha und Aimi nicht den Weg durch die Unwirklichen Weiten. Auch wenn sie auf diese Weise viel schneller an ihr Ziel gelangt wären, hielten sie sich an die eiserne Regel der Guardians, öffentliche Ãbergänge ins Web am Tage nur im äuÃersten Notfall zu benutzen. Wenn sie sich zum Beispiel vor ihren Feinden in Sicherheit bringen mussten, wenn jemand ganz dringend Hilfe benötigte und diese auf herkömmliche Weise viel zu spät bei der Person eintreffen würde und in ähnlichen Fällen mehr. Ansonsten aber mieden sie den öffentlichen Einstieg in die geheimen Verbindungswege, um kein unnötiges Misstrauen bei den Norpel hervorzurufen. Diese konnten zwar nicht sehen, wie die Guardians ins Web eintauchten oder daraus hervortraten. Hin und wieder aber wunderte sich der eine oder andere doch darüber, dass Jugendliche wie aus dem Nichts in seiner Nähe auftauchten oder verschwanden. Und es galt, die dadurch hervorgerufenen Irritationen möglichst zu vermeiden.
Es war kurz vor Feierabend, als Taha und Aimi den Hin terhof betraten, der die Räumlichkeiten des Kfz-Betriebes be herbergte. Entgegen ihrer Erwartung war der Laden bestens in Schuss. Die beiden Hallen mit den je drei Arbeitsbühnen waren hell erleuchtet und picobello aufgeräumt. »Meisterbetrieb, alle Marken« stand auf der groÃen Reklametafel an der AuÃenfront. Am rechten der beiden zweiflügeligen Eingangstore wies ein Schild auf die Anmeldung hin.
Auch in dem etwas kleineren Büroraum herrschte penible Ordnung. Als Taha und Aimi durch die Tür traten, raunte der grünäugige GroÃstadtindianer seiner Begleiterin noch ein schnelles »Denk dran, was wir besprochen haben« zu.
Aber da hob der ältere Mann, der in einem fleckenlosen blauen Kittel hinter einem Monitor am Schreibtisch saÃ, auch schon prüfend den Kopf. Er musterte sie kurz über den Rand seiner dicken Hornbrille, stand dann sofort auf und eilte zum Tresen, der den hinteren Teil des Büros vom vorderen Kundenbereich abteilte. »Schönen guten Abend.« Ein freundliches Lächeln zerknitterte sein faltiges Gesicht noch mehr. Sein Atem roch nach Tabakrauch und die Fingerkuppen seiner rechten Hand waren gelb verfärbt. »Was kann ich für euch tun?«
»Eine ganze Menge«, antwortete Taha ebenfalls lächelnd. »Wir arbeiten gerade an einem Bericht für unsere Schülerzeitung, in dem wir verschiedene Handwerksbetriebe unserer Stadt vorstellen wollen.«
»Und eine Kfz-Werkstatt«, übernahm Aimi das Wort, »ist doch ein typischer Handwerksbetrieb, nicht wahr â¦Â« Sie blickte auf den gestickten Namen auf der Brusttasche des Mannes. »⦠Herr Hartmann?«
»Ja, klar, natürlich«, antwortete der und fügte mit unüberhörbarem Stolz hinzu: »Das will ich doch meinen!«
»Eben!« Taha nickte ihm bestätigend zu. »Deswegen wollten wir Sie bitten, uns in Ihrem Laden ein wenig umsehen zu dürfen.«
»Umsehen, soso?« Hartmann zog die Stirn kraus, senkte den Kopf und musterte sie erneut über den Brillenrand. »Und wieso kommt ihr ausgerechnet zu uns?«
»Weil â¦Â«, hob Taha an, tat dann aber so überrascht, als müsste er nach der passenden Antwort suchen. In Wahrheit aber handelte es sich um das mit Aimi abgesprochene Signal, dass sie nun die Initiative übernehmen sollte. Sie hatten nämlich mit genau dieser Frage gerechnet und deshalb während der Busfahrt noch rasch mit Stefan Weià telefoniert. Dadurch hatten sie erfahren, dass Markowskis Fahrer den Check der Dienstlimousine in dem gleichen Laden hatte durchführen lassen, der sich um seinen Privatwagen kümmerte.
»Wieso das denn?«, hatte Aimi sich noch gewundert.
»Genau das frage ich mich auch«, war die Antwort von Stefan gewesen.
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