Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
das sagst.« Lottis Miene bewies, dass sie alles andere als überzeugt davon war.
»Natürlich!«, versuchte ich ihre Zweifel zu zerstreuen, als Aimi zu uns trat und Taha ansprach: »Te Ef El sechs neun drei.«
Der verstand offensichtlich genauso wenig wie ich, was sie damit meinte. »Wie?«, fragte er verwundert.
»TF â L 693«, wiederholte Aimi. »So lautet das Kennzeichen des Lieferwagens, mit dem Nele verschleppt werden sollte.«
»Nele?«, wunderte sich Lotti. »Warum denn nur Nele?«
»Erklär ich dir später«, fertigte Taha sie kurz angebunden ab, bevor er sich wieder an das kurzhaarige Mädchen wandte. »Gut gemacht, Aimi. Das hilft uns möglicherweise weiter.«
Ich wollte gerade nachhaken, warum, als ich am Rande meines Blickfeldes plötzlich eine Gestalt wahrnahm, die ganz gemächlich am May-Ayim-Ufer auf der Kreuzberger Spreeseite entlangschlenderte. Es war ganz offensichtlich ein Mann, der, in einen langen dunklen Kapuzenmantel gekleidet und zwei groÃe Tüten in der linken Hand, nach etwas zu suchen schien. Sein Kopf bewegte sich nämlich ständig hin und her, als würde er den Uferbereich sorgfältig scannen. Augenblicklich kam mir ein Verdacht: War das nicht der blinde Obdachlose, dem ich am Tag zuvor in der S-Bahn begegnet war?
Der Zeitenwanderer!
Ich hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als der Mann sich umdrehte und zu mir auf die Brücke hochblickte. Er war ein ganzes Stück von mir entfernt, dennoch konnte ich deutlich erkennen, dass seine Augen in dem gleichen geheimnisvollen Blau aufleuchteten, das mir bereits am Vortag einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Ich wollte dem Alten schon zuwinken, da wandte er sich wieder ab und nahm das fünfstöckige Wohnhaus auf der anderen Seite der UferstraÃe näher in Augenschein.
Seltsamerweise konnte ich das kleine Schild mit der Hausnummer direkt neben dem Eingang so deutlich erkennen, als stünde ich unmittelbar davor: 6A. Der Mann legte den Kopf in den Nacken und lieà seinen Blick langsam an der Fassade hochwandern, bis er schlieÃlich an einer Stelle verharrte.
Als ich es ihm gleichtat, entdeckte ich es auch: Zwischen den groÃen Blumentöpfen, die den linken Balkon im vierten Obergeschoss schmückten, glitzerte und blitzte es verräterisch auf â als würde dort ein Spiegel oder Ãhnliches das Sonnenlicht reflektieren. Doch obwohl ich die Augen ganz eng zusammenkniff, konnte ich leider nicht eindeutig ausmachen, was das geheimnisvolle Glitzern verursachte.
Ich tippte Taha an und deutete hoch zum Balkon. Tahas Augen schienen um einiges schärfer zu sein als meine, denn im nächsten Moment zischte er verärgert: »So ein widerlicher Spanner. Zwischen den Blumen ist eine Kamera versteckt! Offensichtlich filmt der Wohnungsinhaber das gegenüberliegende Spreeufer damit ab.«
»Hä?« Lotti musterte ihn verwundert. »Ich seh nichts.«
Ohne auf Lottis Kommentar einzugehen, wies Taha mit dem Arm auf die beiden Hostelschiffe am jenseitigen Ufer und auf die Grünflächen, die sich unterhalb der East Side Gallery erstreckten, die einige der wenigen noch erhaltenen Ãberreste der Berliner Mauer für die Touristen und auch für die Nachwelt bewahrte. »Er ist vermutlich scharf auf die Frauen, die sich dort drüben sonnen.«
Ein einzigen Blick genügte, und ich begriff, warum: Die meisten der jungen Sonnenanbeterinnen waren oben ohne und einige sogar ganz nackt.
»So ein verklemmtes Ferkel!«, empörte sich Lotti denn auch völlig zu recht. Offensichtlich hatte sie vergessen, dass ein normaler Mensch gar nicht so weit in die Ferne gucken konnte wie Taha.
Umso besser!
»Sag ich doch!« Taha nickte mit grimmiger Miene. »Und nachts geht auf den Schiffen und auf dem Rasen wahrscheinlich auch so einiges ab, womit sich in den Schmuddelecken des World Wide Web gutes Geld verdienen lässt.«
Lotti starrte ihn ungläubig an. »Du glaubst, dass der Perversling das heimlich filmt?«
»Warum sonst würde er seine Kamera so sorgfältig tarnen?« Taha kniff nachdenklich die Augen zusammen und knetete das kantige Kinn. »Aber vielleicht ist ja gerade das unser groÃes Glück.«
»Was?«, empörte sich Lotti. »So was nennst du Glück? Soll ich dir sagen, wie ich das nenne? Das ist eine Riesenschweinerei und nichts
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