Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
uns nur die Fledermäuse zum Vorbild nehmen!«
Was der Blinde damit meinte, hatten die Warriors erst dann verstanden, als er es ihnen demonstrierte. In schneller Folge stieà er spitze Klicklaute aus, die von der rund zwanzig Meter entfernten Zielscheibe reflektiert und an seine feinen Ohren zurückgeworfen wurden. Anhand dieser Schallwellen erkannte er nicht nur die Position der Scheibe, sondern auch deren GröÃe â und so gelang es ihm tatsächlich, mit vier von fünf darauf abgeschossenen Pfeilen fast exakt ins Schwarze zu treffen!
Die Warriors waren fassungslos gewesen und hatten den Blinden mit offenen Mündern angestarrt. Doch schon am nächsten Tag nahmen sie den »Fledermaus-Trick«, wie Taha ihn taufte, in ihr Trainingsprogramm auf und übten ihn fortan regelmäÃig â und zwar alle und völlig unabhängig von ihrer persönlichen Gabe. In der kurzen Zeit hatte es natürlich noch keiner von ihnen zur Meisterschaft gebracht, auch Aimi nicht. Trotzdem erschien ihr der Trick als einzige Möglichkeit, um in der tiefschwarzen Finsternis heil über die Schlangengrube zu gelangen. Zumal sie sich als Auriculi absolut auf ihr superfeines Gehör verlassen konnte.
Aimi schloss die Augen â eher aus Gewohnheit, denn um sie herum herrschte ohnehin absolute Dunkelheit â und folgte dem Beispiel des blinden Bogenschützen: Sie drehte den Kopf in die Richtung, in der sie den Steg vermutete, stieà spitze Klicklaute aus und lauschte auf deren Echo. Zunächst konnte sie nichts erkennen, doch dann war ihr, als zeichneten sich die Konturen des sich zur rechten Seite erstreckenden Brettes in der Dunkelheit ab. Ganz schwach nur â und dennoch so deutlich, dass sie einen Irrtum ausschloss. Aimi holte tief Luft, streckte das linke Bein in die entsprechende Richtung und senkte ganz vorsichtig die FuÃspitze ab, Millimeter um Millimeter. Nur einen Augenblick später stieà sie auf Widerstand: Sie hatte den Steg tatsächlich mit Hilfe ihres Gehörs lokalisiert!
Unglaublich. Der Fledermaus-Trick hatte funktioniert!
»Ja!«, schrie Aimi erleichtert auf, verlagerte das Gewicht auf das linke Bein und zog das rechte rasch nach, als urplötzlich gleiÃend helles Licht aufflammte und Rena Neflins resolute Stimme die Sensorik-Ãbung ihrer Schülerin beendete: »Die Zeit ist um, Aimi. Auch wenn du es nicht bis zur anderen Seite geschafft hast: Für den ersten Versuch war das gar nicht mal so schlecht!«
»Jo!«, lieà Kjell sich vernehmen. »Nicht mehr lange und Aimi kann den Walen Unterricht erteilen.« Die übrigen Warriors brachen in fröhliches Gelächter aus.
Allerdings konnte Aimi keinen von ihnen sehen. Das gleiÃende Licht hatte sie geblendet und so musste sie für einige Momente die Augen schlieÃen. Als sie sie wieder öffnete, war das Kellergewölbe mitsamt der Schlangengrube und dem darüberführenden Steg verschwunden. Aimi stand in der Mitte eines groÃen Raumes, dem die Scheinwerferbatterien an der Decke eine entfernte Ãhnlichkeit mit einem Filmstudio verliehen. Der FuÃboden und die halbrunde Stirnwand waren grün gestrichen, ähnlich den Greenscreens echter Studios, und konnten deshalb mithilfe einer hochmodernen computergesteuerten Projektions- und Lichttechnik nahezu jede beliebige Kulisse vortäuschen. So war es zum Beispiel möglich, eine Folterkammer oder einen eisigen Gefrierraum, eine Lagerhalle in tropischer Mittagshitze oder das labyrinthartige Innere einer Pyramide oder eines Maya-Tempels zu simulieren. Auf diese Weise konnte eine besondere Stresssituation hergestellt werden, wodurch der Sensorik-Unterricht der Warriors möglichst realitätsnah und effektiv gestaltet wurde. So auch im Falle von Aimis Schlangengrube. Wie gut das gelungen war, hatte sie schlieÃlich gerade am eigenen Leib verspürt: Obwohl sie wusste, dass Keller und Schlangengrube nichts als Fake waren, hatte ihr der Anblick der vermeintlichen Vipernbrut einen solchen Schrecken eingejagt, dass sie in unkontrolliertes Zittern und in kalten Angstschweià ausgebrochen war.
Nicht zu fassen!
Aimi atmete tief durch und gesellte sich zu Kjell und den anderen, die sich vor dem mächtigen Steuerpult an der Rückwand des Studios versammelt hatten. Sie verfolgten gerade die von einer Nachtsichtkamera aufgezeichnete Ãbung auf einem groÃen Monitor. »Sorry, Kjell«, sprach sie den blonden
Weitere Kostenlose Bücher