Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
anderes!«
»Schon gut, Lotti, du hast ja recht«, versuchte ich den Zorn meiner Freundin zu dämpfen, denn ich wusste längst, was Taha meinte. Im Blickfeld der Kamera lagen nämlich nicht nur die beiden Hostelschiffe und die Liegewiesen, sondern auch der Bereich der Brücke, wo Markowskis Limousine das Geländer durchbrochen hatte. Wenn der heimliche Beobachter in der fraglichen Nacht ebenfalls gefilmt hatte, bestand zumindest die theoretische Chance, dass er den Sturz in die Spree, wenn auch unfreiwillig, aufgezeichnet hatte. Und genau diese Aufnahmen konnten möglicherweise etwas Licht in das geheimnisvolle Dunkel bringen, das noch immer über dem Unfallhergang lag.
Aber dazu mussten wir die Aufnahmen erst einmal in die Finger bekommen!
»Ich wüsste schon, wie wir an den Film rankommen«, sagte Taha da plötzlich, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Wir müssen uns allerdings gedulden, bis es dunkel ist.«
»Dunkel?« Ich hatte nicht die blasseste Ahnung, was er damit andeuten wollte. »Wieso das denn?«
Taha antwortete nicht sofort, sondern deutete mit verstohlenem Kopfnicken auf Lotti. Klar, das war wirklich nichts für die Ohren meiner Freundin!Zudem wäre es einfach unverantwortlich gewesen, sie in die Sache mit hineinzuziehen. Aber Lotti sorgte höchstpersönlich dafür, dass es erst gar nicht dazu kam.
»Sorry«, beschied sie Taha mit gespitzten Lippen. »Aber so lange können wir leider nicht warten.« Damit wandte sie sich wieder an mich. »Wir haben nämlich noch eine Verabredung, schon vergessen?«
O Mann: Lotti hatte ja recht!
»Dann geht es euch genauso wie mir.« Taha grinste Lotti schräg an und warf mir einen fragenden Blick zu. »Können wir uns morgen Abend hier treffen? So kurz nach Sonnenuntergang?«
Was für eine Frage!
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Aimi die Idee überhaupt nicht schmeckte, doch das war ja nicht mein Problem. AuÃerdem wollte ich gar nichts von Taha ⦠Auch wenn seine leuchtend grünen Augen mich immer wieder in ihren Bann zogen. Ob sie das wohl beim Licht des Sonnenuntergangs noch mehr taten?
Reià dich zusammen, Nele! Es geht hier um eine wichtige Mission!
Allerdings hatte da noch jemand ein gewaltiges Wörtchen mitzureden. »Von mir aus gerne«, sagte ich deshalb. »Vorausgesetzt natürlich, meine Mutter erlaubt mir das auch.«
»Das wird sie schon, Nele, da bin ich mir ganz sicher.« Die feinen Lippen zu einem wissenden Grinsen verzogen, zwinkerte Taha mir zu. »Das wäre doch bestimmt nicht das erste Mal, dass du deine Ma mit einer Ausrede hinters Licht führst. Oder?«
Bei diesen Worten musste ich schmunzeln.
Wo Taha recht hatte, hatte er einfach recht!
· 21 ·
Laokoon
Mit der S5 waren es nur vier Stationen von der Warschauer StraÃe bis zum Hackeschen Markt. Von dort aus führte uns ein kurzer FuÃweg zum Bode-Museum, das, auf zwei Seiten von der Spree umflossen, wie ein von einer mächtigen Kuppel gekröntes Wasserschloss an der nördlichen Spitze der Museumsinsel thronte. Schon komisch: Lotti und ich besuchten ein Museum, das ihren Namen trug, wie die groÃen Goldbuchstaben über dem Eingang weithin verkündeten.
Wie cool war das denn!
Natürlich war das Museum nicht nach Lotti benannt, sondern nach ihrem UrurgroÃvater Wilhelm von Bode, der zu Lebzeiten ein weltberühmter Museumsguru gewesen war. Und natürlich war das auch nicht der Grund dafür, warum es Lottis Papa zum stellvertretenden Museumsdirektor gebracht hatte. Aber egal: Irgendwie fand ich das schon beeindruckend.
Obwohl wir uns beeilten, kamen wir zu spät. Leonhard von Bode erwartete uns schon ungeduldig am Reiterstandbild des GroÃen Kurfürsten in der mächtigen Kuppelhalle gleich hinter dem Eingang. »Gute Güte, wo bleibt ihr denn?«, empfing er uns mit nervösem Blick auf seine Armbanduhr. »Ich hab dir doch Bescheid gesagt, dass ich gleich noch wichtigen Besuch erwarte!«
»Nicht böse sein, Pa.« Lotti sah ihn mit treuherzigem Augenaufschlag an. »Leider ist uns etwas Unvorhergesehenes dazwischengekommen.«
»Ist ja gut.« Der groà gewachsene Mann Anfang fünfzig, in dessen tadellos frisiertes dunkles Haar sich bereits die ersten grauen Strähnen mischten, blinzelte seine Tochter durch die schwarze Hornbrille an und strich ihr zärtlich über den Kopf. »Wie könnte
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